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Bilanz der Saison im Freibad Kiebitzberge: „Das Bad wird ein Zuschussgeschäft bleiben“

Der Chef der Freibadgesellschaft Kiebitzberge, Markus Schmidt, über rote Zahlen und Ausbaupläne

Herr Schmidt, der Sommer geht in die Verlängerung, das Freibad auch ...

Eigentlich wollten wir bereits Ende August schließen, aber aufgrund des bis Donnerstag noch stabilen Hochsommer-Wetters haben wir uns entschlossen, das Bad noch bis zum morgigen 15. September von 12 bis 19 Uhr zu öffnen.

Nach Donnerstag ist definitiv Schluss?

Ja. Die Betriebserlaubnis gibt keine weitere Öffnung her. Zudem hätten wir Probleme, entsprechendes Personal zu finden. Wir haben viele Azubis und Studenten, die uns als Rettungsschwimmer in den Sommermonaten unterstützen, für sie haben jetzt wieder Schule oder Studium begonnen.

Im vergangenen Jahr gab es einen neuen Besucherrekord, wie fällt Ihre Bilanz in diesem Jahr aus?

Im letzten Jahr hatten wir mit 97 000 Besuchern die Rekordmarke geknackt. 2016 hatten wir leider kein so stabiles Hoch. Die Saison begann mit einem starken Mai und auch Juni, aber die Sommer- und Ferienmonate, sonst eigentlich eine sichere Bank für gute Besucherzahlen, waren nicht so gut. Insgesamt war es aber kein schlechtes Jahr. Wir hatten trotzdem fast 80 000 Besucher, was für das Bad spricht. Ich bin zufrieden.

Kommt das Bad irgendwann aus den roten Zahlen?

Bei Antritt hatte ich mal gesagt, ich will irgendwann mal rosa Zahlen. Das Bad wird immer ein Zuschussgeschäft bleiben und gehört für die drei Gemeinden Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow zur Daseinsvorsorge. Wir wollen das Bad weiter als Angebot für die Familien in der Region vorhalten. Unser Ziel ist es nicht, es etwa durch überhöhte Eintrittspreise rentabel zu machen.

Ende Juni ist ein 29-jähriger Slowake im Bad von zwei Männern attackiert und schwer verletzt worden. Hat sich der Vorfall auf die Gäste ausgewirkt?

Nein, zum Glück nicht. Aber natürlich, viele Badegäste, die unmittelbar in der Nähe waren, reagierten schockiert. Was passiert ist, lässt sich auch heute noch nicht genau sagen, die Ermittlungen laufen noch. Unsere Rettungskräfte haben professionell gearbeitet, sind sofort vor Ort gewesen und konnten den Mann, der leblos im Wasser trieb, reanimieren. Insgesamt ist aber feststellbar, dass es in dieser Badesaison in Berlin-Brandenburg so viele Tote und Verletzte gab wie nie.

Woran liegt das?

Das Verhalten der Badegäste ist anders geworden. Sie sind heute viel leichtsinniger.

Auch in Kleinmachnow?

Wir sind ein sehr strenges Bad. Und das hat seinen Grund. Wir achten auf die Einhaltung der Regeln, etwa dass am Beckenrand nicht gegessen oder geschubst wird. Oft stehen auch Kleinkinder mit Schwimmflügeln am Schwimmerbecken, auch das darf nicht sein. Hin und wieder müssen wir auch schon mal einen Verweis erteilen, etwa wenn Jugendliche mit einer Bierfahne ins Wasser wollen oder rumpöbeln. Wir wollen, dass Familien gern kommen und sie nicht Angst haben, wenn sie ihre Kinder mal allein ins Bad schicken. Das wird auch akzeptiert.

Rettungsschwimmer sind rar geworden, könnte das irgendwann zum Problem werden?

Wir haben schon heute Probleme, die Sommermonate entsprechend abzusichern. Das ist eine große Herausforderung. Es fehlt an Nachwuchskräften bei den Fachangestellten für Bäderbetriebe, Schwimmmeistern, vor allem aber auch bei Rettungskräften. An einem Badetag mit etwa 3000 Gästen benötigen wir im Durchschnitt zwei Schwimmmeister und vier bis fünf Rettungsschwimmer, die sind schwer zu bekommen. Wenn wir den Badebetrieb aber nicht absichern können, müssen wir die Gästezahlen begrenzen. Wir werden versuchen, in der kommenden Saison die Teltower Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit ins Boot zu holen.

Hilft es, die Attraktivität des Bades zu erhöhen?

Ich denke, jeder will da arbeiten, wo es Spaß macht. Die begonnene Sanierung ist sicher von Vorteil. Und wir zahlen zumindest den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, auch das ist nicht überall üblich.

Eigentlich sollte die weitere Sanierung schon anlaufen, in diesem Winter wird nun aber nicht gebaut?

Nein. Wir sind beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau- und Reaktorsicherheit (BMUB) einem Förderaufruf gefolgt und hoffen auf eine 80-prozentige Förderung der Bausumme bei der energetischen Sanierung der Beckenwasser- und Duschwassererwärmung. Das Genehmigungsverfahren läuft noch und hat den Prozess verzögert. Wir würden es jetzt nicht mehr schaffen, im Winter fertig zu bauen und müssten das Bad in der nächsten Saison schließen. Das geht nicht. Aber im Hintergrund werden natürlich Ausschreibungen, Bietergespräche und Vergaben laufen, sodass wir nach den Sommerferien Ende August 2017 beginnen können.

Was steht dann konkret an?

Zunächst die Sanierung des Nichtschwimmer- und Schwimmerbeckens, wobei die Kubatur beider Becken erhalten bleibt. Sie werden nicht größer, aber mit Edelstahl verkleidet. Auch das Schwimmmeisterhäuschen wird neu gebaut. Der Großteil wird aber unter der Erde stattfinden, dort wird die komplette Wasser- und Pumptechnik ausgetauscht. Zur Saison 2018 wollen wir fertig sein. 

Ein Ärgernis war lange die Parkplatz-Situation, hat sie sich entspannt?

Sehr viele Gäste aus der näheren Umgebung kommen zu Fuß oder mit dem Rad. Wir haben inzwischen 450 bis 500 Fahrradstellplätze am Bad, die sind regelmäßig voll. Für die Autofahrer haben wir Schilder aufgestellt, die sie direkt auf den großen Parkplatz leiten. Zudem wurde die Nutzung bis zum 30. September ausschließlich auf Freibad-Besucher beschränkt. Das Parken auf Rand- und Grünstreifen wurde durch Poller unterbunden. Mit den rund 140 Parkplätzen entsprechen wir der Stellplatzsatzung der Gemeinde, aber in Stoßzeiten benötigen wir mehr. Hier wird es Gespräche mit allen Beteiligten über einen möglichen Ausbau des Parkplatzes oder den Bau eines Parkdecks geben.

Das Gespräch führte Solveig Schuster

Markus Schmidt (42) ist seit 2013 Geschäftsführer der Freibadgesellschaft Kiebitzberge. Er hatte den Posten von Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) übernommen.

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