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Potsdam-Mittelmark: Blutkörperchen und Internettelefonie

Die Telekommunikations-Firma Ferrari stellte früher Leukozytenzähler her

Hannover/Teltow - Mit schnellen Autos hat die Firma Ferrari aus Teltow nichts zu tun. Schon eher mit schnellen Verbindungen: „Wir entwickeln professionelle Kommunikationssysteme“, erklärt Vertriebsleiter Christoff H. Wiethoff.

Diese Kommunikationssysteme sorgen dafür, dass Sekretärinnen nicht mehr aufstehen müssen, um das Fax zu lesen. Sie können es direkt am Schreibtisch einfach als E-Mail am Computer abrufen. In diesem Jahr stellt das Unternehmen auf der Computermesse CeBIT in Hannover seine neuesten Kommunikationslösungen für die Internettelefonie vor – wie etwa die Anrufbeantworter für die so genannten Voice-over-IP-Systeme.

Für Wiethoff hat sich der Messeauftritt offenbar gelohnt, wenn heute die CeBIT nach einer Woche endet. Er zieht ein „positives Resümee“. Denn: „Wir hatten viele Gespräche mit unseren Kunden.“ Mittlerweile wenden zwei Millionen Mitarbeiter in 20 000 Firmen deutschlandweit Programme von Ferrari an. Dabei hatte alles ganz anders begonnen.

Weder Autos noch Computer standen dem Gründer Franz Ferrari im Sinn, als er seine Firma „Ferrari - Statistische Maschinen und Geräte“ 1953 in Berlin Charlottenburg anmeldete, sondern mechanische Zählapparaturen für medizinische Geräte. Als die Firma 1978 begann, auch elektronische Zähler herzustellen, gab ihr Ferrari den heutigen Namen: „Ferrari-Electronics“.

Eine mechanische Maschine war dann einer der größten Erfolge des Unternehmens: 1981, zwei Jahre vor dem Tod Ferraris, lieferte seine Firma den „Leucotron 10“, der weiße Blutkörperchen zählt, in die ganze Welt. Der Leukozyten-Zähler wird noch heute in Asien und Afrika benutzt, sagt Wiethoff, denn er arbeitet ohne Strom. Noch immer kämen jedes Jahr zehnt, bis zu teilweise 30 Jahre alte Geräte zur kostenfreien Reparatur bei Ferrari in die Werkstatt – nun nach Teltow, wohin die Firma 1992 mit ihren 15 Mitarbeitern gezogen ist.

Nachdem 1988 auch der Sohn des Firmengründers, Elmar Ferrari, gestorben war, übernahmen Ulrich Dziergwa und Johann Deutiner das Unternehmen. Die ehemaligen Geschäftsführer des Telekomunikationsunternehmens Nixdorf lenkten Ferrari nun in die IT-Kommunikations-Branche. Mechanische Geräte stellen die derzeit 40 Mitarbeiter längst nicht mehr her. Dennoch gibt es einen Mechaniker bei Ferrari: Der älteste Angestellte sei der einzige, der den „Leucotron 10“ reparieren kann. just

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