zum Hauptinhalt
Die Realität. Das Areal des ehemaligen VEB Spezialbau am Bahnhof Rehbrücke verfällt, im Hintergrund steht der alte Speicher, ein Industriedenkmal.

© Andreas Klaer

Bau am Bahndamm: Nuthetal plant Stadt der Zukunft

Wohnungen, Gastro, Büros: Ein Investor plant Großes für das Gewerbegebiet im Nuthtaler Ortsteil Bergholz-Rehbrücke.

Von Eva Schmid

Bergholz-Rehbrücke - Der Kontrast könnte nicht größer sein: Wo heute rostige Container stehen, alte Industriebauten vor sich hingammeln und Berge von Müll herumliegen, soll demnächst eine Stadt der Zukunft entstehen. Mit modernen Lagerhallen für Handwerker, mit Brandenburgs erster Indoor-Surfanlage. Geplant sind zudem ein kleiner Uni-Campus mit Studentenwohnungen, möblierten Wohnungen für Dozenten. Auch ein Seminarhotel könnte an der Stadtgrenze entstehen, ebenso generationsübergreifende Wohnungsprojekte.

Genügend Platz für all diese Ideen sei da, sagt Projektentwicklerin Katharina Rathenberg. Sie stellte die Pläne für die Gesamtentwicklung des Areals zusammen mit ihrem Auftraggeber, dem Eigentümer der Fläche, Daniel Panzer, am Donnerstagabend im Ortsentwicklungsausschuss in Nuthetal vor. Panzer ist Arzt und Inhaber einer Berliner Schönheitsklinik – und in Potsdam kein Unbekannter: sein Name fiel bereits bei mehreren Bauprojekten, er interessierte sich unter anderem für die Rekonstruktion der Alten Post am Platz der Einheit sowie für das Terrassenrestaurant „Minsk“.

Die Vision. Auch eine Lagerhalle für Handwerker soll entstehen.
Die Vision. Auch eine Lagerhalle für Handwerker soll entstehen.

© Visualisierung: Maiglöckchen UG

Jetzt hat er in Nuthetal ambitionierte Pläne: Von den rund 7,5 Hektar des sogenannten Spezialbaugeländes will Panzer, seine Flächen, etwa vier Hektar, in spätestens drei Jahren baulich entwickeln. „Wir sind bereits in Gesprächen mit dem Landkreis, der Stadt Potsdam und dem Land und ich denke unser Vorhaben wird Zustimmung finden.“

Bisher keine geordnete Entwicklung

Das Projektareal – eine Art Nuthetaler Wurmfortsatz des Potsdamer Industriegebiets – befindet sich nördlich der Arthur-Scheunert-Allee zwischen Bahn und verlängerter Beethovenstraße. Es entstand 1942, als die Flächen für ein Zwangsarbeitslager gerodet wurden. Nach mehreren Zwischennutzungen wurde zu Beginn der 1960er-Jahre der VEB Spezialbau dort errichtet. Er stellte Spezialanfertigungen für Militärbauten her und war verantwortlich für Baumaßnahmen der sowjetischen Besatzungsmacht. Das Gewerbegebiet hat immer noch einen eigenen Bahnanschluss.

Nach der Wende gab es mehrfach Änderungen der Besitz- und Nutzungsverhältnisse, die Spuren dieses Chaos sind unverkennbar. Der häufige Wechsel hat unter anderem auch eine geordnete Entwicklung behindert. Schon 1991 sollte ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Panzer hat seine Flächen in Bergholz-Rehbrücke vor rund zehn Jahren erworben. Einer zweiten Familie gehören die restlichen Flächen. Mit ihnen stimme man sich ab, so Panzer.

Teurer Wellenritt

Das Projekt, für das schon in diesem Jahr Baustart sein soll, ist die „Havelwelle Potsdam“. Wie berichtet wollen Ginette und Enrico Rhauda im Gewerbegebiet neben Autoteile Unger Touristen, Hobby- und Leistungssportler auf der perfekten Welle surfen lassen. Das Paar rechnet mit regem Andrang, deutschlandweit gibt es bisher nur drei solcher Indoor-Anlagen, eine davon in Berlin. Geplant sind dort zudem Unterkünfte für Besucher der „Havelwelle“, auch Surfcamps sollen angeboten werden. Wer eine Stunde auf der künstlichen Welle reiten will, muss tief in die Tasche greifen: 38 bis 42 Euro kostet der Spaß, Brett und Anzug inklusive. Neben die „Havelwelle“ soll nach den Plänen der Projektentwickler ein weiteres Sportangebot kommen, auch eine größere Gastronomie ist im Gespräch.

Die alten Gebäude – zum Teil unter Denkmalschutz stehend wie der Getreidesilo, der 1960 gebaut wurde, – sollen erhalten bleiben. In den Silo könnten einst Büros kommen, angedockt an den Speicher sollen die Studentenwohnungen entstehen. Der geplante Campus soll auf rund zwei Hektar realisiert werden, so Panzer. Gut möglich sei es, dass dort eine Universität mit Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften entstehen könnte, sagte der Eigentümer.

Start-ups und Gastronomie

Die ehemalige Lagerhalle aus den 1930er-Jahren soll als Grundgerüst erhalten bleiben, darin sollen unter dem Titel „Meisterwerkstätten“ Handwerker Flächen und Büros bekommen, auch mit dem Handwerk verbundene Start-Ups können sich hier einmieten. Im ehemaligen Heizhaus, das in einem sehr maroden Zustand ist, soll Gastronomie für die Gemeinde einziehen. Zum Investitionsvolumen wollte sich die Projektentwicklerin nicht äußern.

Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke).
Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke).

© Eva Schmid

„Dass die Havelwelle kommt, finde ich richtig gut“, sagte Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) den PNN. Auch dass das gesamte Areal als Ganzes entwickelt würde, gefalle ihr. Jedoch ist sie sich sicher, dass es nicht ohne eine geordnete Planung, also einen Bebauungsplan, funktionieren wird. Den gibt es bisher nicht, nur einen Flächennutzungsplan, der dort Gewerbe und Handel vorsieht.

Doch einen Bebauungsplan will Panzer nicht und verweist auf zwei bereits gescheiterte Versuche. Er wolle daher die Projekte nach Paragraf 34 Baugesetzbuch einzeln als Bauvorhaben beantragen, die Entwicklung des Areals könnte so aus seiner Sicht in fünf bis sieben Jahren vollendet sein.

Zur Startseite