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KulTOUR: Lange Nach der Kultur in Kleinmachnow: Das ganz ganz große Ding

Kleinmachnow - Kleinmachnow als Ort der Schläfrigkeit? Diese Zeit ist gottlob vorbei, nicht nur der Offiziellen wegen.

Kleinmachnow - Kleinmachnow als Ort der Schläfrigkeit? Diese Zeit ist gottlob vorbei, nicht nur der Offiziellen wegen. Auch dank der Kultur und des mehr oder weniger vereinten Engagements aller, die dort wohnen, und gern wohnen wollen, wach, und auch am Tag.

An der ultimativen Idee, besagte Kultur als Muntermacher müder Seelen zu nutzen, war auch die 3. Lange Nacht der Kultur am Samstag festgemacht, ein Gemeinschafts-Abenteuer ganz unterschiedlicher Vereine und Interessen in eigener und in öffentlicher Sache. Fünf Auftrittsorte, eine Vielzahl von Anbietern aller künstlerischer Genres, Programm-Marathon im Landarbeiterhaus „Z 200“ und in den Neuen Kammerspielen: Da hätte einer lügen müssen, der sagte: „für mich war nichts dabei.“ Ein bisschen steril, aber nicht uninteressant war die konzeptuell gefasste Ausstellung im Landarbeiterhaus von Marit Marten, die sich in alltägliche Plastiktüten verliebt hat, und dem formgestrengen Werner Keller, Urenkel der antiken Geometrie.

Im Hof übte sich stumm ein Puppenspieler mit seinem Puppenspielerkoffer, „Kunst Satt“ sollte es zugehen, wozu nicht nur erlesene Kulinaria angeboten wurden, auch ein sechs Meter langer Schriftauszug aus einem uralten Kochbuch. Da stand, dass man dem Frosch mit einem schweren Hammerschlag den Schädel zertrümmern müsse, um an seine Schenkelchen heranzukommen. Kinder schnitten nach Art von Marit Mertin Plastiktüten in Streifen um das Nebengelass zu verzieren.

In den Neuen Kammerspielen tobte das Leben beim Nonstop-Programm. Das Jugendblasorchester Kleinmachnow spielte, kaum reichte die Bühne um alle Musiker zu fassen. Schöne Stücke, laut und zart. Ein Sturzregen machte den Open-Air-Teil vor der Tüt zunichte, aber auch im kleinen Saal ließ sich mit Edna recht gut Zumba tanzen. Toll, dass man sich traute, ein Eckchen „zum Vorsingen, Jammern und Tanzen“ einzurichten, „für die Kultur“, wie es ultimativ hieß. Lesung, Theater, Film: da hatte man sich ordentlich was einfallen lassen. Genug Leute kamen, immer mehr, das Konzept des Vereins ging auf.

Über das „Theater am Weinberg“ kann nichts berichtet werden, vor dem Café Medoc saß ein gar stirniger Wächter, der einen Journalisten nicht von einem Betrüger zu unterscheiden vermochte. Na, vielleicht wird’s beim nächsten Mal.

Weil diesmal sonst für die Kleinen nicht so viel dabei war, hatte das „Kukuwe“ im Meiereifeld 33 am Nachmittag ordentlich Zulauf. Um in offenen Ateliers künstlerische und kulinarische Experimente zu erproben, brauchte man hier keine Entrées. Es wurde gemalt, gegrillt und auch gechillt, die Kinder lernten schwimm- und segelfähige Holzbötchen zu bauen, alles schick.

Abends war dann weniger los. Beim sintflutähnlichen Regensturzbach verlegte man das vorgesehene Rockkonzert ganz stressfrei unter das weiße Festzelt, später hörte man mit der jungen Gruppe „Rootycallis“ Reggea vom Allerfeinsten – da sind echte Talente am Werk. Natürlich ging auch diese „Lange Nacht“ bis tief in die Dunkelheit hinein.

Die „Apparatschiks“ im „Z 200“ waren mit „Taiga-Tunes und Soviet-Grooves“ eine echte Empfehlung. Die Neuen Kammerspiele indes hatten, nach Karaoke und Wunschfilm, zur Mitternacht sogar „Tanzen bis zum Umfallen“ angesagt. Hoffentlich hat das keiner zu wörtlich genommen. Eine tolle Sache also, diese Lange Nacht der Kultur, ein ganz großes Ding für Kleinmachnow. Ob die vierte Ausgabe im kommenden Jahr das wird toppen können? Gerold Paul

Gerold Paul

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