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Potsdam-Mittelmark: Liebe auf den ersten Blick

Vor 16 Jahren konnte Petra Reichelt noch nicht ahnen, dass sie Kastellanin in Caputh wird

Vor 16 Jahren konnte Petra Reichelt noch nicht ahnen, dass sie Kastellanin in Caputh wird Schwielowsee · Caputh - Vor 16 Jahren, 1988, hat Petra Reichelt das Schlösschen in Caputh zum ersten Mal gesehen und sich gleich verliebt.  Damals konnte sie nicht ahnen, dass sie später zur Kastellanin bestellt und im Landschloss der Kurfürstin Dorothea auch wohnen würde. Das Baudenkmal wurde  als Bildungsstätte vom Teltower Elektronikbetrieb CvO genutzt, der gerade mit ersten zaghaften Restaurierungsbemühungen begonnen hatte. Aber die kamen mit der politischen Wende zunächst zum Erliegen. Am 12. September dieses Jahres feiert der kurfürstliche Landsitz, den Friedrich Wilhelm 1671 seiner zweiten Gemahlin Dorothea übereignet hatte, nun schon den 5. Jahrestag der kompletten Wiederherstellung. Sie hatte 1995  nach der Übertragung von Schloss und Park in das Eigentum der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten begonnen. Zum Jubiläumsfest werden die Kunsthistorikerin Claudia Sommer und der Restaurator Thomas Tapp, die für die Arbeiten verantworteten, an den schwierigen Weg zur Wiedergeburt des einzigen aus der Zeit des Großen Kurfürsten erhaltenen Schlossbaus erinnern.   Mit der Restaurierung  erfüllte sich gleichzeitig Petra Reichelts großer Wunsch:  Sie wurde 1998 Kastellanin. Die gelernte Schriftsetzerin war 1986 nach Potsdam gekommen und zunächst als Schlossführerin im Neuen Palais tätig. In dieser Zeit absolvierte sie ein Studium zur Diplommuseologin. In Caputh hatte sie einen guten Start. Das erneuerte Schlösschen weckte Neugier und zog bisher 186000 Besucher an. Inzwischen muss stärker um deren Gunst gebuhlt werden. In der Vorsaison waren es 21481. Petra Reichelt fehlt es nicht an Einfällen. Am 1. August bringt sie auf der zweiten Schlossnacht „barocken Glanz“ in ihr Ensemble. Ein Tanzspiel „Mörderische Leidenschaften“, Oboenmusik und ein Konzert der Sächsisch-Brandenburgischen Bläservereinigung stehen dann neben der Abendöffnung des festlich illuminierten Schlosses auf dem Programm. Dafür gibt es noch einige Karten. Von 25. Juli bis 26. September wird eine Sonderausstellung „Schlösser und Gutshäuser im ehemaligen Ostpreußen“ gezeigt. Am 4. September führt das Potsdamer Poetenpack  „Casanova oder die Philosophie der Verführung“ auf. Daneben finden  wie inzwischen in allen Landschlössern der Stiftung Vorträge und thematische Führungen statt, u. a. zu den 300 Gemälden im Schloss. Damit sollen die Besucherzahlen ebenso erhöht werden wie durch „besucherfreundliche Maßnahmen“. Auch auf diesem Gebiet hat Caputh wenig Nachholbedarf. In solch einem kleineren Schloss kann auf jede Frage eines Gastes eingegangen werden. Dicht am Schlosspark legt der Linienverkehr der Weißen Flotte an, der Bus hält fast vor der Tür. Neben der auf dem Schlossgelände im restaurierten Kavalierhaus eingerichteten Gaststätte bietet der Ort jede Menge Einkehrmöglichkeiten. Nur der Wunsch, dass zerfallende, zum historischen Wirtschaftshof gehörende Logierhaus herzurichten, hat sich noch nicht erfüllt. Ähnelt Petra Reichelts Aufgabengebiet in vielem dem ihrer Kollegen in Potsdam, ist eines anders: Solch ein Landschloss soll auch kulturelles Zentrum für den Ort sein. Von Anfang hat die Kastellanin dafür starken Rückenwind aus der Gemeinde erhalten. Der Verein „Caputher Musiken“ mit Konzerten und der Initiativkreis Albert-Einstein-Haus mit einer Sonderausstellung über das Sommeridyll des großen Physikers gehören zu ihren treuesten Partnern. Schwielow-Tourismus sorgt für Besuchergruppen. Im kurfürstlichen Kabinett, das als Eheschließungszimmer genutzt werden kann, geben sich jährlich etwa 30 Paare das Jawort. Bestimmt die Tätigkeit als Kastellanin auch Petra Reichelts Lebensrhythmus, zieht sie sich dennoch nicht auf Caputh zurück. Die Frauen der Hohenzollern sind ihr bevorzugter Forschungsgegenstand, und so hat sie zur der Cecilien-Ausstellung im Marmorpalais beigetragen. Im Dezember spricht sie über die Kurfürstin Dorothea, der sie später auch eine Ausstellung widmen möchte. Außerdem richtet sie ihren Blick bereits auf das Jahr 2009. Dann jährt sich das Potsdamer Königstreffen zwischen Friedrich I. von Preußen, August dem Starken und Friedrich IV. von Dänemark zum 300. Mal. Damals hatte der Preuße seine königlichen Vettern zu einem Festmahl in Caputh eingeladen.Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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