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Erweiterung oder Neubau? Die Zukunft des Caputher Schulcampus wird die wichtigste Entscheidung der nächsten Gemeindevertretung werden.

© Martin Müller

Kommunalwahl 2019: Die Bildung ist in Schwielowsee der Knackpunkt

In Schwielowsee wollen alle Fraktionen neue Kitas und einen Schulausbau. 81 Kandidaten treten zur Kommunalwahl an.

Von Enrico Bellin

Schwielowsee - Auf einer Seite der Ortsteile liegt der Schwielowsee, auf der anderen laden ausgedehnte Wälder zu Spaziergängen ein: Es sieht beschaulich aus in Schwielowsee. Doch die Gemeinde mit knapp 11 000 Einwohnern steht vor großen Herausforderungen. Die Grundschulen in Caputh und Geltow sind zu klein. Die Geltower wird derzeit ausgebaut, die Gemeinde musste dafür Kredite in Millionenhöhe aufnehmen.

Schulcampus in Caputh ist zu klein

In Caputh wird sogar mit dem Gedanken gespielt, einen ganz neuen Schulcampus zu bauen, da der bisherige zu klein ist. Er könnte an der Michendorfer Chaussee entstehen und auch Platz für eine große Sporthalle bieten, die auch die vielen Sportvereine des Ortes am Abend nutzen könnten. 

Alternativ könnten neue Gebäude auf dem bisherigen Campus entstehen und bestehende aufgestockt werden, mehr Sportkapazitäten gäbe es so aber nicht. Zudem würde auch das groben Kostenschätzungen zufolge etwa vier Millionen Euro kosten. Die Entwicklung der Schule wird als so dringend angesehen, dass die Gemeindevertreter einen provisorischen Ausschuss bilden wollen, um die Zeit zwischen der Kommunalwahl und den ersten Sitzungen der neuen Gemeindevertretung im Sommer nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Am morgigen Mittwoch werden die Gemeindevertreter über einen entsprechenden Antrag des Bürgerbündnis Schwielowsee (BBS) entscheiden.

Kitas reichen nicht aus

Auch die Kitas in Caputh, Ferch und Geltow reichen nicht aus. In Ferch beginnt im Sommer der Anbau an die bestehende Kita, Caputh und Geltow brauchen zusätzliche Tagesstätten. In Caputh will die Diakonie dazu eine Kita mit 80 Plätzen nahe der Kirche bauen, über eine entsprechende Finanzierungs- und Betreiberverordnung sollen die Gemeindevertreter morgen abstimmen. Die Baukosten, die die Diakonie übernimmt, werden auf gut drei Millionen Euro geschätzt. In Geltow hatte die Gemeinde eigentlich geplant, gegenüber der Bundeswehr eine neue Kita zu errichten. Das Projekt ist jedoch ins Stocken geraten. Ob die Kita dort oder an einem anderen Standort gebaut wird, ist fraglich.

Angesichts der Probleme steht bei allen sechs Fraktionen, die zur Kommunalwahl in Schwielowsee am 26. Mai antreten, der Ausbau der Bildungsinfrastruktur auf der Tagesordnung. 81 Kandidaten stehen auf der Liste der Fraktionen. 

Sie müssen sich auch mit anderen wachstumsbedingten Problemen befassen: So gibt es etwa in Wildpark-West heftige Diskussionen über Baumfällungen auf neu bebauten Grundstücken. In Caputh soll nach Jahren der Verzögerung ab Sommer das Blütenviertel gebaut werden, in dem einmal 400 Menschen wohnen sollen. Und in Ferch wünscht man sich seit langem einen Radweg zum Bahnhof und eine Reduzierung des Durchgangsverkehrs. Zudem fehlen Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten.

Den Fercher Verwaltungsstandort möchte die Fraktion aus Unabhängige Bürger Schwielowsee (UBS), FDP und CDU wenn nötig ausbauen. Dazu laufen momentan Untersuchungen. Die Fraktion stellt mit 24 Kandidaten die meisten Bewerber. 

Neues Parkraumkonzept in Caputh

In Geltow tritt sie für den Bau eines Schulsportplatzes gegenüber der Grundschule ein. In Caputh möchte das Fraktionsbündnis durch ein neues Parkraumkonzept eine Verkehrsberuhigung erwirken, zudem soll das Gelände rund um das Caputher Gemünde weiter verschönert werden.

Die SPD, die das ausführlichste und konkreteste Wahlprogramm aller Fraktionen der Gemeinde hat, möchte in Caputh ein neues Kulturzentrum errichten mit einem Mehrzwecksaal für Vereine und Veranstaltungen. Zudem will sie sich für eine weiterführende Schule im Ort einsetzen – die bisher vom Landkreis mit Verweis auf zu geringe Schülerzahlen abgelehnt wurde. Die Jugendlichen besuchen nach der 6. Klasse meist Schulen in Potsdam, Michendorf oder Werder (Havel). Um die Orte vom Touristenverkehr zu entlasten, will die SPD unter anderem kostenlose Parkplätze vor den Ortsteilen, von denen aus man mit Leihrädern zu den jeweiligen Attraktionen gelangen soll.

SPD und Grüne wollen Nahverkehr ausbauen

Damit man mit den Rädern besser vorankommt, wollen die Grünen den Straßenraum in den Ortsteilen neu verteilen und Radfahrern mehr Platz geben. Wie auch die SPD wollen die Grünen zudem den Nahverkehr deutlich ausbauen, die Busse und Bahnen sollen öfter fahren. Auf Zugfahrpläne haben Gemeindevertreter jedoch keinen Einfluss, bei Busfahrten können sie beim Kreis Wünsche äußern. Für Kinder und Jugendliche sollen mehr Freizeitangebote geschaffen werden, zudem soll der Zugang zu den Badestellen einfacher werden. Auch wollen die Grünen mehr Bürgerbeteiligung, so fordern sie unter anderem die Einführung eines Bürgerhaushaltes.

Für die „Entwicklung gelebter Demokratie“ setzt sich auch die Linke in Schwielowsee ein. Die Bürger sollen frühzeitig in Entscheidungen einbezogen werden, auch sollen Gemeindevertretung und Ortsbeiräte enger zusammenarbeiten. Wie das genau funktionieren soll, steht allerdings nicht im Wahlprogramm. Um die Einwohner vom Verkehr zu entlasten und Touristen trotzdem eine bequeme Anreise zu ermöglichen, fordern die Linken, ein gemeindeübergreifendes Verkehrskonzept zu entwickeln. Auch soll die Sozialarbeit an Schulen, im Familienzentrum und in Vereinen verstärkt werden.

Bürgerbündnis will mehr Raum für gesellschaftliches Leben

Mehr Räume für gesellschaftliches Leben fordert das Bürgerbündnis Schwielowsee (BBS). So solle in Caputh ein Bürgertreff errichtet werden, in Ferch fehle gar eine Mehrzweckhalle. Auch das BBS fordert einen Sportplatz an der Geltower Schule. Ansonsten bleiben die Punkte im Wahlprogramm aber auch beim Bürgerbündnis unkonkret: So soll beim Bauen „sorgsam und schonend“ mit der Natur umgegangen werden. Umweltschonende Verkehrsmittel sollen gefördert werden.

Das neue Bündnis Unser Ferch setzt sich entgegen des Namens nicht nur für den Ortsteil ein. „Erhalt der Schönheit von Ferch“ ist nur einer der Punkte im Wahlprogramm, der durch das vorrangige Bebauen von waldfreien Zonen und den Verzicht auf den Ausbau kleinerer Nebenstraßen umgesetzt werden soll. Die anderen Punkte des Wahlprogramms wie „starkes Eintreten für die Interessen der Bürger“ oder die „Beschleunigung von Verwaltungsmaßnahmen“ sind jedoch durch keine konkreten Maßnahmen untermauert.

+++ Wahl der Gemeindevertreter und Ortsbeiräte:

In der Gemeinde Schwielowsee erhielt beider Kommunalwahl im Jahr 2014 die gemeinsame Liste von CDU, FDP und UBS mit 32,7 Prozent die meisten Stimmanteile. Dahinter folgte das Bürgerbündnis mit 28 Prozent. Die SPD erhielt 18,8 Prozent. Die Linke erreichte 12,7 Prozent und die Grünen 7,8 Prozent.

Neben der Gemeindevertretung werden am 26. Mai auch die Ortsbeiräte gewählt. In Caputh tritt das Bündnis aus CDU/FDP/UBS mit dem Ortsvorsteher Karsten Grunow als Spitzenkandidaten an. Insgesamt stehen 13 Kandidaten auf der Liste, wie auch bei der SPD. Deren Liste wird vom Berufssoldaten Uwe Märtens angeführt. Für die Linke ist die Lehrerin Renate Polzin die Spitzenkandidatin. Auf Platz 1 der Grünen steht Projektmanager Andreas Bergner. Das Bürgerbündnis tritt mit dem Vermessungsingenieur Thomas Dallorso an der Spitze an. In Ferch steht Ortsvorsteher Roland Büchner an der Spitze der Liste des Bürgerbündnis. Die Grünen treten mit Landwirt Karl Bernhard Heuer an, die Linke mit IT-Consultant Daniel Buschke als Spitzenkandidat. Für das Bündnis CDU/FDP/UBS führt der Angestellte Karsten Gericke die Liste an. Rainer Müller steht auf Platz 1 der Liste für Unser Ferch. In Geltow führt Ortsvorsteher Heinz Ofcsarik die Liste des Bürgerbündnis. Die Rentnerin Lisa Stoof steht auf Platz 1 der Linken, Pensionär Friedrich Wilhelm Schmitz-Jersch führt die SPD-Liste. Für die Grünen tritt Tatjana Gerber an, Horst Bothe steht auf Platz 1 beim Bündnis CDU/FDP/UBS. Die Bürger_innen für Wildpark- West werden von Betriebswirt Lars Augustin angeführt. 

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