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Mini-Bücherei. In Kleinmachnow gibt es seit Montag eine Bücherbox in Form einer alten Telekom-Telefonzelle. Die Gestaltung haben Mitglieder aus dem Graffiti-Kurs des Jugendtreffs „Carat“ übernommen.

©  Solveig Schuster

Potsdam-Mittelmark: Ein Quadratmeter Lesestoff

Kleinmachnow eröffnet seine erste Bücherbox. Anderswo in der Region ist das Prinzip schon etabliert.

Kleinmachnow - In Berlin kam sie schon vor einigen Jahren wieder in Mode, nun hat auch Kleinmachnow die gute, alte Telefonzelle neu für sich entdeckt. Seit Kurzem steht auf dem Puschkinplatz am Zehlendorfer Damm ein knallbuntes Exemplar. Ohne Wählscheibe und Handapparat zwar, dafür mit viel Platz für reichlich Lesestoff. Am Montag eröffnete die Gemeinde in der ausrangierten Zelle ihre erste öffentliche Bücherbox.

Platz für rund 200 Bücher

Insgesamt 15 Spender hätten sich gefunden, um das installierte Regal fürs Erste anzufüllen, erklärt Martina Dettke. Die Kommunalpolitikerin der SPD betreibt in Sichtweite zur umgebauten Telefonzelle ein Optiker-Geschäft und will sich nunmehr ehrenamtlich um den öffentlichen Bücherschrank kümmern. Denn „eine Altpapiersammlung soll es nicht werden“, erklärte sie den PNN. Zum einen biete die ein Quadratmeter große Zelle ohnehin nur für rund 150 bis 200 Bücher Platz, zudem zähle vor allem die Qualität: „Es sollen nur Sachen hinein, die auch gern gelesen werden“, sagte sie. Werke für Erwachsene, aber auch Kinder- und Jugendliteratur.

Nur Tausch ist erlaubt

Das Prinzip der Kleinmachnower Box folge dem ähnlicher Projekte: Es kann sich jeder nach Lust und Laune bedienen. Wer jedoch ein Buch entnimmt, sollte im Tausch eines hinein- oder das entliehene später zurückstellen. Der Vorteil gegenüber einer Bibliothek: „Man ist nicht gezwungen, das Buch innerhalb eines bestimmten Zeitraumes zu lesen und kann es auch behalten, wenn es gefällt“, erklärt die Augenoptikerin. Die Idee, auch in Kleinmachnow einen öffentlichen Bücherschrank zu installieren, entstand bereits vor anderthalb Jahren. Damals hatte die Kleinmachnower CDU/FDP-Fraktion die Initiative ergriffen und eine solche Box für Kleinmachnow angeregt. Die Gemeindevertreter folgten dem Gedanken, dass „ein öffentlicher Bücherschrank die kulturgeprägte Gemeinde enorm bereichern würde“, und stimmten dem Vorschlag im April 2016 zu.

Vom Graffiti-Kurs verziert

Die inzwischen vom Graffiti-Kurs des Jugendhauses „Carat“ verzierte Telefonzelle kaufte die Gemeinde von der Telekom, die in einem Wald am Rande Michendorfs ein riesiges Lager unterhält. Noch rund 2000 Telefonhäuschen stehen dort, sagte Telekom-Sprecher Georg von Wagner. Abgebaut und ausgemustert, weil sie wirtschaftlich nicht mehr rentabel waren. Seit einigen Jahren werden sie verkauft, nach Angaben der Telekom aktuell für 500 bis 800 Euro. Unter den Interessenten sind viele Nostalgiker, aber auch immer mehr Kommunen.

Das Interesse an öffentlichen Bücherschränken mit der Möglichkeit, anonym Bücher zu tauschen, wächst. Auch in Potsdam-Mittelmark. Die Gemeinde Michendorf richtete zu diesem Zweck vor vier Jahren ein Bücherregal in einer Telefonzelle ein, auch in Schwielowsee können Bewohner und Touristen inzwischen auf das Tausch- und Leseangebot eines öffentlichen Bücherschrankes zurückgreifen.

700 Euro Kosten

Auch bei Kleinmachnows direkten Nachbarn liegen öffentliche Leseangebote im Trend. In Stahnsdorf gäbe es Gemeindesprecher Stephan Reitzig zufolge im Ortsteil Sputendorf dahingehende Überlegungen. Noch sei aber offen, ob die dafür gewünschte Summe von 700 Euro im kommenden Haushalt berücksichtigt werden könne. Teltow hatte bereits vor gut einem Jahr eine erste Bücherzelle auf dem Rewe-Parkplatz in der Mahlower Straße aufgestellt.

Schon länger existiert in unmittelbarer Nachbarschaft ein ganz ähnliches Projekt. Im Café des Mehrgenerationenhauses Philantow können seit 2009 täglich Bücher getauscht werden. Wenn auch im Vergleich zu den Bücherschränken weniger anonym. Trotzdem werde das Angebot gern genutzt, sagt Philantow-Leiterin Nadine Ganzert. Etwa von wartenden Eltern, die während der Kinderkursangebote die Zeit nutzten, um in der Leseecke zu schmökern – oder von den Kindern selbst. Ein Selbstläufer sei aber auch die Büchertauschbörse im Mehrgenerationenhaus nicht, erklärte sie. Der Bücherschrank brauche Pflege, müsse regelmäßig geprüft und neu geordnet werden. Zudem stellt die Philantow-Leiterin fest: Es werden weniger Bücher genommen als gebracht.

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