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Potsdam-Mittelmark: Blutspuren in Glindow untersucht Weiter keine Beweise

im Mordfall Joachim L.

Werder (Havel)/Potsdam - Acht Jahre nach dem Mord wird das Haus des im Sommer 2009 erschossenen Brunnenbauers Joachim L. im Werderaner Ortsteil Glindow nun doch noch kriminaltechnisch untersucht. Wie berichtet waren bei einer ersten Durchsuchung im Jahr 2011 in Haus und Hof an mehreren Stellen blutähnliche Substanzen gefunden, aber nicht näher analysiert worden. Dies soll nun nachgeholt werden, erklärte Theodor Horstkötter, Vorsitzender der ersten Großen Strafkammer des Potsdamer Landgerichts, am gestrigen Dienstag. Eine Gerichtsbiologin sei bereits dabei, DNA zu isolieren. Die für diese Woche vorgesehenen Plädoyers verschieben sich somit, da zunächst das Ergebnis der Untersuchung abgewartet werden soll.

Wie berichtet war Joachim L. Anfang Juli 2009 in einem Waldstück bei Ostrava in Tschechien erschossen aufgefunden worden. Drei Wochen zuvor soll er mit dem nun Angeklagten Hans-Dieter V. wegen eines gemeinsamen Geschäftstermins dorthin aufgebrochen, aber nicht mit ihm zurückgekehrt sein. Am Abend des 9. Juni 2009 hätten beide im Hotel Imperial im Zentrum Ostravas eingecheckt. Eine Mitarbeiterin der Rezeption bestätigte später gegenüber tschechischen Polizeibeamten, dass beide im Hotel gewesen seien. Allerdings wurde sie erst zwei Jahre nach dem Fund der Leiche befragt. Die tschechischen Beamten hatten den Fall zwischenzeitlich zu den Akten gelegt, da es zunächst trotz umfangreicher Ermittlungen keinerlei Hinweise auf den Toten gab.

Der Angeklagte hatte später erklärt, dass Joachim L. am Abend in einer Bar eine polnische Frau kennengelernt habe und deshalb noch bleiben wollte. Die Suche nach der Frau verlief nach Aussage tschechischer Polizeibeamter jedoch ebenso ergebnislos. Für die deutschen Ermittler, die 2011 mit dem Fall befasst waren, klang die Erzählung des Angeklagten zumindest „märchenhaft“. Rätsel gab vor allem auch der fortgeschrittene Verwesungszustand der Leiche auf. Die tschechischen Gerichtsmediziner gingen zunächst von einer längeren Liegedauer als drei Wochen aus. Unklar blieb auch, ob der damals 55-Jährige vor Ort erschossen oder zum Fundort transportiert worden war. Beides ließe sich nicht ausschließen, erklärte gestern ein Potsdamer Rechtsmediziner, der vom Gericht hinzugezogen worden war.

Die Anklage war zu der Überzeugung gelangt, dass Hans-Dieter V. den Geschäftsfreund aus Habgier erschossen hat. Stichhaltige Beweise gibt es nicht.

Geld habe im Leben des Angeklagten eine wichtige Rolle gespielt, erklärte gestern der vom Gericht bestellte psychologische Sachverständige. Ob Hans-Dieter V. in der Lage sei, dafür einen Mord zu begehen, vermochte er nicht zu sagen. Wenn Menschen in die Enge getrieben werden, sei alles möglich, meinte er jedoch. Darüber hinaus hatte er sich mit der Frage befasst, ob der Angeklagte spielsüchtig und daher nur eingeschränkt schuldfähig sei. Dies schloss der Psychologe aus. Weder läge eine krankhafte Persönlichkeitsstörung noch eine Spielsucht vor. Hans-Dieter V. hatte sich zu jeder Zeit unter Kontrolle, sagte er. Solveig Schuster

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