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KulTOUR: Wo die Strenge dem eher Spielerischen weicht

Die Caputher Künstlerin Siegrid Müller-Holtz ließ sich von einer China-Reise inspirieren

Schwielowsee - Ändern, um sich treu zu bleiben, Reisen, um sich selbst zu suchen, vorwärts gehen, um den eigenen Anfang zu finden. So ungefähr ließe sich das Arbeitsleben der Caputher Künstlerin Siegrid Müller-Holtz beschreiben. Sie hat viel experimentiert, ist viel unterwegens gewesen und kam dabei innen wohl immer ein Stückchen voran, bis ihr, nach etlichen Collage-Projekten, das Aquarellieren und die frühe malende Art wieder zufielen. Mit ihrer aktuellen Ausstellung „ART TO GO - Originale zum kleinen Preis" lässt sie die Welt nun an ihrer innerlichen Wegsuche teilnehmen.

Diese scheint irgendwie und irgendetwas mit dem Land der Mitte zu tun zu haben. Unvergessen, wie sie Ideelles und Materielles einer früheren China-Reise ins Bild gesetzt hat. Im vergangenen Herbst nun war sie im Rahmen eines deutsch-chinesischen Künstler-Austausches wieder vor Ort. Die Begegnungen mit chinesischen Menschen und Künstlern zweier Hochschulen in Tangshan und Hangzhou führten nicht nur zu einer wachsenden China-Faszination. Auch künstlerisch war diese Fahrt ergiebig. So entstanden seit ihrer Rückkehr gut hundert neue Arbeiten, mit denen sie technische und ästhetische Impulse, zum Beispiel die chinesische Tuschemalerei, die Kunst der Kalligrafie und die hohe Schule der vieltausendjährigen Wachs-Malerei (Enkaustik) aufarbeiten wollte.

„Nichts ist kopiert, alles Originale!“ Dass ihre eigene Handschrift dabei nicht verwischte, versteht sich von selbst. Neu sind diese Arbeiten auch insofern, als dass die Malerin sich weniger vom jeweiligen Material regieren lässt. So hat sie zum Beispiel mit heißem Wachs und heißem Eisen kleinformatige Serien zum Thema „Florales“ geschaffen, die manch einer für gut gemachte Fotografien hielt.

Elemente der Tuschemalerei sind in ihren neuen Collagen durchaus vertreten, aber natürlich nicht „auf chinesisch“, sondern nach ihrer ganz eigenen Art, vielleicht so, wie sie früher mal aquarellierte. Auch kalligrafische Elemente findet man in diesen titellosen Schöpfungen, meist grafisch verformt, zum Beispiel in Form eines Bandes oder Strudels. Mal schaut man auf ein Triptychon, dann wieder auf eine gekreuzte Struktur mit rostartigen Farben, dann gibt es eine hellblaue Serie von besonderer Zartheit und eine ganze Wand voller „Wachsbilder“, in klarem und strengem Schwarz-Weiß gehalten.

Siegrid Müller-Holtz hat eine Zeit erreicht, wo die Strenge dem eher Spielerischen weicht. Mehr wird da gefunden, als man es suchte. Scheinbar Abstraktes entsteht ohne konstruierende Absicht von selbst, viele dieser Arbeiten haben sich sogar zu einem Eigenleben entschlossen, sie wollen mehr sein, als einfach „nur Bild“. Oft bleibt die Dreiteilung im Aufbau enthalten, die kalligrafische Sprache ist Deutsch, und manchmal sogar zu entziffern. Ein Spiel.

Beschreiben kann man diese Welt ohnehin nicht, jeder muss Seines finden, wie Siegrid Müller-Holtz das ihre, was sie dem Publikum nun als „Originale zum kleinen Preis“ bis Mitte August jeweils sonntags vorlegt. Wer ihre Wege ein paar Jahre verfolgt hat, darf getrost von einer neuen Qualität oder Stufe ihrer Lebens-Arbeit sprechen: Man reist, um sich selber zu finden...

Ihren Gästen wird sie erzählen. Von sich und vom Land ihrer Mitte, von Einsteins Riesenschädel, und wie sie mit Kunstprofessor „Brecht“ zusammen ein Bild gemalt. Vielleicht auch von jenem kunstbesessenen Chinesen, der immer nur Flugzeuge „konnte“ Flugzeuge, Flugzeuge..

Die Ausstellung im Atelier in der Weinbergstraße unweit der Caputher Fähre ist bis zum 12. August jeweils sonntags von 12 bis 19 Uhr zu sehen.

Gerold Paul

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