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Potsdam-Mittelmark: Kein Platz für Flüchtlinge in Werder

Der Teltower Raum trägt die Hauptlast des Flüchtlingszustroms im Landkreis. Das Landratsamt sucht anderswo nach Platz – erfolglos

Teltow / Werder (Havel) - Kriege, Konflikte, Elend: Der Flüchtlingszustrom nach Deutschland wächst. Das bekommt auch der Landkreis Potsdam-Mittelmark zu spüren, die Hauptlast trägt derzeit die Region Teltow. In Teltow selbst steht mit 250 Plätzen das größte Flüchtlingswohnheim des Landkreises, ab September werden noch 120 Plätze in einem früheren GRW-Gebäude hinzukommen. Und in Stahnsdorf soll bis Dezember ein viergeschossiger Wohnblock im Greenpark für 250 Zuwanderer ausgebaut werden. Auch das wird nicht reichen. Das Landratsamt will die Lasten möglichst gerecht verteilen – und schielt deshalb nach Werder.

Schon 2013 wurde in Deutschland mit 127 000 Asylanträgen die höchste Zahl seit 14 Jahren erreicht, in diesem Jahr werden vom Bundesinnenministerium sogar 200 000 Asylanträge erwartet, Tendenz weiter steigend. Nach einem Schlüssel werden die Flüchtlinge auf die Länder und Kommunen aufgeteilt. Bis zu 500 Flüchtlinge muss der Landkreis in diesem Jahr aufnehmen, im nächsten Jahr werden es wohl noch deutlich mehr.

Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten davon gesprochen, dass die Kreisverwaltung jetzt auch nach Heimkapazitäten in der sogenannten Planungsregion 2 sucht, zu der neben Werder auch Schwielowsee, Michendorf, Seddiner See und Beelitz gehören. Die Situation in der Region Teltow solle „entflechtet“ werden, so die Sprecherin des Landratsamtes, Andrea Metzler. Man sei deshalb im Raum Werder auf „intensiver Suche nach weiteren Unterkünften“. Doch Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß (CDU) zeigt sich völlig ratlos.

In der ländlichen Struktur von Orten wie Phöben oder Derwitz dominiere die Eigenheimbebauung. Und in der Kernstadt Werder würde es in möglicherweise geeigneten Mietshäusern keinen Leerstand geben, sowohl bei der kommunalen HGW als auch bei der Genossenschaft Havelblick. „Das frühere Lehrlingswohnheim des Oberstufenzentrums wäre vielleicht noch ein mögliches Objekt gewesen“, so Saß gegenüber den PNN. Doch der Landkreis hat es an einen Investor verkauft, der dort Wohnungen bauen wird (PNN berichteten).

Die nach Teltow zweitgrößte Kommune in Potsdam-Mittelmark entzieht sich dem Flüchtlingszustrom? „Das ist der Tatsache geschuldet, dass wir im privaten Einfamilienhausbau wachsen, die Baugrundstücke alle verkauft und innerstädtische Lücken alle gefüllt sind“, antwortet Saß. Allein schon den Zuzug zu bewältigen, stelle die Stadt vor erhebliche Infrastrukturaufgaben. Aus ihrer Sicht müsse das Problem bei den regelmäßigen Treffen aller Bürgermeister mit dem Landrat besprochen werden.

Ähnlich sieht es der Michendorfer Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU): Eine „geeignete und adäquate Unterbringung der Asylbewerber“ sei einer Verteilung nach Zahlenschlüsseln vorzuziehen. Auch in Michendorf sieht er keine Kapazitäten für ein neues Flüchtlingsheim. Zu 85 Prozent bestehe die Gemeinde aus Ein- und Zweifamilienhäusern. „Daher ist der Markt an verfügbaren Mietwohnungen sehr eingeschränkt“, so Mirbach. Die Gemeinde selbst verfügt über einen Wohnungsbestand von etwa 80 Einheiten, die alle vermietet seien. Seit dem vorigen Jahr suche man deshalb nach Möglichkeiten, sozialen und altersgerechten Wohnraum zu schaffen, und finde auch dafür derzeit keine Objekte.

Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) erklärte auf PNN-Anfrage lediglich, dass die Gemeinde keine eigenen Wohnungen verwalte. Aus Seddiner See gab es auf eine Presseanfrage keine Antwort. „Fakt ist, dass der Landkreis nur gemeinsam mit den Kommunen diese Aufgabe erfüllen kann“, betont derweil die Sprecherin des Landratsamtes, Metzler. „Fakt ist auch, dass es das Recht auf Asyl gibt und das Land Brandenburg im Einvernehmen mit den Landkreisen, Städten und Gemeinden diese Verantwortung hat.“

In Beelitz, das ebenfalls zur Werderaner Planungsregion gehört, verweist man auf das Wohnheim in Beelitz-Heilstätten, in dem zurzeit 38 Flüchtlinge untergebracht seien. „Diesen Menschen konnte ihr Aufenthalt in Deutschland bereits durch verschiedene Aktionen vonseiten der Stadt und der Bürgerschaft erleichtert werden“, so Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB). Doch weder im Eigentum der Stadt noch der städtischen Wohnungsgesellschaft würden sich vergleichbare Objekte befinden. „Die derzeitige Belegungsrate unserer Wohnungen schließt auch eine dezentrale Unterbringung in öffentlichen Liegenschaften aus.“ Knuth sieht durchaus die Kommunen in der Pflicht, ihren Teil zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen beizutragen. „Beelitz hat Verantwortung übernommen.“

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