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Digitales Kraftwerk. Auszubildende sollen in der neuen Halle die elektronische Steuerung des Motors verstehen lernen. In der Arbeitsgrube daneben können Traktoren untersucht werden.

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Lehre in Götz: Digital am Traktor

In einer neuen Technikhalle in Götz sollen Mechaniker künftig an digitaler Großtechnik ausgebildet werden. Wie genau das aussehen soll:

Von Enrico Bellin

Götz - Traktoren, die selbstständig digital gesteuert über den Acker fahren: Während autonomes Fahren bei Autos noch in der Erprobung ist, ist es in der Landwirtschaft schon jetzt Alltag. Damit auch die Mechaniker gezielt an den digitalen Maschinen ausgebildet werden können, ist am Zentrum für Gewerbeförderung in Götz am gestrigen Mittwoch eine neue Technikhalle eingeweiht worden. Im 1,3 Millionen Euro teuren Projekt der Handwerkskammer Potsdam sollen künftig die Auszubildenden im Bereich Land- und Baumaschinenmechatroniker aus Berlin und Brandenburg im Umgang mit der digitalen Großtechnik geschult werden.

91 Auszubildende gab es in diesem Bereich im Gebiet der Handwerkskammer Potsdam allein im vergangenen Jahr, zehn Prozent mehr als 2016. „Gerade im Bereich der Bau- und Landmaschinen werden die Innovationszyklen immer kürzer“, sagt Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam. Daher wolle man den Jugendlichen mit der innerhalb von zwei Jahren errichteten Halle, die die Kammer ohne Fördermittel gebaut hat, die besten Möglichkeiten bieten. Agrar-Staatssekretärin Carolin Schilde äußerte am Mittwoch auch die Hoffnung, dass junge Menschen sich nach Abschluss der technisch anspruchsvollen Ausbildung auch für einen Arbeitsplatz in Brandenburg entscheiden und sich mit ihren Familien im ländlichen Raum niederlassen. Ihre Arbeitskraft würde vor Ort gebraucht. „Die Landwirtschaftsbetriebe können sich keine langen Wartezeiten leisten, wenn eine Maschine kaputt ist“, so Schilde.

Brandenburger Bauern als Sonderfall

In der neuen Halle gibt es unter anderem eine 16 Meter lange Arbeitsgrube, in der an den Fahrzeugunterseiten gearbeitet werden kann. Dazu gibt es Motoren, an denen die Lehrlinge die Technik verstehen können und Geräte zur digitalen Fehleranalyse. Sie wurden von den Maschinenherstellern wie Väderstad und Krone gespendet. Die Firma Fendt hat gleich den größten Traktor aus der Modellpalette zur Verfügung gestellt. Das sei in Götz sinnvoll, da Brandenburger Bauern größere Felder bestellen und deshalb größere Maschinen benötigen als Landwirte in Süd- oder Westdeutschland, sagt Michael Oelk, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Land- und Baumaschinentechnik.

Die Verbindung zwischen Herstellern und Ausbildung hat aber auch negative Seiten: „40 bis 50 Prozent unserer Auszubildenden gehen nach dem Abschluss in andere Berufe“, so Oelk gegenüber den PNN. Vor allem die Industrie, also die Hersteller selbst, werben die jungen Menschen ab, ebenso wie Autowerkstätten. Auch kommunale Betrieben würden auf die Mechatroniker setzen. „In der Ausbildung lernt man schließlich vom Schweißen bis zur Digitaldiagnostik alles“, so Oelk. Trotzdem die bundesweit 5700 Unternehmen in der Landwirtschaftstechnik 8700 Ausbildungsplätze anbieten, werde es für die kleinen Händler auf dem Land daher schwierig, Personal zu finden. Zudem sei es noch nicht gelungen, Frauen für den Beruf zu begeistern. Bundesweit sind Oelk zufolge nur fünf bis zehn Prozent der Auszubildenden weiblich.

100 Azubis in den vergangenen fünf Jahren

Die Lehrlinge, die an drei Oberstufenzentren in Brandenburg ihre theoretische Ausbildung erhalten und sonst in den Betrieben sind, werden in Götz in zehn verschiedenen Kursen jeweils eine Woche lang praktisch geschult. Dazu gibt es Meisterkurse, die in den vergangenen fünf Jahren etwa 100 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet in Götz absolviert haben. „Landwirtschaftsmechatronik ist ein eher kleines Berufsfeld“, sagt auch Tilo Jänsch, Geschäftsführer des Götzer Zentrums.

Da der Beruf aber immer wichtiger werde, gibt es in Götz ab dem kommenden Ausbildungsjahr einen Lehrgang zum Servicetechniker für Land- und Baumaschinen. Außerdem will Jänsch ausloten, ob auch angehenden Landwirten dort ein technischer Grundlagenlehrgang angeboten werden kann. Die werden im nur gut zwei Kilometer entfernten Groß Kreutzer Oberstufenzentrum ausgebildet.

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