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Potsdam-Mittelmark: Neue Hoffnung für die Beelitzer Heilstätten

Projektentwickler Torsten Schmitz hat mit einem Partner 15 alte Kliniken und ein geschichtsträchtiges Areal gekauft

Beelitz - 15 alte Klinikgebäude und viele kleinere Häuser der denkmalgeschützen Beelitzer Heilstätten haben einen neuen Eigentümer. Am Mittwochabend unterzeichneten Torsten Schmitz, Geschäftsführer der Potsdamer Terra-Projektentwicklung GmbH und ein Partner aus Stuttgart den Kaufvertrag mit dem bisherigen Insolvenzverwalter. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Ziel sei es, das denkmalgeschützte, 75 Hektar große Areal zu einem attraktiven Standort für Wohnen, Gesundheitswesen und Bildung zu entwickeln, sagte Schmitz gestern den PNN.

Die Beelitzer Heilstätten waren 1902 von der Landesversicherungsanstalt Berlin errichtet worden. Nach dem 2. Weltkrieg dienten sie bis 1994 als Zentrallazarett der Sowjetarmee. Für Schmitz sind die Heilstätten heimisches Terrain. Bereits vor zehn hatte der Architekt die ehemalige Chefarztvilla gekauft und saniert. Ein Gebäude, das nach der Wende in die Schlagzeilen geraten war, als Erich Honecker dort kurze Zeit Asyl fand. In diesem Haus soll nun künftig die neue Projektentwicklungsgesellschaft Beelitz-Heilstätten ihren Sitz haben.

Bereits 1995 war Immobilienentwickler Roland Ernst in Beelitz-Heilstätten mit dem Ziel angetreten, hier eine kleine Stadt mit neuen Wohnungen, Gesundheitseinrichtungen und verträglichem Gewerbe entstehen zu lassen. 1997 eröffnete eine neue Reha-Klinik in einem historischen Gebäude. Im Jahr 2000 musste Roland Ernst jedoch Insolvenz anmelden. Die Entwicklung der Beelitzer Heilstätten ging in den Folgejahren nur schleppend voran und wertvolle Bausubstanz verfiel.

In den Grundzügen wolle er nun „in einer zeitgemäßen Form“ an die damaligen Pläne anknüpfen, kündigte Schmitz an. Ziel sei es, einen Großteil der historischen Gebäude zu erhalten und mit neuem Leben zu erfüllen. Unter steuerlichen Aspekten gebe es hier für Investoren sehr gute Chancen, so der Potsdamer Architekt, der bereits zahlreiche Altbauten unter anderem in der Landeshauptstadt und in Werder denkmalgerecht saniert hat (PNN berichteten). „Die Beelitzer Heilstätten sind mit ihrem grünen Umfeld und der günstigen Verkehrsanbindung ein hervorragender Wohnstandort, versichert Schmitz, der mit seiner Familie seit Jahren selbst dort lebt. Vorgesehen sind vor allem neue Einfamilienhäuser sowie Wohnungen in historischer Bausubstanz.

Auch auf dem Gesundheitssektor und im Bildungswesen sieht Schmitz neue Chancen. Mit zwei potenziellen Investoren sei er bereits im Gespräch. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Initialzündung. Die Beelitzer müssen wieder den Glauben gewinnen, dass es Hoffnung für die Heilstätten gibt“ ,so Schmitz. Der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) hörte diese Botschaft gern. „Ich hoffe, dass der Investitionsstau im wichtigsten Entwicklungsgebiet der Stadt jetzt aufgeholt wird“, sagte er gestern den PNN. Endlich habe die Stadtverwaltung wieder einen Ansprechpartner.

Wie groß die Hoffnungen sind, wurde auch auf einer Gesprächsrunde mit 120 Gästen am Mittwochabend im Landhotel „Gustav“ auf dem Gelände der Beelitzer Heilstätten deutlich. Der Platz es neuen Eigentümers blieb dort noch leer. Genau zu diesem Zeitpunkt sei der Kaufvertrag unterzeichnet worden, so Schmitz.

Seit der Insolvenz von Roland Ernst im Jahr 2000 habe es viele Versuche gegeben, neue Investoren für Brandenburgs größtes Flächendenkmal zu finden, berichtete Gerd Ohligschläger von der Stadtverwaltung im „Gustav“. So habe es einen Interessenten gegeben, der sieben der insgesamt 15 leerstehenden großen Gebäude als Wissenschaftspark entwickeln wollte. Doch der Kaufpreis sei den Gläubigerbanken damals zu niedrig gewesen. Aus verschiedenen Gründen konnten auch weitere Ideen nicht umgesetzt werden, von der Ansiedelung diverser Kreis- und Landesbehörden wie dem Finanzamt oder einem gemeinsamen Oberlandesgericht Berlin-Brandenburg bis hin zu Bundesbehörden wie einem Bundesamt für Verbraucherschutz und zuletzt dem Bundesnachrichtendienst.

Die damalige Pressesprecherin von Roland Ernst, Sonja Brandt-Michael erinnerte am Mittwoch an die Pläne, die 1996 durch die Stadtverordneten bestätigt worden waren: Auf insgesamt 390 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sollten Schulen, Forschungs- und medizinische Einrichtungen, Gewerbe und Seniorenzentren entstehen. Darüber hinaus waren 740 Wohneinheiten in Einzel- und Doppelhäusern sowie 340 Wohnungen in mehrgeschossigen Häusern geplant. Die Unternehmensgruppe kam jedoch mit ihren zahlreichen Investitionen in Ostdeutschland ins Straucheln, allein in Berlin habe man sich mit den erwarteten Mieten verkalkuliert. Beelitz sei indes nie direkt von der Krise betroffen gewesen, sagte Brandt-Michael.

Trotz aller Probleme sei ein Teil der einstigen Ziele in den Heilstätten schon umgesetzt worden, so Gerd Ohligschläger. „Von den versprochenen 1000 Arbeitsplätzen wurden gut 400 geschaffen.“ Die Kliniken Beelitz GmbH ist der größte Arbeitgeber der Stadt und betreibt hier drei Fachkliniken unter anderem für Parkinson- und Epilepsie-Patienten sowie für Querschnittsgelähmte. Die insgesamt 240 Betten seien durchgängig zu 97 Prozent ausgelastet, berichtete Geschäftsführerin Silvia Özkaraman. Daneben hat sich in neuen Gebäuden die Reha-Klinik für Kinder und Jugendliche angesiedelt. Einzelne Objekte wie die Pförtnerhäuser sind verkauft und privat saniert worden, die technische Erschließung der Grundstücke sei bereits fortgeschritten. „Man sieht nicht alles auf den ersten Blick“, so Ohligschläger.

Auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark brachte schon seinen Anteil. Er baute in Heilstätten sein Feuerwehrtechnisches Zentrum und sanierte das alte Heizkraftwerk als technisches Denkmal. Stadtverordnete Elke Seidel, gleichzeitig Vorsitzende des Fördervereins „Heizkraftwerk Beelitz-Heilstätten“, äußerte den Wunsch, die Anlagen irgendwann wieder in Betrieb nehmen zu können. „Die Kopplung von Wärme- und Energiegewinnung könnte man so vom 19. direkt ins 21. Jahrhundert bringen.“ Mittlerweile laufe eine Kooperation des Vereins mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus.

Alle noch verbliebenen, unsanierten Gebäude lagen indes bisher in den Händen des Insolvenzverwalters Schulte-Kaubrügger. Hauptgläubiger waren nach der Insolvenz die Landesbanken Berlin und Hessen-Thüringen. Mit dem Verkauf der Landesbank Berlin an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband war im vergangenen Jahr offenbar der Druck zum Verkauf gewachsen. „Wir sind sehr harmonisch übereingekommen“, sagte Torsten Schmitz gestern.

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