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Des einen Freud, des anderen Leid. Zwar führte die neu gebaute Landesstraße 40 zur Entlastung des Güterfelder Ortskerns, aber dafür brachte sie den Anwohnern in Kienwerder und der Vogelsiedlung mehr Lärm. Weitere Schallschutzwände oder -wälle wird es jedoch vorerst nicht geben. 

©  S. Schuster

Lärm an der Landesstraße 40: In Stahnsdorf ist es laut, aber nicht laut genug

Kein Lärmschutz für Kienwerder: Ein neues Gutachten sieht keinen Bedarf für verbesserten Schallschutz an der L40. Dabei beeinträchtigt der Lärm die Lebensqualität der Stahnsdorfer.

Stahnsdorf - Angesichts der Ergebnisse der Lärmmessungen auf der Landesstraße 40 sinken die Chancen für weitere Schallschutzwände an der viel befahrenen Straße gegen Null. Der durch Autos und Laster verursachte Lärm beeinträchtige zwar die Lebensqualität der Stahnsdorfer, überschreite jedoch nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte, sagt der Sprecher der Gemeinde Stahnsdorf, Stephan Reitzig. Das geht aus einem von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Gutachten hervor.

Demnach wird die Gemeinde dem Wunsch der Anwohner in Kienwerder und der Vogelsiedlung nach mehr Schutz und Ruhe vorerst nicht entsprechen können. Eine zunächst erwogene Klage, die etwa den Landesbetrieb für Straßenwesen zu weiteren Schallschutzmaßnahmen zwingt, hätte unter den gegenwärtigen Bedingungen wenig Aussicht auf Erfolg, so Reitzig. „Alles, was im Planfeststellungsverfahren festgelegt worden ist, wurde umgesetzt“, sagt auch der Leiter Region West des Brandenburger Landesbetriebes für Straßenwesen, Frank Schmidt.

Rechtliche Grundlage fehlt

Danach wurden Lärmschutzwände im Bereich der Siedlung An den Seematen/Feldstraße sowie Fichtestraße installiert. Weiter südlich entstand zudem in Höhe Priesterweg/Potsdamer Straße ein sechs Meter hoher Lärmschutzwall. Zu mehr sei die Behörde nicht verpflichtet, sie stehe der Gemeinde aber gern beratend bei, sollte sie sich entschließen, etwaige Bauten oder Wälle entlang der Landesstraße auf eigene Kosten zu realisieren, sagte er.

Jedoch auch dafür fehlt der Gemeinde die Grundlage. Im rechtlichen Sinne, so die Gutachter, seien weitere Maßnahmen nicht erforderlich. „Der Umstand, dass die Straße in einigen Bereichen von Stahnsdorf, Kienwerder und Güterfelde hörbar ist, rechtfertigt keine Forderung nach weitergehendem Schallschutz“, heißt es in dem Gutachten. Zudem sei das Unternehmen bei der Zählung auf weit günstigere Verhältnisse gestoßen als vom Land bei der Planung prognostiziert. Sowohl Verkehrsaufkommen insgesamt als auch Lkw-Anteil fielen geringer aus als angenommen.

Prognose: Verkehr in Stahnsdorf wird steigen

War das Land bei seinen Berechnungen noch von etwa 32.000 bis 35.000 Autos pro Tag ausgegangen, zählten die Gutachter im Untersuchungszeitraum etwas über 20.000 Autos. Die gemessenen Lärmpegel lagen um 2,5 Dezibel unter der vom Land ermittelten Prognose. In Zukunft, davon gehen andere Gutachten aus, werde der Verkehr in Stahnsdorf durch Zuzug und der zunehmenden Bedeutung der Straße als Verbindung zwischen Potsdam und Berlin und als Zubringer zum Großflughafen BER noch steigen.

Doch selbst bei Verdopplung der Werte hätte dies eine Lärmpegelerhöhung von etwa drei Dezibel zur Folge. Damit lägen sie immer noch im zulässigen Bereich, so die Gutachter. Vor einem Jahr hatte die Gemeindevertretung den Bürgermeister der Gemeinde Stahnsdorf, Bernd Albers (BfB), mit umfangreichen Untersuchungen und Prüfungen in Sachen Schallschutz beauftragt.

Eigentlich sollte die Trasse für Ruhe sorgen

Vorangegangen waren lautstarke Proteste der Anwohner in Kienwerder und der Vogelsiedlung, die sich nach dem Bau der L40 neu durch diese regelrecht „beschallt“ fühlen. Gerade die einseitig errichteten Schallschutzwände würden den Straßenlärm über die freien Ackerflächen der vierspurigen „Autobahn“ nach Norden reflektieren, sagte Regina Schwarz von der Wählergruppe Bürger für Bürger. Eigentlich sollte die neu gebaute Trasse für Ruhe sorgen und Güterfelde innerorts entlasten.

Fast 42 Millionen Euro hat das Land Brandenburg in den vierspurigen Ausbau der Straße investiert. Während jedoch auf der einen Seite das Ziel erreicht werden konnte, sorgte die Verlagerung des Verkehrs auf anderer Seite für Krach. Im Bürgerhaushalt untermauerten die Anwohner ihr Anliegen und votierten mit deutlichem Stimmenanteil für einen verbesserten Lärmschutz an der Landesstraße. Stahnsdorf kann die Ergebnisse des Gutachtens nicht ignorieren. Dennoch wollen die Fraktionen im Rahmen der anstehenden Haushaltsdebatte überlegen, welche weiteren Schritte machbar und sinnvoll sind, so BfB-Sprecher Gerold Maelzer. Zudem werde die Gemeinde erneut Messungen in Auftrag geben, sobald die Landesstraße 77 neu in Betrieb geht, sagte Sprecher Reitzig. Diese soll als Anbindung der Stahnsdorfer Gewerbegebiete zur weiteren innerörtlichen Entlastung führen. Noch lässt sich jedoch nicht sagen, wann die Straße realisiert wird, so der Dezernatsleiter der Brandenburger Straßenbaubehörde, Schmidt. Das begonnene Planfeststellungsverfahren liegt derzeit wegen Klagen von Flächeneigentümern auf Eis (die PNN berichteten).

Ein Funken Hoffnung bleibt: Die Gemeinde will beim Landkreis Potsdam-Mittelmark zumindest ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern auf der fünf Kilometer langen Strecke durchsetzen. Gegen einen ersten ablehnenden Bescheid des Kreises legte sie Widerspruch ein. „Bei den schalltechnischen Untersuchungen wurden Werte ermittelt, die weit unter den zulässigen waren“, erklärte Kreis-Sprecher Kai-Uwe Schwinzert. Es könne auch nicht unterstellt werden, dass die Prognosen zu günstig angesetzt waren. Soll heißen: Für jede Schallschutzmaßnahme gibt es vielleicht einen gefühlten, aber keinen realen Bedarf.

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