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Kostenexplosion in Teltow: Vier Millionen mehr für Teltows Hafen

Der Bau des Teltower Hafens wird erneut deutlich teurer - Grund ist der verseuchte Boden. Und das wird auch Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben.

Teltow - Vierte Kostensteigerung für den Teltower Hafen: Das städtische Großprojekt soll statt 10,1 nun 14 Millionen Euro kosten. Das bestätigte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) am Mittwoch gegenüber den PNN. Hauptgrund sind erneut die Altlasten auf dem Grundstück, deren Beseitigung nach aktueller Schätzung 4,5 Millionen Euro kosten wird, bald doppelt so viel wie zuletzt kalkuliert.

Sicherheitshalber hat die Stadt nun auch für alle folgenden Bauabschnitte Risikozuschläge eingepreist, insgesamt eine Million Euro. Außerdem werden sich – auch durch die längere Bauzeit – die Nebenkosten erhöhen, wofür zusätzlich 400 000 Euro veranschlagt wurden. Der Hafen mit 39 Liegeplätzen und Hafenrestaurant soll wie berichtet nicht im kommenden Frühjahr, sondern erst zur Saison 2018 in Betrieb gehen. Ziel ist es unter anderem, die Altstadt städtebaulich zum Teltowkanal zu öffnen.

Teltows Bürgermeister Schmidt: "Wir müssen aber keine Schulden aufnehmen"

Bürgermeister Schmidt räumte ein, dass die Kostenexplosion nicht ohne Auswirkungen auf den städtischen Haushalt bleiben wird. „Wir müssen aber keine Schulden aufnehmen und werden an anderen wichtigen Projekten weiter festhalten können“, so der Bürgermeister, der zugleich vor einem Baustopp warnte: „Aus dem Gelände eine grüne Wiese zu machen, würde auch zehn Millionen Euro kosten. Was die Altlastensanierung angeht, gibt es kein Zurück.“

Stefan Kulczak, Geschäftsführer des mit der Sanierung beauftragten Planungsbüros PST, sagte den PNN: „De facto sanieren wir hier derzeit eine Bauschuttdeponie.“ Wie problematisch der Bauplatz ist, sei erst bei den laufenden Bauarbeiten immer klarer geworden. „Kein Bauherr kann in den Baugrund gucken“, so Kulczak. Reifen, Betonteile und ganze Ölfässer seien zutage gefördert worden. Der Boden sei eine einzige feuchte Brühe, verseuchtes sei kaum von sauberem Material zu trennen.

Der verseuchte Boden muss komplett ausgetauscht werden

Das Grundstück befand sich im DDR-Grenzgebiet zu Westberlin, in der abgeriegelten Zone wurden Mauerteile für Grenzanlagen gebaut. Offenbar spielten Umweltstandards dabei keine Rolle: Industrieabfälle, Betonreste, Schlacke und Lösungsmittel wurden schon vor dem Baustart im Untergrund gefunden. Von den unterschiedlichen Materialdichten wurde auch der Grundwasserspiegel irritiert, im Sommer vergangenen Jahres zeigte sich, dass man diesen Wabbelpudding nicht einfach, wie nach punktuellen Probebohrungen anfangs geplant, abkapseln und versiegeln kann, sondern komplett austauschen muss.

 „Dass es jetzt vier Millionen Euro mehr werden sollen, ist den Bürgern nicht mehr vermittelbar“

Allerdings wurde zunächst erklärt, dass es dank eines Finanzpuffers beim von den Stadtverordneten beschlossenen Limit von 10,1 Millionen Euro bleiben wird. Laut Kulczak sei der im Dezember mit der Bodenbehörde vereinbarte Sanierungsplan dann aber erst bis Ende Februar in allen Details durchkalkuliert worden. Dabei habe sich gezeigt, dass deutlich mehr Boden teuer deponiert werden muss als angenommen. Auch eine Naturschotterschicht als neuer Grundwasserleiter und verschiedene Entwässerungsanlagen schlügen heftiger zu Buche.

Die Kostenspirale ruft bei den Stadtverordneten zunehmend Kopfschütteln hervor. In den vergangenen Jahren wuchs das Budget von zunächst 5,5 auf 6,8, von 8,5 auf 10,1 Millionen. „Dass es jetzt vier Millionen Euro mehr werden sollen, ist den Bürgern nicht mehr vermittelbar“, sagte Reinhard Frank von den Linken. Er forderte, zu dem Thema eine Einwohnerversammlung einzuberufen und gegebenenfalls per Bürgervotum zu ermitteln, wie es auf der Baustelle weitergehen soll. Hafenkritiker Andreas Wolf (BfB) erklärte, dass er schon vor einem Jahr Gesamtkosten von 15 Millionen Euro vorgerechnet habe, mit Brücke werde der Hafen das nun auch kosten. „Die gesamte Planung des Hafens ist dilettantisch. Die Verantwortlichen haben das Projekt nicht im Griff und versagen nachhaltig.“

Verwaltung werde noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen

CDU/Grünen-Fraktionschef Ronny Bereczki zeigte sich verwundert, da die Stadt noch vor wenigen Monaten erklärt hatte, nun genau die Kosten der Altlastenbeseitigung beziffern zu können. „Es kann nicht jedes Jahr neue Steigerungen geben.“ Die Verwaltung werde noch viel Aufklärungsarbeit leisten müssen, um die Stimmen für den erforderlichen Nachtragshaushalt zu bekommen.

Als Konsequenz will das Rathaus einen externen Fachmann beauftragen, der das Baugeschehen und Fehler analysieren soll. „Das soll auch dazu dienen, mögliche Regressansprüche gegenüber Beteiligten anzumelden“, sagte Teltows Baubeigeordnete Beate Rietz (SPD). Von den Kosten für den Grundstückskaufs – 1,3 Millionen Euro für einen Hektar – werde die Stadt aber nichts zurückbekommen, sagte Bürgermeister Schmidt. Das habe eine rechtliche Prüfung ergeben.

Unklar ist außerdem, was die Altlasten für die geplante Bebauung des östlichen Nachbargrundstücks bedeuten, das – wie früher der Hafen – immer noch den Klösters Baustoffwerken gehört und womöglich ebenfalls verseucht ist. „Wir werden das jedenfalls ganz sicher nicht kaufen“, sagte Schmidt.

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