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Langzeittest in Pritzwalk. Der Drachen war über 70 Stunden in der Luft.

© Enerkite

Forschung aus Kleinmachnow: Kleinmachnower Drachen fliegen für die Energiewende

Der Kleinmachnower Forscher Alexander Bormann will mit Windenergie-Drachen den Markt erobern.

Kleinmachnow - Alexander Bormann ist einen großen Schritt weiter. Seit drei Jahren forscht der Kleinmachnower mit seinem Team, wie sich mit Drachen Energie erzeugen ließe. Die Grundidee hatte die kleine Mannschaft bald umgesetzt: Ein Generator in einer Seiltrommel, der durch den Zug eines Gleitschirms Strom produziert. Der Drachen dreht in bis zu 300 Metern Höhe seine Achten, bevor er mit geringem Energieeinsatz wieder zurückgezogen wird und die Stromerzeugung von Neuem beginnt. Jetzt soll der Enerkite marktreif werden.

Der mobile Demonstrationsanlage hat sich bewährt, Tests wie einen über 70-stündigen Dauerflug bestanden. Die komplette Technik inklusive Speicherakkus passt in einen Frachtcontainer, der auf einen Lkw geladen werden kann. Bormann verströmt, wenn er all die Vorzüge aufzählt, eine Begeisterung, die sich schnell überträgt. „Mit Enerkites erntet man den Wind, der oberhalb der Blattspitzen konventioneller Windkraftanlagen weht“, sagt er – Höhen ab 200 also, in denen es fast nie windstill ist. Seine „Flugwindkraftanlagen“ würden jährlich den doppelten Stromertrag konventioneller Windräder liefern und 90 Prozent Material einsparen. Für Landwirte und Betriebe im ländlichen Raum solle sich der Einsatz schon nach wenigen Jahren amortisieren, verspricht der Erfinder.

Selbst bei Flaute kann der Drachen starten

Bormann will, dass sein Produkt jetzt schnell auf den Markt kommt. Schon in zwei Jahren soll es so weit sein, denn jetzt ist auch das letzte Problem auf dem Papier gelöst: Wie kann der Energiedrachen ohne menschliches Zutun starten und landen? Kernstück der weiterentwickelten Technologie ist nun kein Gleitschirm mehr, sondern ein hocheffizienter Flügel, ein Zwischending zwischen Segelflugzeug und Hängegleiter. Durch einen rotierenden Mast kann der starre Flügel auf Bahngeschwindigkeit gebracht werden, selbst bei einer Flaute kann er starten, um den Höhenwind zu ernten. Für Bormann der Clou: Das funktioniere schon bei kleinen Anlagen wirtschaftlich.

„Das alles praktisch weiter zu erproben und skalieren, ist jetzt die letzte technologische Herausforderung“, sagt Bormann. Das Geld für diese letzte Testphase hat er auch durch Crowdfunding zusammenbekommen, fast 200 000 Euro wurden bei Investoren eingesammelt. „Es geht den Wagniskapitalgebern auch darum, Teil dieser Geschichte zu werden“, sagt er. Bund und Land fördern die Idee, nur Hasso Plattner ist noch nicht im Boot, lächelt Bormann.

Von der Luftfahrt zur Windenergie

Er ist in Potsdam aufgewachsen, hat bei der Interflug Flugzeugmechaniker gelernt und 1989 in Kiew ein Studium der Luftfahrttechnik begonnen. Nach einem Semester kam die Wende und Bormann studierte an der Berliner TU weiter. Der Sprung von der Luftfahrttechnik zur Windenergie, so der 46-Jährige, sei kurz gewesen. Schon seit 20 Jahren forscht er in diesem Bereich, anfangs zur Optimierung der Türme von Windrädern.

Mit den größer werdenden Windenergieanlagen seien Kosten für Transport und Aufbau der Türme rasant gestiegen. Das war Gegenstand seiner Forschungen und Bormann dachte schon darüber nach, wie sich die riesigen Bauteile mit einem Luftschiff wie dem Cargolifter transportieren ließen. „Als klar wurde, dass aus dem Cargolifter nichts wird, brachte das Kiteboarding die zündende Idee.“

Forscher: Billiger gibt´s keinen Windstrom

Dass Kitesurfen auf dem Wasser funktioniert, sei ihm schon klar gewesen. Bormann faszinierte, mit welcher Leichtigkeit der Drachen auch an Land über den Baumwipfeln schwebt und welche enormen Kräfte er dabei entfaltete. Inzwischen besteht sein kleines Forscherteam aus neun Leuten, darunter der schnellste Kitepilot der Welt und passionierte Kitekonstrukteur Christian Gebhardt.

Neben dem Kleinmachnower Unternehmenssitz wird im Labor am Gründerzentrum der TU Berlin und auf dem Testfeld in Pritzwalk (Prignitz) geforscht. Der neue Flügel ist schon einsatzbereit, jetzt soll das Start- und Landesystem auf die Demonstrationsanlage gebaut werden. Bormann ist überzeugt: „Billiger als mit dem Enerkite kann man Windstrom nicht produzieren.“

In einem Video zeigt das Unternehmen, wie der Winddrachen funktioniert:

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