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Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen ehemaligen Geschäftsführer der SRS-Hausverwaltungs GmbH.

© dapd

Kriminalität: SRS-Betrug: Streit um Aufarbeitung

Michendorfs Aufklärer sind uneins über die Ergebnisse der Arbeitsgruppe. Gleichzeitig wird die Schuld für den Millionenverlust außerhalb Michendorfs gesucht.

Michendorf - Bei der Aufarbeitung des mutmaßlichen Millionenbetrugs durch einen Geschäftsführer der SRS Hausverwaltungs GmbH in Michendorf gibt es Uneinigkeit. Mitglieder der Arbeitsgruppe (AG) aus Gemeindevertretern, die unabhängig von der Staatsanwaltschaft Aufklärung in dem Fall betreiben will, bewerten die bisherigen Ergebnisse offenbar unterschiedlich.

Der AG-Vorsitzende Gerd Sommerlatte (FBL/UWG) hatte in einem Interview in der Märkischen Allgemeinen Zeitung die Mitglieder der Gemeindevertretung in die Pflicht genommen. Sie hätten im Fall um den Verlust von etwa 1,5 Millionen Euro durch die Veruntreuung von Mieteinnahmen früher misstrauisch werden müssen. „Wir hätten härter nachfassen müssen“, sagte er den PNN.

Sieben Jahre die Konten geplündert

Die SRS hatte bis zum Sommer 2016 mehr als 80 kommunale und private Wohnungen verwaltet. Ihr kaufmännischer Geschäftsführer soll zwischen 2009 und 2016 die Treuhandkonten der Kunden geplündert haben. Im Oktober 2016 wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet.

Volker-Gerd Westphal (SPD), ebenfalls Mitglied der AG, reagierte verärgert auf die Äußerungen Sommerlattes. Sie seien „voreilig“ und „inhaltlich nicht korrekt“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD Michendorf. Westphal sagte, es lägen noch keine Zwischenergebnisse der AG vor. Außerdem versuche Sommerlatte offenkundig, „die Verantwortung vom Bürgermeister hin zu den ehrenamtlichen Mitgliedern der Gemeindevertretung zu verlagern“.

Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) hat bisher persönliche Fehler für die Misere ausgeschlossen. Bei einer Befragung durch die AG Ende Juni hatte er auf die Zuständigkeit der entsprechenden Abteilungsleiter hingewiesen. „Wenn keiner etwas sagt, kann ich nichts tun“, verdeutlichte er am Mittwoch gegenüber den PNN seinen Standpunkt. Die Unstimmigkeiten innerhalb der AG wollte er nicht kommentieren. Er warte jetzt auf den für Mitte September angekündigten Bericht des externen Wirtschaftsprüfungsunternehmens Acco GmbH aus Potsdam sowie auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Kontrollmechanismen in Michendorf haben nicht funktioniert

Sommerlatte weist die Kritik Westphals an seinen Äußerungen von sich. Er habe lediglich seine persönlichen Eindrücke wiedergegeben. „Niemand wird be- oder entlastet“, sagte er den PNN. Er wolle weder den Bürgermeister noch die Abteilungsleiter in Schutz nehmen. „Fakt ist: Die Gemeindeverwaltung hat erheblich Schwächen gezeigt. Die Kontrollmechanismen haben nicht funktioniert.“

Einig sind Westphal und Sommerlatte sich bei den Versäumnissen anderer: Dem Rechnungsprüfungsamt des Landkreises hätte früher auffallen müssen, dass die Mieteinnahmen der Gemeinde trotz steigender Mieten sanken. Auch arbeite die Staatsanwaltschaft nicht schnell genug an dem Fall.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam verweist auf die „Berge von Papier“, die für den Fall ausgewertet werden müssen. Erst seit Kurzem hätte man alle Unterlagen von den Banken zusammengetragen, erklärt ein Sprecher. Die Auswertung werde sich hinziehen. Auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark kann die Vorwürfe gegen seine Rechnungsprüfer nicht nachvollziehen. Es werde lediglich die Ordnungsmäßigkeit der Zahlen überprüft, hieß es auf PNN-Anfrage, nicht ihre Hintergründe.

Martin Anton

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