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Kunst mit Rost. Das Wolkenschaf von Karin Vieth-Haase.

© Gerold Paul

Kleinmachnow: Ausstellung „Ton Stein Farbe“: Drei Damen vom Fach

In Kleinmachnow stellen „Ton Stein Farbe“ aus, welche die erste Foyer- und Verkaufsausstellung im Bürgerhaus gestalten. Drei der charmanten Damen arbeiten in Berlin und in der Uckermark seit Jahrzehnten zusammen.

Kleinmachnow - Nicht zufällig sind die Bilder von Karin Vieth-Haase ganz dicht an Kleinmachnows Lesezentrum gerückt, an die Ortsbibliothek im Bürgerhaus. Es handelt sich überwiegend um Material-Mal-Collagen mit einem immer gleichen Farbton: echtem, irdischem Rost. Auch Fundstücke wie Teile von einer Gartenkanne oder eine deformierte Bremsscheibe wird der Kenner identifizieren. Doch plötzlich wird daraus ein Wolkenschaf, die Möwe Emma oder gar „Die fremde Stadt“. Wer nicht errät, worum es dieser Berliner Poetin geht, dem wird mit einem Text darunter weitergeholfen. Karin Vieth-Haase hat sich Gedichte von Heine, Hesse, Morgenstern und anderen vorgenommen und etwas Eigenes daraus gemacht.

Ganz dicht neben dem Eingang der Bibliothek also die lyrischen Bilder. In einer Vitrine dann, wie sie die Welt durch die Welt der Skulpturen sieht: Aus Liebe zur Musik ein kleines Kammerorchester aus Kontrabass, Trommler, Cellisten, Terrakotta, bronzen patiniert. Anderes wird leicht abstrahiert als „Zusammenhalt“, „Kuss“ und „Wiedersehen“. Diese drei gehören genauso zusammen wie die drei Damen der Zehlendorfer Künstlerinnengruppe „Ton Stein Farbe“, welche die erste Foyer- und Verkaufsausstellung im Bürgerhaus gestalten. Man spürt sofort die Harmonie mit den Arbeiten von Brigitte Seiler und Friedegart Noack. Die charmanten Damen, drei von neun „Ton Stein Farbe“-Mitgliedern, arbeiten in Berlin und in der Uckermark seit Jahrzehnten zusammen, stellen oft gemeinsam aus, in Kleinmachnow übrigens nicht zum ersten Mal. Alle drei verstehen sich als Autodidaktinnen, haben sich jene Lehrer gesucht, die sie haben wollten. Und müssen, ganz nebenbei, von ihren Künsten nicht leben, was das Maß ihrer Kunst-Freiheit erhöhen dürfte. So wurde, gut sichtbar, ein gutes Stück Perfektion erreicht. Drei eben vom Fach.

Verliebt in die Landschaft, in die Natur, und als Malerin besonders in Öl, zeigt Brigitte Seiler eine ganze Serie von Bildern aus dem Ostseegebiet. Mehr gibt es noch von ihrem Wohnplatz, der Pfaueninsel, wo sie bei Wetter und Wind open air zu malen pflegt. In ihren Arbeiten sind Leben, Licht und Schatten nach Maß. Viel Farbe unter großen Himmeln. Wenn auch nicht immer alles gelingt, auch sie beherrscht das Handwerk der Bildhauerei.

Friedegart Noack mag klare Formen und Linien. Das Sehen, sagt sie, habe sie durch das Aktzeichnen gelernt. Was sie in den Vitrinen ausstellt, neigt zur Abstraktion, ist dabei aber stets – wie die drei Damen selbst – charmant, elegant und irgendwie feminin. Arbeiten aus Terrakotta in Aufbautechnik, aus Steatit und Alabaster nach Formung des Steines. Da kommt ein Alabastersegel heraus, wie es schöner und transparenter kaum geht. Abstrakte Koggen in verschiedener Tönung, Schneckenkugel, Lavawelle. Vieles mit Durchbrüchen, manches geölt und in Teilen geschliffen. Welten sind das! Ein Steatit wollte nicht so wie sie, man hat sich dann doch noch geeinigt, und Friedegart Noack hat ihn deshalb „Stein eigenwillig“ genannt. Honoris causa sozusagen.

Eine Ausstellung ganz den Harmonien verpflichtet, der Schönheit des Einvernehmens. Besser als durch des Künstlers Hand kann man sein Innen und Außen kaum finden. Gerold Paul

Bis zum 22. Februar wochentags von 8 bis 18 Uhr, dienstags bis 20 Uhr und am 3. Februar 10 bis 13 Uhr geöffnet

Gerold Paul

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