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Attraktiver Festspielort: Die nach Plänen von Karl-Friedrich Schinkel erbaute Kirche auf dem Petzower Grellberg.

© H. Ludwig

Potsdam-Mittelmark: Bezauberndes Kleinod

Die Petzower Kirche wird als Veranstaltungsort immer beliebter. Erstmals drei Konzertreihen für das kommende Jahr geplant

Werder (Havel) - Ob Liederabend, Streichquartett oder Bläsersextett – die kleine Kirche auf dem Petzower Grellberg bietet beste Voraussetzungen für die Kammermusik. „Die Akustik ist hervorragend“, befindet der Pianist und Geschäftsführer der Havelländischen Musikfestspiele, Frank Wasser. Insgesamt sei die Kirche ein bezauberndes Kleinod mit interessantem historischen Hintergrund. „Zudem ist sie für Besucher gut erreichbar“, so Frank Wasser. All das zeichne die Petzower Kirche als attraktiven Ort für die Festspielsaison 2013 aus.

Seit 28 Jahren ist der Landkreis Potsdam-Mittelmark Pächter der 1842 nach Plänen von Schinkel erbauten und mittlerweile entwidmeten Kirche. Bis 1994 wurde sie umfassend saniert – danach entwickelte sie sich zu einer bekannten und begehrten Adresse für Kunst und Kultur. Daran soll auch im kommenden Jahr angeknüpft werden, kündigte die mittelmärkische Kulturamtsleiterin Doris Patzer an. Besonders stolz ist sie darauf, dass in Petzow erstmals drei Konzertreihen angeboten werden können.

Neben den Havelländischen Musikfestspielen und der bereits in diesem Jahr eröffneten Reihe „Orgel und Orgel plus“ konnte erstmals auch das Polizeiorchester für einen eigenständigen Veranstaltungszyklus gewonnen werden. „Das freut uns besonders, weil das Orchester ja auch in Petzow seinen Sitz hat“, so Doris Patzer. Der gesamte Klangkörper hat natürlich keinen Platz in der kleinen Kirche, deshalb wird das Orchester mit kleinen kammermusikalischen Ensembles die Programme gestalten. Der Auftakt für diese Reihe wird am 3. März gegeben.

Auch für die Havelländischen Musikfestspiele wird es eine Premiere in der Petzower Kirche sein. Erstmals fungieren die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Havelland im kommenden Jahr gemeinsam als Veranstalter für diese Reihe. Beide haben bisher eigene Festspiele organisiert, die Jahr für Jahr Tausende Besucher zu Konzerten in Herrenhäuser und Kirchen lockten. Nun wurde die Fusion der Festspiele beschlossen, beide Landkreise erhoffen sich davon eine noch größere Ausstrahlungskraft.

Vier von insgesamt 39 Festspielkonzerten finden in der Petzower Kirche statt, und nicht zufällig wurden dafür vor allem italienische Künstler ausgewählt. „Es ist für sie eine besondere Freude, dort aufzutreten“, sagt Frank Wasser, denn der Innenraum des Schinkel-Baus besticht durch seine Gestaltung im italienischen Stil. Den Auftakt gibt am 24. März ein Konzert von Alberto Cesaraccio (Oboe) und Maurizio Barboro (Klavier) – ein Duo aus Sardinien, das bereits viele Preise bei internationalen Wettbewerben gewonnen hat. Ebenfalls aus Italien stammen Gino Santo (Trompete) und Daniela Gentile (Klavier) – das Duo spielt am 15. September ausgefallene Werke von meist selten aufgeführten Komponisten. Gemeinsam mit Claudio Ferrarini (Querflöte) ist Frank Wasser selbst am Klavier am 1. Dezember in Petzow zu erleben. Auf dem Programm steht dann festliche Musik von Johann Sebastian Bach als Einstimmung auf die Adventszeit. Bei den Musikfestspielen im Havelland schon häufiger zu Gast waren der Violinist Michael Süssmann und Tor Erik Seime Pettersen am Klavier. Die beiden norwegischen Künstler treten am 21. April in Petzow auf.

Die neue Kirchenorgel steht im Mittelpunkt der dritten Konzertreihe, oft dabei auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten. Mit ihrer Einweihung im vergangenen Jahr erfüllte sich ein langgehegter Wunsch in Petzow, denn die ursprüngliche Orgel war zum Ende des Zweiten Weltkriegs verlorengegangen, als die Kirche als Luftbeobachtungsstand diente. 175 000 Euro musste der Landkreis für die neue Orgel mit ihren 14 Registern und 600 Pfeifen investieren. Der größte Teil davon stammte aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, auch die Stadt Werder und die Petzower Vereine haben sich beteiligt. Der Heimatverein hatte für Spenden geworben: Sammelbüchsen wurden aufgestellt und Benefizkonzerte veranstaltet. Der Kunstkreis hatte mit dem Landkreis eine Gedenkmedaille prägen lassen und verkauft. Insgesamt sind so 25 000 Euro für das Instrument zusammengekommen.

Gut funktioniert in der kleinen Petzower Kirche das Zusammenspiel von Musik und bildender Kunst – deshalb ist sie auch ein begehrter Ausstellungsort. Es gibt sehr viele Anfragen von Künstlern, so Patzer, bis zum Jahr 2016 sei die Kirche für Ausstellungen jedoch bereits ausgebucht. Hagen Ludwig

Weitere Infos unter www.havelländische musikfestspiele.de und www.potsdam-mittelmark.de

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