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Sinnstiftend. Die sanierte Kirche soll stärker in den Teltower Fokus rücken.

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Kirche in Teltow: Kultur auf dem Friedhof

Diakon Martin Bindemann will kulturelles Leben in die Teltower Friedhofskapelle bringen.

Von Eva Schmid

Teltow - Durch die kleine Holztür fällt helles Sonnenlicht in den Kirchenraum, es riecht nach frisch geschlagenem Holz. Vögel zwitschern, sonst ist es ruhig – mitten in Teltows Zentrum. Der besondere Charme der sanierten Teltower Friedhofskapelle hat es Diakon Martin Bindemann angetan. Er will, dass in dem kleinen Gotteshaus künftig nicht allein Trauerfeiern stattfinden. Und Publikum, das hier sonst nur äußerst selten vorbeikommen würde.

Kultur auf dem Friedhof – ein gewagtes Konzept. Jedoch, wenn man es sich vom Religionspädagogen Bindemann erklären lässt, durchaus verständlich. „Mir geht es nicht um eine missionarische Haltung, mit den Veranstaltungen wollen wir vielmehr zeigen, was Kirche auch ist“, sagt der 47-Jährige, der erst vor anderthalb Jahren nach Teltow wechselte. Zuvor arbeitet er 19 Jahre lang in der Auferstehungskirche in Kleinmachnow. Er wolle weg von dem Image, dass Kirche nur ein Gottesdienst am Sonntag ist. Bindemann will seine Kirchengemeinde stärker nach außen hin öffnen: „Je größer die Bandbreite dessen, wie man sich in der Öffentlichkeit darstellt, umso größer das Publikum, das man anspricht.“ Bindemann will neben den Veranstaltungen in der Kapelle unter anderem auch Kinofilme in der Siedlungskirche in der Mahlower Straße zeigen.

Konzerte und Lesungen

Dass er mit seinem ungewöhnlichen Ansatz Erfolg hat, haben bereits die ersten zwei Veranstaltungen in der Backsteinkapelle gezeigt, die der Architekt Winfried Wendland in den 30er-Jahren plante. Den Auftakt machte der Chor Canto Allegro der Kreismusikschule, darauf folgte eine Lesung mit Musik. Es ging um die Wesen des Waldes, um skandinavische Traditionen. Um magische Mystik, fügt Bindemann hinzu. In wenigen Tagen erwarten die Zuhörer auf den Kirchenbänken Auszüge aus einem Brandenburger Krimi. Zehn bis zwölf Veranstaltungen pro Jahr sind bisher geplant, sagt Bindemann, der das Projekt mit Mitgliedern seiner Kirchengemeinde aus der Taufe gehoben hat. Auf die Frage, was Kirche darf, antwortet Bindemann: „Tod, Freude, Trauer gehören zum Leben dazu.“ Daher sei es nicht außergewöhnlich an einem Ort wie diesem all das zu reflektieren. Klar, es gehe vor allem um Unterhaltung – aber durch den besonderen Veranstaltungsort gehe es noch um mehr. „Etwas passiert mit einem, sobald man durch das Friedhofstor kommt.“ Auf dem Friedhof gehe es immer unweigerlich um das Thema Leben und um das, was es mit einem macht, sagt der Diakon. Die Kapelle – von außen durch die Backsteinfassade schwer, im Innenraum durch das helle, hohe Dachgebälk leicht wirkend – sei ein besonderer Ort, ein Ort der Reflexion, ein Ort, der anders ist – besonders. Und der nicht in Vergessenheit geraten sollte.

Carla Maria Heinze liest am 14. April um 17 Uhr aus ihrem Krimi „Brandenburger Gold“. Die Veranstaltung im Weinbergsweg 1 beginnt um 17 Uhr, der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten

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