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Etwa 50 geschlagene Bäume dokumentierte Peter Ernst mit der Kamera.

© KiG

Potsdam-Mittelmark: Entsetzen über plötzliche Baumfällung

Proteste gegen Einschlag im Beethovenwäldchen

Stahnsdorf – „Die Krücken mussten raus“, sagt der Mann mit der Kreissäge und schiebt erklärend nach, „für die Naturverjüngung ist das notwendig“. Schon vor 50 Jahren hätte man das Beethovenwäldchen mal durchforsten müssen, meint er. Dann weist er nach oben und ruft seinem Kollegen zu: „Kronenbruch“, und Sekunden später kreischt wieder die Säge. Doch so wie die Mitarbeiter der Berliner Gartenbaufirma ihre Maßnahmen als Durchforstung verstehen, sahen das gestern längst nicht alle Stahnsdorfer. „Das sind doch keine kranken Bäume", empörte sich eine Anwohnerin, und ihr Mann vermutete, dass mal wieder Platz für den Bau eines Supermarktes gebraucht werde. Auch Stahnsdorfs SPD-Gemeindevertreter Peter Ernst war gekommen, um diese Form der „Waldwirtschaft“ mit der Kamera zu dokumentieren. Etwa 50 gefällte Bäume, zählte er, an denen die angeblich faulen Stellen aber nicht zu finden waren. „Hier lässt jemand seine ganze Wut ab“, sagte Ernst, denn auf der Tagesordnung des heutigen Bauausschusses stehen zwei Beschlüsse, die das Areal betreffen. So soll heute über den Geltungsbereich des eigenständigen Grünordnungsplanes „Beethovenwald“ beraten werden nebst einer Satzung über eine Veränderungssperre für dieses Gebiet. Beide Beschlüsse würden auf den dauerhaften Erhalt der innerörtlichen Waldfläche abzielen, die für das Siedlungsgebiet nicht nur Erholungscharakter besitze, sondern auch als Klimabiotop für Frischluft sorge. Doch die Eigentümergemeinschaft strebe Bauland an mit dem Argument, das bereits in den 20er Jahren das heutige Waldstück parzelliert worden sei, um darauf zu bauen. Im Gegensatz dazu betonte ein Vertreter der Eigentümer gestern, dass die Fällaktion in keinem Zusammenhang mit einer Bebauung stehe. Vielmehr gehe es um Waldpflege, wozu die Belziger Forstbehörde die Eigentümer beauftragt habe, argumentierte er mit Verweis auf ein Schreiben. „Bei 100-jährigen Kiefernbeständen wäre es zu empfehlen, die Kiefern zu ernten und wirtschaftlich zu verwerten“, so die Behörde. Doch das Papier ist aus dem Jahre 2002. Inzwischen habe es eine eindeutige Willensbildung für den Erhalt des Waldes gegeben, so Ernst. Als Missachtung des mehrheitlichen Votums der Gemeindevertreter, bewertete die Aktion gestern auch Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Anwohner hatten den Bürgermeister bereits am Vormittag alarmiert, nachdem erste Bäume gefallen waren. „Ich bin entsetzt“, sagte er gegenüber den PNN und kündigte an, die Verwaltung werde prüfen, ob die Fällungen den Anforderungen an ordnungsgemäße Forstwirtschaft genügen. KiG

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