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Potsdam-Mittelmark: Die Neogotik glänzt wieder

Nach fünf Jahren Freude über Sanierungsabschluss in Geltower Kirche

Nach fünf Jahren Freude über Sanierungsabschluss in Geltower Kirche Schwielowsee · Geltow - Auch wenn der Baulärm noch nicht verstummt ist, die edlen Mettlacher Platten nicht alle auf dem Boden verlegt sind und man über Eimer, Kabel und Baugerät klettern muss – Martin Doyé führt schon gern durch die Geltower Kirche. Dieser Tage wurden die Gerüste im Kircheninnern abgebaut. Etwas vom früheren Glanz des Bauwerks ist wieder spürbar geworden – und die Liebe Friedrich III. zur Tiroler Gotik nachvollziehbar. Der lungenkranke 99-Tage-Kaiser war häufig zur Kur in Terlan – die dortige Mittelalterkirche war Vorbild für Geltow. Nach fünf Jahren ist die Komplettsanierung des vor 118 Jahren errichteten Bauwerks fast abgeschlossen, freut sich Doyé, der als Vize des Gemeindekirchenrates für die Sanierung verantwortlich zeichnet. Gemeinsam mit dem Geltower Architekten Rainhardt Pavlitschek wurde das Projekt am Dach begonnen, an der Außenfassade fortgeführt und in diesem Jahr im Innern vollendet. Pavlitschek hatte sich schon zu DDR-Jahren ehrenamtlich um die dringendsten Instandsetzungen gekümmert – böse Überraschungen blieben aus. Nicht nur der Architekt, auch viele andere Firmen aus Geltow, wie die „Holzwürmer“ oder die Baudenkmalpflege Gebhardt, waren an den Arbeiten beteiligt. Eine Million Euro hat die Schönheitskur gekostet. Während die Außensanierung noch vom Bund und Land mit knapp 300000 Euro zur Hälfte gefördert wurde, stand die Kirchengemeinde bei der Finanzierung des Innenausbaus alleine da. „Um das alles zu schultern, haben wir das alte Pfarrhaus in Baumgartenbrück verkaufen müssen“, erinnert sich Doyé. Dafür ist der wegen verwitterter Balken schiefe Turm wieder gerichtet, hat das Dach sein altes Ziegelmuster wieder zurück und ist das Gestühl komplett aufgearbeitet. Zum 16. Januar soll der letzte Feinschliff im Innern abgeschlossen sein, dann wird der Wiedereinweihungs-Gottesdienst gefeiert, so Doyé. Für den neogotischen Bau war es das erste „Facelifting“ seit der Errichtung. Die einstige Zierde der Havellandes hatte in den Jahrzehnten buchstäblich an Glanz verloren – zum Beispiel die grünglasierten Ziegelstreifen, die den roten Backstein gliedern. Der Lack war ab, die Streifen bekamen eine neue Kaltglasur und der graue Backstein wurde gereinigt und wieder rot. Auch die Innenausmalung war durch feuchte Stellen und Putzausbesserungen nur noch schemenhaft zu erkennen, jetzt leuchten die in alter Technik neu schablonierten Arabesken und die Engel wieder in warmen und natürlichen Farbtönen. Die alte Gesell-Orgel wurde durch Schuke-Orgelbau in Werder wieder auf Trab gebracht. Die gute Raumakustik und nicht zuletzt die neue Heizungsanlage unter dem Gestühl würden es erlauben, künftig mehr Konzerte in der Kirche zu veranstalten, so Doyé. „Der Bau war ja wirklich schon etwas ergraut. Aber jetzt hoffen wir, dass er wieder stärker wahrgenommen wird.“ Über Gottesdienste und Konzerte hinaus soll die Kirche als einziger großer Raum im Ort auch für andere Anlässe offen stehen – wobei auch der Außenbereich genutzt werden darf. Im nächsten Jahr soll noch das Areal zwischen Kirche und Straße gärtnerisch neu gestaltet werden. Henry Klix

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