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Michael Grubert bleibt Bürgermeister in Kleinmachnow.

© Sebastian Gabsch

Kleinmachnows Bürgermeister Grubert im Interview: „Gemeindegrenzen verlieren Relevanz“

Kleinmachnows alter und neuer Bürgermeister heißt Michael Grubert. Im PNN-Interview spricht er über seine Pläne für die nächsten acht Jahre. Grubert will die Kooperation in der Region vertiefen und fordert vom Land mehr Engagement beim Thema Sicherheit.

Herr Grubert, am Sonntag sind Sie mit fast 58 Prozent der Stimmen erneut zum Bürgermeister von Kleinmachnow gewählt worden. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

Ja. Über 5000 Kleinmachnower haben mir ihre Stimme gegeben. Für das in mich gesetzte Vertrauen bin ich sehr dankbar. Das Ergebnis ist ein starkes Mandat für die nächsten acht Jahre.

In welche Richtung wird sich Kleinmachnow entwickeln?

Ich möchte auf den Erfolgen der Vergangenheit aufbauen und diese Entwicklung fortsetzen. Gleichzeitig wird sich Kleinmachnow mit seinen Nachbarkommunen Teltow und Stahnsdorf weiter verflechten. Daraus werden neue Herausforderungen erwachsen.

Ist eine Fusion ein Thema für Sie?

Das ist eine Frage, mit der ich mich in meiner Amtszeit wohl nicht beschäftigten muss. Langfristig kann sich das aber ändern. Aus Sicht der Bürger verlieren die Gemeindegrenzen an Relevanz. An vielen Stellen werden sie kaum wahrgenommen. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Also müssen wir unsere Fähigkeiten bündeln, um das Beste für unsere Bürger zu erreichen. Es gibt ja auch schon Beispiele für erfolgreiche Kooperationen.

Was wäre denn ein Beispiel?

Das Freibad Kiebitzberge wird von einer Gesellschaft getragen, an der sich alle drei Kommunen beteiligt haben. Im nächsten Jahr wird mit den zweiten und dritten Bauabschnitt die Sanierung vollständig abgeschlossen sein. Das kann man schon als Erfolgsmodell bezeichnen. Falls sich die drei Kommunen für den Bau eines Hallenbades entscheiden, könnte das ein Vorbild sein. Allerdings müssen zunächst die Vor- und Nachteile abgewogen werden.

Die Region hat seit der Wiedervereinigung stark an Einwohnern zugelegt. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Aufgaben, die sich daraus ergeben? 

Wichtig ist zum Beispiel, dass die Anbindung an den Schienenverkehr verbessert wird. Gerade für die vielen Pendler in der Region ist das wichtig. Und wenn man an die ökologischen Aspekte und die Verkehrsbelastung der Straßen denkt, kann nur eine bessere Schienenanbindung die Lösung sein. Mit einem Bus werden wir nicht alle Autofahrer zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr bewegen können.

Was wäre Ihr Favorit? Die S-Bahn nach Stahnsdorf oder die Stammbahn?

Beide Varianten wären ein Fortschritt. Aus der Sicht von Kleinmachnow wäre eine Reaktivierung der Stammbahn attraktiver – besonders wenn sie von der S-Bahn befahren wird. Allerdings müssen dabei noch Fragen geklärt werden. Beispielsweise was die Straßenübergänge über die Bahnstrecke angeht. Würde die Stammbahn im 30-Minuten-Takt befahren werden, wären das vier Züge pro Stunde. Das würde zu langen Staus an beschrankten Bahnübergängen im Ort führen. Auch für den Lärmschutz an der Bahnstrecke müsste einiges getan werden. Aber diese Fragen sind lösbar. Entscheidend ist aber die Korridoruntersuchung des Landes. Wir sind aber guten Mutes, dass das Land uns nicht übergeht. Schließlich wären die drei Gemeinden schon jetzt die viertgrößte Stadt des Landes, wenn wir uns zusammenschließen würden.

Sie haben sich auch für das Thema Kultur eingesetzt. Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Kleinmachnow soll keine Schlafstadt sein, sondern ein attraktiver Kulturort. Daran habe ich auch in den vergangenen Jahren gearbeitet. Die Kammerspiele wurden gerettet, das Landarbeiterhaus wurde teilsaniert. Damit soll es auch weitergehen. Aber wir haben in Kleinmachnow viele Ehrenamtliche, die sich engagieren. Und die benötigen Räume. Nach dem Kauf der Auferstehungskirche könnte uns ein Umzug des Bauhofs die Möglichkeit geben, an diesem Standort einen wunderbaren Ort für dieses Engagement und ein benötigtes Familienzentrum zu schaffen.

Viele Bürger machen sich Sorgen um das Thema Sicherheit – speziell, was Wohnungseinbrüche angeht. Wie soll es damit weitergehen?

Die hohe Zahl der Wohnungseinbrüche ist nicht hinnehmbar. Wir sprechen regelmäßig mit der Polizei. Im Winter sollen nun drei Streifenwagen zusätzlich in der Region unterwegs sein. Das ist schon mal sehr erfreulich und wird das subjektive Sicherheitsgefühl und auch die Kontrollmöglichkeiten der Polizei verbessern. Aber da kann man noch mehr tun. Grundsätzlich ist die Polizei aber Aufgabe des Landes. Und die Sicherheit gehört zu den Kernaufgaben, die der Staat wahrnehmen muss. Dafür zahlt der Bürger zum Beispiel auch Steuern.

Kleinmachnow hat in den vergangenen Jahren 20 Millionen Euro für die Schulinfrastruktur ausgegeben. Ihre Konkurrentin im Wahlkampf, Uda Bastians (CDU), hatte nun für eine bessere Hortbetreuung in den 5. und 6. Klassen geworben. Ist das auch ein Thema für Sie?

Wir beschäftigen uns seit Monaten damit. Frau Bastians war im Wahlkampf vielleicht etwas näher dran an diesem Problem. Für den kurzfristigen Bedarf haben wir eine Lösung gefunden. Nun suchen wir nach einem Standort für ein dauerhaftes Hortangebot an der Seeberg-Grundschule.

Im Wahlkampf hatte sich auch die Linke für Ihre Wiederwahl ausgesprochen. Ist das der Beginn einer Kooperation in der Lokalpolitik Kleinmachnows?

Ich bin SPD-Mitglied und will als Bürgermeister für alle Kleinmachnower da sein. Über die Unterstützung der Linken habe ich mich gefreut. Ich hätte mich genauso über eine Unterstützung durch die Grünen gefreut. Jede Unterstützung wäre willkommen gewesen mit Ausnahme der AfD. Mit den Linken hat es in der Vergangenheit schon eine gute Zusammenarbeit bei Sachthemen gegeben – etwa beim Wohnungsbau oder in der Seniorenpolitik. In den Sachthemen werden wir auch weiter zusammenarbeiten, wie übrigens auch mit der CDU. Aber es gibt keine Vereinbarung über eine Kooperation mit den Linken.

Das Interview führte Marco Zschieck

ZUR PERSON: Michael Grubert ist seit 2008 Bürgermeister von Kleinmachnow. Der 57-jährige Jurist kam in Djakarta zur Welt. Nach der Rückkehr seiner Familie nach Deutschland studierte Grubert an der Freien Universität Berlin und lebte am Nikolassee. Kurz nach dem Mauerfall begann er bei der gemeindeeigenen Kleinmachnower Wohnungsgesellschaft. 1996 zog Grubert mit seiner Familie nach Kleinmachnow. Er ist Mitglied der SPD, in die er Anfang der 1980er-Jahre noch als Student eingetreten war. Mit der SPD-geführten Landesregierung lag Grubert allerdings beim Thema Fluglärm mehrfach über Kreuz.

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