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KulTOUR: Von Kunst und Lebenskunst: Ein Besuch bei Peter Joseph Weymann

„Ich kann mich nicht beklagen! Ein Kerl muss eine Meinung haben!

„Ich kann mich nicht beklagen! Ein Kerl muss eine Meinung haben!“, polterte dereinst Ernst Moritz Arndt. Der Werderaner Peter Joseph Weymann ist ein solcher Kerl, und als Maler, Musiker und Betreiber des hochberühmten „Kuddeldaddeldu“ auf der Insel auch ein echter Lebenskünstler. Zusammen mit seiner Gattin Esther, „beste Köchin der Welt“, hat er sich die Seemanns- und Nostalgiekneipe des Weltfahrers Ringelnatz seit 1999 so erfolgreich aufgebaut, dass von Horst Buchholz bis Brigitte Mira, Herbert Grönemeyer bis zu Wolfgang Thierse schon so mancher Promi hier landete. Das ist vor Ort fotografisch dokumentiert. Auch die Außenanlage am Flussufer in Richtung Geltow ist verschönert worden. Als Künstler und konsequent positiv denkender Mensch baute Weymann Kleinskulpturen zwischen die Gasttische, welche auf alten Nähmaschinen montiert sind. Einer historischen Fischereigabel hat er ein Licht aufgesteckt, in die Tastatur einer uralten Tuba ein Weib mit der Gans unter dem Arm gesetzt, denn „so wurden damals Künstler entlohnt“. Aber witzige und hübsche Extras ist man von ihm, der jedermann mit „Du“ anspricht, ja seit langem gewohnt. Er nimmt das Leben von der heiteren Seite – und von der schönen, womit man beim Maler Weymann ist.

Auch hier hat das Außerordentliche, ja das Extraordinäre, den absoluten Primat. Als er einst in Werders Stadtgalerie ausstellte, wurde ihm Nachhilfe beim Handwerklichen empfohlen. Jetzt hängen seine Bilder viel begehrt in Weimar, München, Stuttgart, Prag, demnächst auch in Potsdams „fluxus+“-Museum in der Schiffbauergasse. Im Berliner Café Einstein soll gar Frau Merkel unter so einem gesessen und selbiges für „schön“ befunden haben. Nun, manche freut solches Lob, andere nicht. Mit der „Nachhilfe“ ist es dann nichts geworden, denn Weymann ist sich und seiner „Art“ treu geblieben. Er will immer noch Positives transportieren. Freute sich jemand über sein Bild, dann er genauso, so funktioniert das bei ihm. Gemalt hat er „schon immer“, aber als er 50 Jahre alt wurde, rieten ihm Freunde, mit seinen Acrylbildern endlich an die Öffentlichkeit zu gehen. Am Tage die Kneipe, nachts wird im Atelier der Pfarrgartenstraße gemalt, morgens entdeckt er beim stundenlangen Radfahren, dass „alles ringsum voller Kunst“ ist. Mehr, als er selbst schaffen könnte. Und wie? „Bloß keine gegenständliche Malerei! Eine Seerose zum Beispiel muss man nicht malen, die lässt sich auch fotografieren!“ Was diese aber beim Künstler an Empfindung und Farben auslöst, das wiederum könne kein Foto zeigen. Malen ist für ihn nichts anderes als zu komponieren, seine Bilder bezeichnet er entsprechend als „in sich stimmige Kompositionen mit den schönsten Farben der Welt“.

So wird man selten etwas leicht Definierbares in diesen assoziationsreichen Farbwundern finden. Manche können fliegen, andere wirken wie eine Palette Land auf gewaltiger Höhe. Und Musik, ja, Musik ist tatsächlich in allen. Vielleicht sind diese Werke Seelentröpfchen. An den Verstand ist da keines adressiert, völlig unmöglich. Mögen jetzt auch die Fraben etwas dunkler, die Formate für Ausstellungszwecke etwas größer geworden sein: Kraft zum Malen, Lebenskraft ist für den „hochzufriedenen Künstler“ immer da. Vor allem seine Handschrift macht ihn erkennbar, eine Handschrift, die so farbig, so naiv, so fröhlich sein kann. Schon wegen der schleichenden Gleichmacherei glaubt er fest an den Satz: Exoten haben Zukunft! Letztendlich aber ist ja doch alles nur Haltung, nur Reflex auf die Impulse von Zeit und von Welt. Und ein Bild nur von Wert, wenn man den Geist in ihm spürt. Gerold Paul

Atelierbesuche nach Absprache, Tel.: (03327)732772 und www.malerei54.de

Gerold Paul

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