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Potsdam-Mittelmark: Die Krönung von Salzbrunn

Kreuz und Wetterfahne drehen sich auf dem dem neuen Kirchendach und künden von einem weiteren Kapitel der Ortsgeschichte

Kreuz und Wetterfahne drehen sich auf dem dem neuen Kirchendach und künden von einem weiteren Kapitel der Ortsgeschichte Von Thomas Lähns Beelitz-Salzbrunn. Wechselvolle Zeiten sind es, welche die Kirche in Salzbrunn bislang gesehen hat: Der Großbrand im Dorf 1836, der Einmarsch sowjetischer Truppen, die Zwangskollektivierung der Bauernhöfe in den 50er und 60er Jahren. Das kleine Gotteshaus überstand die Höhen und Tiefen der Ortsgeschichte bis heute. Seit dem Sommer dieses Jahres wird saniert, das Dach wurde gedeckt, die Wände verputzt und neue Fensterbänke eingesetzt. Am Sonnabend erhielt die Kirche ihre „Krone“ zurück: Wetterfahne und Kreuz drehen sich jetzt wieder, hoch oben über Salzbrunn. Mit Andacht und einem offiziellen Festakt feierten die Anwohner die vorangegangenen Bauarbeiten und erinnerten sich an frühere Zeiten. Wohl am besten informiert über die letzten 255 Jahre an der Nieplitz ist die Salzbrunnerin Marianne Kaiser: Heimatgeschichte ist für sie eine Leidenschaft, zum Jubiläum vor fünf Jahren veröffentlichte sie eine Ortschronik. „Friedrich der Große siedelte 1748 die ersten Leute hier an“, berichtet sie. Acht Familien aus der Pfalz waren es, die damals als Kolonisten nach Brandenburg kamen. Erst 27 Jahre später wurde die Kirche errichtet. Wegen knapper Staatskasse mussten die Dorfbewohner Geld aus eigener Tasche dazulegen und beim Bau selbst mit anpacken. Im Jahr 1785 wurde das Gotteshaus mit der ersten Trauung eröffnet. Ähnlich sieht es heute aus: Die Kirchengemeinde bezahlte fast ein Viertel der Sanierungskosten von insgesamt 100 000 Euro aus eigener Tasche. Eine Hochzeit hat es auch wieder gegeben, noch vor Abschluss der Bauarbeiten. Das Dorf zählt heute 180 Einwohner, einschließlich der Siedlungen Birkhorst, dem Forsthaus und der Mühle. Dass die Salzbrunner soviel Geld aufbringen konnten, erklärt Ortsbürgermeisterin Jutta Bellin mit Sparsamkeit: „Wir haben versucht, den Topf aus Kollekten und Spenden über Jahre nicht anzurühren.“ Gönner gibt es auch jenseits der Ortsgrenze: Marianne Kaiser berichtet von einer verstorbenen Westberlinerin, die schon zu DDR-Zeiten neue Fliesen und den Zaun stiftete. Schließlich vererbte sie der Gemeinde weiteres Geld. Die Frau war hier geboren, hatte ihre Wurzeln nie vergessen. Die Kirche als Dorfmittelpunkt – auch der Beelitzer Bürgermeister Thomas Wardin weiß um ihre Bedeutung. „Es ist meist das schönste Gebäude in einem kleinen Dorf. Die Sanierung ist ein positives Signal“, bemerkte er in Anbetracht der vielen Gäste am Sonnabend. Seit der Eingemeindung 2002 ist Wardin auch Oberhaupt von Salzbrunn, und mit insgesamt 12 500 Euro aus dem Stadtsäckl werden Kirchensanierungen in allen neuen Gemeinden unterstützt. Für den verantwortlichen Bauingenieur Jürgen Götz sind solche Sanierungen in Zeiten der Säkularisierung etwas Besonderes, gerade Jugendliche hätten keinen Bezug mehr zur Religion. Das Hildesheimer Ingenieurbüro Götz & Ilsemann arbeitet sei vielen Jahren in diesem Bereich, hat Kirchen in den verschiedensten Regionen Deutschlands erneuert. „Man muss die Gemeinde immer mitnehmen“, weiß Götz aus Erfahrung. Pfarrer Jürgen Malbrich lobte die zügige Sanierung. Ende dieses Jahres sollen die Außensanierungen abgeschlossen werden . Für 2004 stehen die Arbeiten im Gebäudeinneren an, zirka 40 000 Euro wird der zweite Bauabschnitt kosten.

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