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Viel Arbeit, viel Spaß. Schüler der sechsten Klasse beim Bau des Ofens.

© privat

Potsdam-Mittelmark: „Der Regen war unser größter Feind“

Manschen statt Unterricht: Lehmbackofen-Bau an Werderaner Schule

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Es war ein harter Tag, damals, als es in Strömen regnete. „Wir mussten den Ofen fertigbauen und hatten keine Regencapes“, sagt die 11-jährige Vanessa. Also mussten Mülltüten herhalten. Dann noch die schweren Ziegel. Sechs Tage lang baute die sechste Klasse der Werderaner Karl-Hagemeister-Grundschule an einem Lehmbackofen.

Die Strapazen haben sich gelohnt: „Wir könnten so einen Ofen immer und überall wieder bauen“, sagt Sidney, ein Mädchen mit hellblonden Haaren und lacht dem Potsdamer Ofenbaumeister Andreas Fleischer zu. Der Mann mit der Schiebermütze aus Leder und den Stahlkappenschuhen ist stolz auf seine Schützlinge und ihre Arbeit. Er musste sie nur anweisen, den Rest erledigten die Schüler. Sie klopfen sich auch selbst auf die Schulter, so einen Lehmofen hat nicht jeder.

Jeden Tag, bevor es weiterging mit dem Handwerkern, gab es eine Baubesprechung. In Grundschüler-Slang hieß das dann Chillen auf dem Rasen, so jedenfalls übersetzt es der 12-jährige Timo. Festgelegt wurde bei der Runde im Schulgarten, wie die Ziegelsteine versetzt werden und wie man am besten die Fugen abdichtet. „Es musste so dicht sein, dass keine Feuchtigkeit hinein kommt“, erklärt fachmännisch die 11-jährige Leia.

Überhaupt der Regen – „der war unser größter Feind.“ Fielen die Tropfen vom Himmel, gab es eine wahre Schlammschlacht, der Ofen drohte einzustürzen, die Sechstklässler mussten improvisieren und durchhalten. „Das hat trotzdem richtig Spaß gemacht“, sagt die 11-jährige Josephine.

Angestoßen hatte das Projekt die Naturschutzjugend, die Jugendabteilung des Naturschutzbundes. „Ursprünglich wollten die Kinder eine afrikanische Rundhütte bauen – die Idee kam ihnen bei einem Projekttag“, so der pädagogische Begleiter Daniel Pusch. Doch die Hütte sei zu teuer gewesen, die Alternative war der Lehmbackofen – rund 6000 Euro hat sich der Schulträger, die Stadt Werder und der Projektpartner der Schule, die Naturschutzjugend Brandenburg, den Bau kosten lassen.

„Jetzt müssen wir schauen, dass wir den Ofen auf Trab halten“, sagt Vanessa. Die Sechstklässler wollen eine Schülerfirma gründen, um ihre Pizza und Brote künftig in den Schulpausen, auf Schulfesten oder sogar bei Bäckern aus der Region zu verkaufen. „Pizza, Brote und Kuchen – der Erlös kommt der Schule zugute“, sagt Sidney.

Tatsächlich hat Daniel Pusch bereits mit einem Bäcker aus der Region, der in Werder zwei Filialen betreibt, eine Kooperation ins Auge gefasst. Es soll für die Schüler ein Backworkshop geben. „Und wenn das Brot aus dem Lehmofen gelingt, dann könnte es bei ihm künftig auch in geringen Mengen als Schulbrot in der Auslage liegen.“

Neben dem kleinen Lehmbackofen soll jetzt der Schulgarten aufblühen. „Wir werden Kräuter anpflanzen, die wir dann in den Backwaren verarbeiten“, so Pusch. Die stellvertretende Leiterin der Schule, Cornelia Hammon, ist froh, den Schülern solche Projekt anbieten zu können. Zudem würden die Kinder viel über gesunde Ernährung lernen. „Und das wiederum führt zu erfolgreichem Lernen.“

Wie das Brot am besten gebacken wird und wie heiß der Ofen sein muss, damit die Pizza knusprig wird, das müssen die Schüler jetzt testen. Klar ist, dass in den Ofen richtig viel hineinpasst. „Da haben sogar zwei Kinder drin Platz“, sagt Vanessa und grinst. Eva Schmid

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