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Ambitioniert. Hermann Lamprecht will das Teltower Rathaus kultivieren.

© S. Gabsch

Potsdam-Mittelmark: Mehr Klang fürs Teltower Rathaus

Der Schauspieler Hermann Lamprecht sammelt Spenden für einen Konzertflügel – und hofft auf einen Mäzen

Teltow - Als Darsteller des Alten Fritz eroberte er schon viele Herzen, nun hofft der Teltower Hermann Lamprecht, dass die Leute für ihn auch das Portemonnaie öffnen. Für einen Konzertflügel, den er der Stadt Teltow für den Ernst-von-Stubenrauchsaal im Rathaus schenken will, geht er seit einigen Monaten in Teltow Klinken putzen. „Ich habe so viel Anerkennung und Sympathie erfahren, ich will den Menschen etwas zurückgeben“, sagt er.

Die Idee kam dem 81-Jährigen vor einem knappen Jahr. Er saß am Fenster und blickte in den Sonnenuntergang, in Gedanken bei seiner Frau, die nach dem zweiten Schlaganfall im Krankenhaus lag, erzählt er. Kurz zuvor hatte sich der Teltower ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. „Mit dem Flügel will ich nun Danke sagen.“

Derzeit steht ein Schimmelpiano im Teltower Veranstaltungssaal, doch im Spiel hat der Pianist dem Publikum den Rücken zugewandt. Ein Flügel ermögliche nicht nur einen wunderbaren Raumklang, sondern auch die Kontaktaufnahme zu den Zuhörern, meint Lamprecht, der in den 1950er-Jahren selbst als Pianist in einer Band am Klavier saß und auch heute noch spielt. Auch seine Frau habe er auf diese Weise kennengelernt. In einem Lokal in Berlin-Lankwitz saß sie ihm gegenüber, begleitete mimisch sein Spiel, während er mit den Fingern über die Tasten flog.

Bei Teltows Stadtspitze musste Lamprecht nicht viel Überzeugungsarbeit leisten. Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) sei sofort begeistert gewesen, erzählt der Wahlteltower. Zudem hatte sich der pensionierte Polizist für Teltow auch zuvor schon verdient gemacht. 2009 spendete er seine Gagen für neue Glocken der Andreaskirche, 2012 beschaffte er der Stadt eine traditionelle Amtskette.

Für den neuen Flügel organisierte er zum Auftakt im Juni ein Benefizkonzert, 400 Euro kamen dabei zusammen. Doch als Lamprechts Frau nur wenig später verstarb, schlief die Aktion zunächst etwas ein. Jetzt, ein gutes halbes Jahr später, sei die Kraft wieder da, erklärt der zehnfache Großvater. Vornehmlich bei Unternehmen der Region klopfe er an die Tür und hofft auf offene Ohren. Aber auch Privatleute, die von der Aktion erfahren, steckten ihm Bargeld zu, erzählt er. Etwas über 10 000 Euro hat er schon gesammelt, 5000 Euro trug er selbst bei.

Auch einen Flügel hat er schon auserkoren. Ein Stutzflügel soll es sein, etwa 1,70 Meter lang, der laut einem akustischen Raumgutachten für den Saal auch gut geeignet sei. Allerdings wird er zwischen 30 000 und 40 000 Euro kosten. „Ich bräuchte einen Mäzen“, sagt Lamprecht. Er denkt an den Potsdamer Ehrenbürger Hasso Plattner oder auch den Entertainer Günter Jauch. Beide verehrt er wegen ihres Engagements. Plattner baute das Museum Barberini wieder auf, Jauch beteiligte sich am Wiederaufbau des Fortunaportals am Potsdamer Stadtschloss. Beides habe kulturhistorischen Wert, sagt der Mann, der sich selbst als Darsteller des Preußenkönigs der Aufgabe verschrieben hat, ein Stück Geschichte zu vermitteln. Auf ein entsprechendes Bittschreiben hätte aber noch keiner von beiden reagiert, bedauert er. Solveig Schuster

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