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Geltow: Von Burgen und Brücken

Zum 1025. Jubiläum von Geltow hat der Heimatverein die Ortsgeschichte neu aufgearbeitet.

Von Enrico Bellin

Geltow - Eine umstrittene Ziegelei, ein Eiswerk und eine Brücke aus Pferdeköpfen: Die Geschichte von Geltow ist voll von Kuriositäten, wie der Heimatverein des Ortes in seiner Recherche zum 1025-jährigen Jubiläum des Ortes in diesem Jahr herausgefunden hat. Derzeit wird im Heimatmuseum neben dem Restaurant Grashorn eine Ausstellung zum Jubiläum vorbereitet, auch ein Buch mit dem Titel „Glanzlichter Geltows“ hat der Verein herausgebracht.

Vereinsmitglied Albrecht Herrmann beschreibt dort im ersten Kapitel, wie Geltow rund um den Ortsteil Baumgartenbrück an der Havel entstand: Zu Zeiten der Ersterwähnung – in der gleichen Urkunde wie die Nachbarstadt Potsdam, in der Kaiser Otto III. die beiden Orte „poztupimi und geliti“ der Äbtissin von Quedlinburg schenkte – war der Wasserstand der Havel sehr niedrig. Bei Baumgartenbrück gab es eine Furt, die mit Feldsteinen und Pferdeschädeln gepflastert war, da sich die Schädel besonders gut im schlammigen Untergrund verankern ließen. Erst 1674 wurde die erste Holzbrücke vor Ort gebaut.

„Herr Herrmann hat diese Geschichten noch von seinen Eltern und Großeltern, die Pferdeschädel sind eine lebendige Sage in Geltow“, sagt Lisa Stoof, die gemeinsam mit Hartmut Wiegemann den Heimatverein führt und seit 1956 im Ort lebt. Schriftliche Belege für die Pferdeschädel gebe es nicht, ihre Nutzung sei aber nicht unwahrscheinlich.

Erstmals belegt haben die Hobby-Historiker hingegen, dass Geltow einst eine Ziegelei besessen hat, an einem Platz an der Straße Baumgartenbrück. „Eines unserer Mitglieder hat in Archiven den originalen Bauantrag aus dem Jahr 1796 gefunden“, so Hartmut Wiegemann. Bisher war nur bekannt, dass an den gegenüberliegenden Havelufern in Glindow und Petzow das Ziegeleigeschäft boomte. Und die dortigen Ziegeleibesitzer haben eine Eingabe gegen die Baugenehmigung gemacht: In einem Schreiben beklagen sie, dass es nicht genügend Holz in der Gegend für den Betrieb so vieler Ziegeleibrennereien gebe. Die Geltower Ziegelei musste daraufhin mit Torf geheizt werden. Nach dem Tot des Besitzers Geucke 1845 gab es keine Genehmigung für einen Nachfolger.

Rechtzeitig für den Buchdruck, dessen Redaktionsschluss im Oktober war, kamen diese Erkenntnisse nicht mehr. Sie werden derzeit aber für die Jahresausstellung aufbereitet, die ab Saisonbeginn Ende Mai im Heimatmuseum zu sehen ist. Dort soll erstmals auch das Eiswerk Geltow erklärt werden: „Vor dem Aufkommen elektrischer Kühlgeräte wurden an der Bucht im Ortskern Eisblöcke aus der Havel gesägt, die dann in Kellern eingelagert und schließlich an Brauereien und Fleischereien in Potsdam und Werder geliefert wurden“, so Wiegemann, der seit zehn Jahren im Geltower Ortsteil Wildpark West lebt und wie seine Co-Vorsitzende 70 Jahre alt ist.

Für die Ausstellung werden derzeit auch Videos vorbereitet, die Bilderschleifen von historischen Hausansichten und anschließend Videos vom heutigen Aussehen der Häuser zeigen sollen. Dadurch soll auch Menschen, die Geltow nur von der Bundesstraße aus kennen, vor Augen geführt werden, dass Geltow auch alte Gebäude hat. Am sichtbarsten sind noch die 1887 eingeweihte Kirche mit dem mehrfarbigen Dach, die 1750 erbaute Handweberei und das 1748 errichtete Gasthaus Baumgartenbrück – das seinen Namen übrigens weder von Bäumen noch von Gärten hat, sondern von einer Burg aus dem 13. Jahrhundert, die im slawischen Bomgard genannt wurde und dort über der Havel thronte. An deren Stelle steht noch heute der 1869 bis 1871 unter Prinz Friedrich Carl Alexander erbaute Carlsturm. Der Prinz nutzte ihn für Jagdfeste und zur Unterbringung seiner Waffensammlung. Zu DDR-Zeiten nutzte ihn die Staatssicherheit, die auch ein zusätzliches Wohngeschoss errichtete. Heute ist der Turm ein privates Wohnhaus und nur noch von außen zu sehen.

„Caputh ist der größte Ortsteil von Schwielowsee, Ferch durch die Malerkolonie vielleicht der bekannteste. Doch auch Geltow hat durch seine lange Geschichte viel zu bieten“, fasst Hartmut Wiegemann zusammen. Und die Geschichte sei noch nicht vollends erforscht: Vor Kurzem habe ein Geltower dem Heimatverein ein Schiffsmodell geschenkt, mit dem Original habe sein Vater die Welt umsegelt. Das Modell wird in der neuen Ausstellung zu sehen sein. Was genau es damit auf sich hat, müssen die Vereinsmitglieder aber noch erforschen.

„Glanzlichter Geltows“ ist für 8 Euro beim Heimatverein, Am Wasser 2, erhältlich

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