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KulTOUR: Fragen aus dem Publikum

Barbara Geiger und Dafne-Marie Fiedler überzeugten als Picassos Musen mit genialer szenischer Idee

Kleinmachnow - Dass Männer und Frauen einfach nicht zueinander passen, ist leicht gesagt und trotzdem nicht falsch. Einzig die Liebe hält sie zusammen, das „und“, nicht das „aber“. Doch was ist Liebe? Nach Pablo Picasso gibt es sie angeblich nicht, „es gibt nur Beweise der Liebe". Ausgerechnet! Hatte er seine Gefährtinnen denn nicht immer nur genommen, benutzt und weggeworfen, wenn ihm so war, Gaby, Eva, Olga, Dora, Jaqueline, und all die anderen? Er war der unwiderstehliche Spanier mit den schwarzen Augen, der hochberühmten Stirnlocke und den samtweichen Händen, der Minotaurus, ein Genie von Künstler, ein unwiderstehlicher Macho. War er das wirklich, oder immer nur so lange, wie ihm das seine Geliebten, die ja zugleich seine Musen waren, gestatten wollten? Eine zweigeteilte szenische Lesung zum Thema „Picasso und die Frauen“ nach dem gleichnamigen Bühnenstück des irischen Autors Brian McAvera brachte es nun an den Tag. Es ist nicht nur hoch zu loben, dass sich die Ämter von Teltow und Kleinmachnow anlässlich der 22. Brandenburgischen Frauenwoche zusammentaten, um dieses großartige Opus einem breiteren Publikum jeweils vor Ort vorstellen zu können. Mehr noch, diese künstlerische Darbietung der Schauspielerinnen Barbara Geiger und Dafne-Marie Fiedler wog gleich ein ganzes Dutzend Beiträge ungewisser Feministinnen auf, denn hier wurde nicht etwa erklärt, warum eine Beziehung „nicht geht“, hier wurden ganz unterschiedliche Wege gezeigt, diesen Minotaurus zu bändigen, den man begehrt. Ihn in Dauer zu lieben! Selbst aus dem tragischen Scheitern von Marie-Therese oder Dora ließ sich noch mehr Nutzen ziehen, als aus hundert „Emmas“.

Guter Besuch auch bei der zweiten Veranstaltung im Rathaus Kleinmachnow, wo es um Picassos späte „Beziehungen“ bis zu seinem Tod 1973 ging. Genial die szenische Grundidee: Als Regisseurin schickte Barbara Geiger dessen prominente Musen auf eine fiktive Pressekonferenz. Nachdem sie ihre monologischen Statements abgegeben hatten, durfte das Publikum Fragen an die durchweg jüngeren Gespielinnen des alternden Künstlers, an Marie-Therese und Francoise (Barbara Geiger), an Dora und Jaquelin (Dafne-Maria Fiedler) stellen. Es war ein atmosphärisch ganz dichter, ein wunderbarer Abend, große Verbeugung den Damen!

Picasso hätte natürlich anderes berichtet, hier aber war der Fokus weiblich. Er war noch mit der unglücklichen Olga verheiratet, als ihm 1927 die 17-jährige Marie-Therese über den Weg lief. Sie behauptet noch heute, die einzig wahre Liebe des Künstlers gewesen zu sein. Die kühle Dora, selbst Malerin und Surrealistin, löste sie 1935 ab, sie war es, die ihm „ebenbürtig“ sein wollte. Francoise brachte den Geliebten zum Staunen, denn sie verließ ihn mit seinen beiden Kindern, schrieb dann gar ein Buch über diese Beziehung. Er war baff, wie ihn jemand einfach so verlassen konnte. Nachdem sie ihr Buch durchgesetzt hatte, bewunderte er diese Frau. Sie hat seinen Stolz überwunden. Die letzten zwanzig Jahre stand die 46 Jahre jüngere Jaqueline Roque an seiner Seite. Sie vertritt gleichsam die Bereitschaft, jederzeit uneigennützig für den anderen da zu sein. Auch künstlerisch war sie seine dauerhafteste Muse. Als er starb, wärmte sie ihn im Bett mit ihrem Körper.

Die meisten dieser Begegnungen mit Picasso waren jedoch seltsam folgenschwer: Eine hängte sich auf, die zweite landete in der Psychiatrie, Jaqueline erschoss sich 13 Jahre nach seinem Tod.

Gerold Paul

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