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Akemi Shuno und ihr Werk.

© M. Thomas

KulTOUR: „Good day is today!“

Zeitgenössische Japanische Kunst der Gruppe „A21“ im Kunst-Geschoss Werder

Werder (Havel) - Es muss von einem starken Sinn für Höheres zeugen, wenn ganz Japan seine berühmte „Kirschblüte“ bestaunt, obwohl sie doch nicht einmal essbare Frucht hervorzwingt. In Werder heißt die Baumblüte zwar nicht „Hanami“, dafür kann man hier Kirschwein und Kirschlikör in Mengen bekommen. Vielleicht, scherzte Bürgermeister Werner Große bei der Vernissage am Donnerstag, sollte man Osaka mal ein paar Kirschbäume spendieren? Die Stadtgalerie hat jedenfalls ihr Versprechen eingelöst, neben regionaler und nationaler auch internationale Kunst nach Werder zu holen; das städtepartnerschaftliche Pleinair letztes Jahr war ja ein senkrechter Start. Nun also zeitgenössische Kunst aus Japan im Kunst-Geschoss.

Aussteller ist die Künstlergruppe „A 21 International Art Exhibition Osaka“, wobei „A“ für Asien, die Zahl für das derzeitige Jahrhundert steht. Von den mehr als Hundert Mitgliedern wurden einunddreißig für diese sich „repräsentativ-zeitgenössisch“ gebende Schau ausgewählt. Aber was heißt das schon! Wenn Yuki Wakabayashi ein Mantra malt, Gruppenmanager und Senior Tomio Matsuda seine filigran-meditative Fläche „Zen“ nennt oder Akemi Shuno eine Stahl-Installation mit den uralten Motiven des südamerikanischen Nazca-Areals baut, dann ist das ebenso zeitgenössisch wie Akiko Moritas traditionelle Vasenmalerei oder Yasuhiro Takeshitas übermütiges „Hello, I love you“ (hier kommt der Kuss von oben) aus der Rubrik Pop-Art, so man eine braucht. Alles, was jetzt produziert wird, ist Gegenwart! Punkt.

Einunddreißigmal Individualität, einunddreißigmal Lebenserfahrung, Kunst- und Kulturverständnis: Syouta Fukuyama zeigt in „God drift“ die wohl hässlichsten Seiten der Zeit, alles ist auf „entkopfte“ Sexualität abgestellt, das Fleisch verfault bei lebendem Leibe, nie war das Weib so hässlich wie heute. Wenige andere Bilder sind so lebhaft, so farbig. Zwischen dezent kolorierten Formlos-Flecken und strenger Geometrie siedelt Eiichi Yamazaki „Unbehagen“ an. Kimiko Yamakis Bild, eine brisantes Aufeinandertreffen von Farbe und Linien, gab der Ausstellung auch den Titel: „Der Mond, der Himmel, das Wasser“. Überhaupt ist auffällig, um wie vieles mehr auf Raum und Struktur gesetzt wird, auf Hell und Dunkel, statt auf Figur und Farbe. Hierzu Yumiko Okazakis drahtrollenartiges „Guru-Guru“ in schönstem Schwarz-Weiß, „Bum the Candle into“ (Yoshida Tetsuo) oder „Landsat-Series“ von Yamauchi Ryohsuke.

„Point de départ“ von Pai Hui-Yi würden Europäer freilich dem „Impressionismus“ zuschlagen, aber Vorsicht, die Ausstellung, deutschlandweit nur in Werder zu sehen! hält mehr Kontemplation bereit, als man denkt – man müsste eben nur Japaner sein ...

Gegenüber dem Entree die neunteilige Porträtserie „Good day is today“ von Hitoshi Fuji, man weiß nicht, wie ernst man diese lustigen Köpfe nehmen soll. Es gibt Materialbilder mit traditionellem Zeug, Silberschmuck, etwas Grafik und Skulptur, Abstraktes, Symbolisches („Forward“ von Shan Lin-Cheng) – einer so, der andere so, mit oder ohne Tendenz. Überraschendes Fazit: Die „Moderne“ ist höchstwahrscheinlich international!

Allen, die etwas zu lehren haben, sei die Schau besonders empfohlen. Auch der Politik, kam sie doch nur mit Unterstützung des Goethe-Instituts Osaka zustande. Oberste Instanzen halten den Schirm über sie, aber so ist das eben: Je höher die „Anbindung“, umso herzlicher die Reden.

bis 29. April Do. Sa. So. 13 bis 18 Uhr, Sonderöffnungszeiten während der Baumblüte, Uferstraße 10

Gerold Paul

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