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Die Hälfte der Kita-Kinder in Stahndorf haben keinen ausreichenden Impfschutz.

© Bodo Marks/dpa (Symbolbild)

Update

Kontrollen in Stahnsdorf und Kleinmachnow: Kein Impfschutz: Noch mehr Kinder müssen zu Hause bleiben

Das Gesundheitsamt kontrollierte eine Waldorfkita in Stahnsdorf und eine Grundschule in Kleinmachnow. Zahlreiche Kinder hatten keinen ausreichenden Impfschutz und müssen zu Hause bleiben. Viele Eltern ärgert das Vorgehen.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf/Kleinmachnow - Zwei weitere Windpockenfälle sorgen in der Region für Aufregung: Die Waldorfkita in der Wannseestraße in Stahnsdorf sowie die Grundschule der evangelischen Hoffbauer-Stiftung in Kleinmachnow sind am Montag vom mittelmärkischen Gesundheitsamt kontrolliert worden. 21 der 38 Kitakinder in Stahnsdorf wurden zunächst ausgeschlossen, in der Grundschule wurden 32 der anwesenden 299 Schüler wieder nach Hause geschickt. Das teilte Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert am Dienstag auf PNN-Anfrage mit. 

Nachweis muss erbracht werden

Der Ausschluss gilt zunächst bis zum 7. April. Rein durfte jetzt nur, wer einen ausreichenden Impfschutz hatte. Das ist für die Behörde eine zweimalige Impfung gegen Varizellen. Auch ein ärztliches Attest, das bescheinigt, dass das Kind die Krankheit bereits hatte oder eine eidesstattliche Erklärung der Eltern wird von den Behörden angenommen. Wer das nachreicht, der kann sein Kind auch schon vor dem 7. April wieder in die Schule oder Kita schicken.  Mit den zwei jüngsten Windpockenfällen sind mittlerweile schon drei Kinder von der hochansteckenden Krankheit betroffen. 

Erst jüngst war wie berichtet eine Schülerin an der Kleinmachnower Waldorfschule erkrankt. Am vergangenen Donnerstag wurde daraufhin am Schultor der Impfstatus von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes kontrolliert. 66 der insgesamt 400 Waldorfschüler bekamen zunächst schulfrei. 

Bei der Schwester angesteckt 

Dem Vernehmen nach soll jetzt das Geschwisterkind der Kleinmachnower Schülerin erkrankt sein, das in Stahnsdorf in die Kita geht. Der Windpockenfall wurde den Behörden am Freitag gemeldet, so die Geschäftsführerin der Kita, Margit Landau. Erst am späten Freitagnachmittag, als sie nicht mehr im Büro war, kam die Ankündigung, dass es am Montagmorgen eine Kontrolle geben wird. Ähnlich kurzfristig war es auch an der Kleinmachnower Hoffbauer-Grundschule.  Die Kitaleitung hat die Eltern daraufhin vorgewarnt, dass es nach den Ereignissen in Kleinmachnow zu einer Kontrolle kommen könnte. Dennoch waren viele Eltern am Montagmorgen überrascht. Sie wollten ihre Kinder abgeben, und dann weiter zur Arbeit – doch das ging bei manchen nicht. Erschwerend kam hinzu, dass am Wochenende kein Arzt offen hatte, der ein Attest hätte ausstellen können. 

Windpockenfall in Bad Belzig

Eine weitere Kontrolle wird es am Mittwoch an einer kommunalen Grundschule in Bad Belzig geben, sagte Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert den PNN. Auch dort wurde ein Windpockenfall gemeldet. Dass derartige Kontrollen normal seien, bestätigt die Bezirksstadträtin des an die Teltower Region angrenzenden Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf, Carolina Böhm. Vor allem in Kitas kontrolliere das Gesundheitsamt vor Ort den Impfstatus bei Erkrankungen.

"Impfpflicht durch die Hintertür"

Was viele Eltern in Stahnsdorf und Kleinmachnow jedoch ärgert, ist die Art und Weise, wie die mittelmärkische Behörde die Kontrollen durchführt. Die Kleinmachnower Schulleitung sprach gegenüber den PNN von einer überzogenen Maßnahme. So empfinden es auch viele betroffene Eltern: Während ein solches Prozedere für Masern nachvollziehbar wäre, würden die derzeitigen Kontrollen gegen die Windpocken wie eine „Impfpflicht durch die Hintertür“ wirken, beschreibt es ein Vater, der sich an die PNN wandte und namentlich nicht genannt werden möchte. 

Carolin Huder, Mutter von zwei Kindern, die die Stahnsdorfer Kita besuchen, ärgert sich vor allem über die Kurzfristigkeit der Kontrolle. „Warum ist es nicht möglich, die Einrichtungen schon über die zukünftige Vorgehensweise bei Infektionskrankheiten zu informieren, sodass man sich besser vorbereiten kann?“ 

Gegen Kontrolle juristisch vorgehen?

Hinzu komme das Betreuungsproblem: Was sollen Eltern machen, deren Kinder gesund sind, die aber dennoch von der Schule ausgeschlossen sind, fragt sich Huder. Auch für die Geschäftsführerin der Stahnsdorfer Kita „geht das schon in Richtung Impfpflicht“. Sie lässt derzeit noch offen, ob sie juristisch gegen die Kontrolle vorgehen wird. Die Geschäftsführerin der Waldorfschule in Kleinmachnow indes kündigte wie berichtet an, juristische Schritte überprüfen zu lassen.  Verwirrung gibt es bei manchen Eltern auch, wie viel Impfschutz überhaupt ausreichend ist. In Stahnsdorf haben die Eltern in einer Mail vom Gesundheitsamt scheinbar widersprüchliche Infos erhalten. So heißt es, dass Kinder, die nur einmal gegen Windpocken geimpft sind, aber die zweite Impfung nachholen, trotzdem ausgeschlossen werden.

In einem anderen Satz steht, dass die Stahnsdorfer Kitakinder mit nur einer Impfung die Einrichtung weiterhin besuchen dürfen. Laut Kreissprecher Schwinzert läge das an den Risikokindern, die es in der Stahnsdorfer Einrichtung nicht gebe. Dass das für die Eltern verwirrend sei, konnte Schwinzert nachvollziehen. „Es ist verständlich, wenn nicht alle Eltern Infektionsschutzexperten sind“.

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