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Heimatmuseum Kleinmachnow: Das Kleinmachnower Lebensgefühl

Wo ist das künftige Heimatmuseum Kleinmachnow und was wird ausgestellt? Die Diskussion darüber gestaltet sich zäh, immerhin zeichnen sich zwei Varianten ab.

Kleinmachnow - Zwei Varianten zeichnen sich für den künftigen Standort des Kleinmachnower Heimatmuseums ab. Einen Trend, wohin die Reise geht, gibt es auch nach einem Bürgerforum am Dienstagabend nicht. Museumsberater Christian Hirte wirkte nach der Runde etwas erschöpft. „Es ist vieles angestoßen worden und muss nun zu Ende gedacht werden“, resümierte er.

Derzeit hat der Heimatverein mit seinen 70 Mitgliedern nur einen kleinen Raum im Seniorentreff „Toni Stemmler“. Dort ist kein Platz, um die gesammelten Archivstücke der Öffentlichkeit zu zeigen, Angebote von Nachlässen müssen abgelehnt werden. Als Alternativen stehen zwei Standorte in Rede: Die Evangelische Kirche hat dem Heimatverein in der Alten Schule 170 Quadratmeter angeboten. Dem Heimatverein ist das zu eng, das komplette Haus mit 240 Quadratmetern würde er nehmen. Möglichkeit zwei: die Karl-Marx-Straße 117, ein denkmalgeschütztes Musterhaus der Sommerfeldsiedlung. Es gehört der Gemeinde. Auch hier sind dem Verein 134 Quadratmeter zu wenig, ein Anbau wäre die Lösung.

Am Ende ging es um den Inhalt, nicht um den Standort

Eine Präsentation von Ausstellungen an beiden Standorten sei eine Option, erklärte Hirte. Der Kurator und Museumsberater ist von der Gemeinde beauftragt, ein Museumskonzept zu erarbeiten. Nachdem er zunächst mit Gemeindevertretern, Verwaltung, Fraktionen und Vereinen gesprochen hatte, wollte er am Dienstagabend die Meinung interessierter Bürger einzuholen. Am Ende diskutierte er erneut mit einem recht elitären Kreis aus Historikern, Kommunalpolitikern und Vertretern des Heimatvereins, und zwar eher über Inhalte als Standortfragen.

Michael Martens, der für die Grünen in der Gemeindevertretung sitzt, warb dafür, die Diskussion auf breitere Beine zu stellen. Auch Susanne Köstering, Geschäftsführerin des Museumsverbandes Brandenburg, die die Veranstaltung im Rathaussaal moderierte und den Prozess beratend begleitet, verwies auf die Bedeutung der Bürgerbeteiligung. Ein Museum sei eine langlebige Geschichte, die durch die Menschen wirke, die es tragen.

Sammlung reicht nicht für ein ganzes Museum

Die Frage, welche Art Museum Kleinmachnow am besten zu Gesicht steht, ließ sich in der Diskussion nicht klar beantworten. Die Sicht des Heimatvereins sei klar, sagte Hirte. Der Verein wolle das Heimatbewusstsein fördern, Geschichte in die Gegenwart bringen und sucht für sein Archivmaterial und seine Sammlungen einen Ausstellungsraum. Allerdings, erklärte Hirte, sei die Sammlung nicht ausreichend, um ein Museum zu füllen. Hier brauche es Unterstützung.

Der Karikaturist und Heimatforscher Harald Kretzschmar verwies auf die Bedeutung Kleinmachnows als Künstlerort. Es sei möglich, weitere Kunstwerke für den Verein zu beschaffen. Für ihn sei auch wichtig, zu zeigen, wie der Ort am Rande Berlins entstanden ist und was für ein Lebensgefühl sich entwickelt habe. Dies schließe die Künstler, die im Ort lebten und leben, mit ein.

Auch die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats und Heimatvereinsmitglied Cornelia Behm betonte die spannende Siedlungsgeschichte. Das Museum müsse zeigen, wie Menschen in Kleinmachnow verschiedene Epochen erlebt haben, Kriege, Nachkriegszeit, die Besonderheit, das Kleinmachnow weder von den Russen noch von den Amerikanern besetzt war, die Grenze, Flucht in den Westen, den Mauerfall. „Gelebte Geschichte“ solle das Museum repräsentieren.

Museum soll auch junge Menschen erreichen

Roland Templin brachte noch einen anderen Aspekt ein. Kleinmachnow sei ein Ort, in dem die Menschen nur generationsweise lebten, die Kleinmachnower kämen undgingen. So habe zwar der Ort eine innere Heimat, nicht aber die Menschen, die dort wohnten. Axel Müller, Vorstandsmitglied im Heimatverein, befand, das Museum müsse junge Menschen erreichen, die Themen sollten ideenreich aufbereitet werden.

Nachdem die Standortfrage ausgeblendet wurde, brachte Michael Martens den Kostenaspekt ins Spiel. Selbst bei guten Konzepten würden keine Massen ins Museum strömen. Es muss angenommen werden und sich tragen, das sehe er jedoch nicht. „Kultur finanziert sich nicht selbst“, entgegnete Harald Kretzschmar. Ein Museum sei ein Stück Kultur, eine gesellschaftliche Verpflichtung. „Die Kosten sind Teil des Konzeptes und müssen sicher im Verhältnis stehen“, fasste Gutachter Hirte zusammen. Jedoch müsse das Bild von einem Museum in Kleinmachnow noch entstehen, das Museum werde in einer neuen Form entwickelt.

Der Heimatvereinschef Rudolf Mach verwies auf die Arbeit des Vereins. Mit Straßenbahn, Dorfkern, Hakeburg und Kommandoturm in Dreilinden pflege er offene Denkmale, organisiere Veranstaltungen und Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Nur über einen eigenen Standort, wo er alles zusammenführen kann, verfüge der Verein nicht. Er sei gespannt, ob im Jahr 2018, wie von Bürgermeister Michael Grubert versprochen, über ein Museum in Kleinmachnow entschieden ist. „Gegessen ist die Sache noch lange nicht“, so Mach. Das klang schon fast ein wenig resignierend.

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