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KulTOUR: Werder (Havel): Die Bilder hinter den Bildern

Werder (Havel) - Manchmal erzählen Bilder in Ausstellungen eine ganz besondere Geschichte: Von gewissen Traumreisen zum Beispiel, von den erratischen Abenteuern eines fliegenden Geistes oder wie man sich durch Malen selbst therapiert. In der Petzower Schinkelkirche ist derzeit eine Exposition zu sehen, die unter dem Titel „Sommergarten“ von alldem ein Quäntchen enthält.

Werder (Havel) - Manchmal erzählen Bilder in Ausstellungen eine ganz besondere Geschichte: Von gewissen Traumreisen zum Beispiel, von den erratischen Abenteuern eines fliegenden Geistes oder wie man sich durch Malen selbst therapiert. In der Petzower Schinkelkirche ist derzeit eine Exposition zu sehen, die unter dem Titel „Sommergarten“ von alldem ein Quäntchen enthält. Elf Bilder nur hat die Wilhelmshorsterin Doris Quest dafür liefern können, alle anderen sind derzeit fern unterwegs. Längsformate, kleinere, alles in Öl, auf den ersten Blick sieht das alles nicht eben üppig aus, zumal die Malerin reine und kräftige Farben ganz offensichtlich scheut.

Wer aber einen Lebensweg wie diesen hinter sich hat, tut wohl das meiste mit Bedacht: 1966 im Braunschweigischen geboren, mehrere Berufe vom Gärtnern bis zur Betriebswirtschaft mit Diplom, dann entdeckt sie ihre Begabung im spirituell-esoterischen Bereich: Gestalt- und Tanztherapie, Reiki, sowie Atem- und Wahrnehmungstraining. Malen seit 1995, mit Ausbildung in Berlin, Kleve, Assisi, Florenz und Bangkok. Ehe mit dem Schauspieler Christoph Quest. Ihr gemeinsames Credo: „Der Mensch ist die Krone der Schöpfung“, was natürliches Staunen und Ehrfurcht über alles Seiende weckt. Hinzu kam die lebensführende Entdeckung des „Energetischen Aufstellens“, eine an das Delphi’sche „gnothi seauton“ (Erkenne dich selbst) erinnernde Selbstfindungs-Methode. Von alldem und mehr erzählen ihre sich höchst bescheiden gebenden Bilder, die auf dem Kunstmarkt gar nicht wenig gelten, deshalb vielleicht auch der Petzower Mangel.

Doris Quest sagt das Ihre sozusagen durch die Blume, und dies schon sehr lange. Ihr Bildwerk hält die Latenz zwischen natürlichem Abbild und geistiger Höhung. Den Rest besorgen die Titel, sie locken den Betrachter nach dort, wohin die Künstlerin sie haben will. Voraussetzung ist nur, dass man sie annimmt, ganz klar. Es ist da gleichsam eine Art Magnetismus drin, ein Sog, eine Differenz, welche der Betrachter von innen her auffüllen soll, und dies auch ganz brav tut. Zwei Hochformate zum Beispiel sind mit „Adam“ und „Eva“ unterschrieben. Das unscharfe Auge sieht nur eine Folge fahlschwacher Blumen und staunt, doch „dahinter“ erkennt man den subtilen Umriss dieser Figuren, mehr oder weniger. Würde man nichts davon erkennen, wäre dieser Effekt auch vorhanden. Diese Bilder wirken also weniger über das Sujet, sondern über die Intuition, über das Geistige, über die Imagination. So auch bei der auf weißem Grund gespachtelten „Weißen Rose“, bei „Das Wasser des Lebens“, „Tanz der Engel“ und anderen. Hohe Worte! Wenige nur, wo diese Art nicht funktioniert. „Engelrosen“ ist ein Bild zum Verlieben, lasziv, fast sphärisch, und so viel Kraft durch den Titel! Sogar von „Gott“ hat sich die Malerin ein Bild gemacht, und zwar ein florales.

Kurzum, hier hat man Bilder vor sich, die Bilder hinter den Bildern entstehen lassen. Besser: Bilder drin im Betrachter. Denn da in der Krone der Schöpfung bekanntlich „alles“ schon drin ist, müsste man eher davon sprechen, dass Doris Quest Kunst und Vermögen besitzt, dieselben tief im Menschen zu wecken, in Seele und Gemüt. Und schon ist man im Reich des Therapeutischen, beim „Aufstellen“, beim Malen mit Farben: Engelrosen, Tanz der Winde, Harmonie, kann man das wirklich sehen? In Doris Questens „Sommergarten“ ahnt und fühlt man mehr, als man sieht. Sollte das nicht der Anfang aller Kunst sein? Gerold Paul

Fercher Straße 50 b, bis zum 19. März samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr

Gerold Paul

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