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Potsdam-Mittelmark: Geniale Gags und Haudrauf-Humor

Gelungene Premiere der Sneak Preview im Teltower Landhotel Diana mit Comedians und Körperkünstlern

Teltow - Teltows neue Sneak Show ist wie ein Überraschungsei: Man weiß nicht, was man bekommt. Premiere für dieses Kulturformat war am Montagabend im Landhotel Diana. Bekannt war nur, dass ein Comedian, ein Musikact, ein Artist und ein Zauberer auftreten werden. Das macht neugierig, denn wie bei einem Blind Date kann alles passieren.

Initiatorin Julia Gámez Martin war die Aufregung anzumerken, als vor Veranstaltungsbeginn immer mehr Besucher in den Saal strömten. Der ist zwar barrierefrei, aber das bauliche Handicap wurde deutlich: Es fehlt ein Vorraum für den Kartenverkauf. So stand man gleich unversehens im Saal. Wer reserviert hatte, musste sich gedulden und teils draußen warten. Doch das Team des neu gegründeten Kulturklubs nahm diese Hürde mit Gelassenheit, geleitete Gäste zu ihren Plätzen, Hektik blieb aus. Einige Besucher des voll besetzten Saales waren auch aus Berlin gekommen. Ein gutes Zeichen, denn bislang war es meist umgekehrt, viele Teltower ließen sich kulturell in der Metropole bespaßen.

Rund zwei Stunden dauerte der Frontalangriff auf die Lachmuskeln. Allerdings musste sich Moderator Jens Heinrich Claassen, eine rheinische Frohnatur, anfangs noch mühen, die Stimmung anzuheben. So klang der von ihm gleich zu Beginn angeregte Mitgesang im Saal eher wie ein müder Trauerchor. Doch Claassen gab nicht auf, letztlich zeigte er sogar seinen nackten Bauch. Nicht unbedingt ein optischer Reiz, obwohl der Mann nach eigenen Aussagen rund 40 Kilo abgenommen hat, aber es gab erste Qietscher vom weiblichen Publikum, was den Mann auf der Bühne scheinbar hoch motivierte. So servierte er augenzwinkernd eine Ballade über die Kosenamen fürs beste Stück des Mannes und besang den Horror eines Spieleabends als Single unter Paaren.

Ein bisschen weltfremd, fast kindlich bediente er die Klaviatur der Tragikomik und bestätigte damit, dass Humor auch aus dem Scheitern und dem Leid kommen kann. Ein Außenseiter, der selbstironisch sein frauenloses Dasein beklagt, aber immer noch Pippi Langstrumpf liebt. Die Titelmelodie von Pippi sang dann der ganze Saal mit und als Claassen vorgab, sogar den schwedischen Text drauf zu haben, wunderten sich einige im Publikum über Worte wie Billy und Kvarnik. Als dann noch Ikea anklang, war klar: Claassen hatte einfach frech den Katalog des Möbelhauses abgesungen. Genial.

Auch brauchte sich Zauberer Ben Profane nicht um die Lacher mühen. Schon sein umtriebiges Umhertrippeln auf der Bühne, sein verschmitzt ins Absurde führender Kartentrick und seine Versicherung an Mitspieler aus dem Publikum – „Es kann nichts passieren! – sorgten für Vergnügen. Und man ahnte, dass hier einer den ganzen Zauber auch mal ordentlich auf die Schippe nahm.

Die Damenband Hallojulia! aus Berlin spielte Trashpop, grell, schräg und sehr bunt. Die Musik hievte Schmacht- und Schnulzgesänge des vergangenen Jahrhunderts wieder schamfrei auf die Bühne. Da wurde Hundekot in vielerlei Gestalt besungen, bis ihn letztlich Winde verwehten. Der musikalische Seitenhieb schreckte auch nicht zurück vor Instrumenten wie Föhn und Kindertrompeten.

Publikumsliebling war jedoch, gemessen am Applaus, Herr Niels, ein Gummi-Pantomime. Scheinbar schwerelos umherflirrend, dann minutenlang wie mit Bleifüßen schräg in der Luft verharrend, ließ er kurz darauf seine Arme so herumschlenkern, dass man ins Grübeln kam, ob da nicht irgendein Haken sei oder Fäden einer Marionettenpuppe an der Bühnendecke sichtbar wurden. Seine Performance ist ein Ereignis, auch wenn er seine unglaubliche Körperbeherrschung herunterspielte und glaubhaft zu machen versuchte, dass gelinge, wenn man täglich Fünf-Kilometerläufe absolviere.

Die erste Teltower SneakShow war ein unvergessliches Ereignis. Initiatorin Julia Gámez Martin hofft, dass viele Besucher wiederkommen, weshalb auch Abos für den jeweils dritten Montag des Monats angeboten werden. Gutes Essen und im Anschluss ein Tête-à-Tête mit der Kultur: Das Landgasthaus mit Bühne sei wie geschaffen für eine Kleinkunststätte. „Da musste ich einfach was machen“, sagt sie.

Vor allem für Kinder soll es auch Sonntagsprogramme geben. Das nächste wird am 4. März ein Kinderkonzert mit „Ich & Herr Meyer“ sein. Im April kommt der Zauberer Peter Löhmann. „Wir haben schon das Jahr 2019 durchgebucht“, sagte Martin den PNN. Mit einem eigenem Auftritt will sich die Musicaldarstellerin und Sängerin aber noch zurückhalten. Grund sind nicht nur eigene Termine, sondern auch eine selbst auferlegte Zurückhaltung. „Ich wollte da nicht gleich so vorpreschen“, sagt sie, schließt aber für 2019 einen Auftritt mit ihrer Kollegin Ariane Müller nicht aus. Beide treten deutschlandweit unter dem Namen Suchtpotenzial auf. Bereits am 23. Februar in der Kölner Comedia.Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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