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Neue Pläne für Stahnsdorf: Des Dorfes neuer Kern

Stahnsdorfs historische Ortsmitte soll in den nächsten Jahren nahezu originalgetreu wiederhergestellt werden. Das Vorhaben wird voraussichtlich eine Million Euro kosten.

Stahnsdorf - Erst Zoff um Zilles Gören am Weiher, dann um gefällte Bäume – wenn es um den Dorfplatz von Stahnsdorf geht, wirds schnell emotional. Nun will die Gemeinde den Dorfkern erneut anpacken und entsprechend eines vom Landschaftsarchitekten Ansgar Heinze entwickelten Konzeptes gestalten. Veränderungen soll es in kleinen Schritten geben. Statt tiefgehender Umgestaltung soll der Park zu den Ursprüngen zurückgeführt werden. „Behutsam“, wie der frühere Chef der Arbeitsgruppe „Dorfmitte“ und heutigen Agendagruppe „Historischer Ortskern“, Thomas Michel, sagt.

Gewerbetreibende hatten sich über Rodungen beklagt

Rund 200 000 Euro sind nach Angaben der Verwaltung für die ersten Vorhaben im Haushalt 2015/16 eingeplant. Mehr als eine Million Euro wird das gesamte Projekt nach vorsichtigen Schätzungen kosten. Nachdem die Gemeindevertreter im November vergangenen Jahres für das Konzept mehrheitlich den Finger gehoben hatten, war Ende Januar damit begonnen worden, um das Denkmal vor der Kirche rund ein Dutzend Koniferen und Bäume zu fällen. Nach dem ersten Aufschrei habe bei den Stahnsdorfern inzwischen ein Gewöhnungseffekt eingesetzt. Neben dem freigelegten Gedenkstein gebe die lichtere Fläche vor der Kirche nun auch wieder den Blick auf das älteste Bauwerk am Platz frei.

Gewerbetreibende hatten zunächst beklagt, dass künftigen Festen auf dem Areal nun die anheimelnde Kulisse fehle. Inzwischen würden die Stahnsdorfer aber das Licht und den gewonnenen Blick auf die Kirche schätzen, erklärt Stahnsdorfs Hauptamtsleiterin Jana Bollinger. Zudem seien Ausgleichspflanzungen vorgesehen, die in Kürze vorgenommen werden sollen. Noch sei alles blattlos und kahl, meint der Grünen-Politiker Thomas Michel, aber im Sommer werde der Park zu einem Kleinod.

Stahnsdorfer haben sich an Zille-Göhren gewöhnt

Für Aufruhr hatte zunächst auch die Skulptur am Weiher im südlichen Teil des Dorfplatzes gesorgt. Monatelang zog sich der Streit um die von der Kleinmachnower Künstlerin Emma Maria Lange geschaffenen Zille-Gören hin, bis die Bronze-Figur auf dem Dorfplatz aufgestellt worden war. Inzwischen sind die pausbäckigen Kinder akzeptiert. „Stört nicht“, meint Kritiker Thomas Michel heute und sein Nachfolger als Sprecher der Agendagruppe, Günter Wüstenhagen, erklärt: „Passt nicht, aber wir haben uns alle daran gewöhnt.“

Nach den jetzt vorliegenden Plänen soll der dahinter liegende, etwa 200 Quadratmeter große Weiher aufgewertet werden. Er soll tiefer und auf etwa das Doppelte erweitert und somit sichtbarer werden. Das Schilf soll bleiben und den Dorfteich weiterhin umgeben. Es sei Lebensbereich für viele Insekten und Libellen, sagt Michel. Daneben sollen Wege erneuert, Bänke und Papierkörbe ausgetauscht werden. Während der Bereich um die Kirche auf seinen Kern und ursprünglichen Charakter zurückgeführt werde, solle im hinteren Teil des Parks der Aufenthaltscharakter gestärkt werden, ohne den Park jedoch zu sehr zu beleben. Eine Parkordnung, die den Aufenthalt regelt, gebe es aber nicht, erklärt Hauptamtsleiterin Bollinger. So sei etwa das Ausbreiten auf der Wiese zum Entspannen oder Sonnenbaden erlaubt.

Der naheliegende Spielplatz mit Schaukel und Wippe, den es in der ursprünglichen Parkanlage nicht gab, soll indes moderner und mit generationsübergreifenden Spielgeräten bestückt werden. Detailpläne dazu gibt es noch nicht. Alles soll schrittweise und in Abhängigkeit der verfügbaren Mittel und der Entscheidung der Gemeindevertreter erfolgen. Agendasprecher Günter Wüstenhagen plädiert dafür, die Bauleitung in einer Hand zu belassen und jeweils feste Beträge in den Haushalt einzustellen. Über das Verfahren hat der neu zu wählende Bürgermeister gemeinsam mit den Kommunalpolitikern zu entscheiden.

Als nächstes soll der DDR-Plattenweg verschwinden

Auch wenn derzeit auf dem denkmalgeschützten Areal abgestellte Baucontainer noch keine Vorboten weiterer Arbeiten zur Umgestaltung des Platzes sind, sollen weitere Veränderungen bald sichtbar werden. Derzeit werden die Wasserleitungen neu verlegt, später sollen die Gehwege entlang der um den Platz führenden Straßen instandgesetzt und neu gepflastert werden. Zuvor aber soll vor der Kirche der aus DDR-Zeiten stammende Plattenbelag verschwinden und ein neuer Weg nach historischem Vorbild angelegt werden. Daneben werde auch die Verbindung vom Dorfplatz durch die Upstall-Wiesen zum Schleusenweg erneuert, erklärt Michel. Auch die alten Straßenlampen, aus denen bereits der DDR-Beton herausbröckelt, sollen durch historische Laternen ersetzt werden.

Entworfen hat das Konzept der Kleinmachnower Architekt und Landschaftsplaner Ansgar Heinze, der sich bisher selbst noch nicht öffentlich zu seinen Plänen äußerte. Auch an dem von den PNN initiierten Vor-Ort-Termin nahm der Architekt trotz vorheriger Zusage wegen eines kurzfristigen anderen Termins nicht teil. Auch im Stahnsdorfer Rathaus hatte man bisher Probleme, Heinze ans Telefon zu bekommen.

Nach Angaben der Hauptamstleiterin habe Heinze zuletzt viel Zeit in den Archiven des Heimatvereins verbracht und in alten Aufzeichnungen und Skizzen geblättert. Alle Planungen sollen mit historischen Unterlagen abgeglichen werden, sagt Jana Bollinger.

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