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Bunte Räume. Junge Künstler stellen in Töplitz aus.

© Heinrich Mauersberger

Ausstellung in Töplitz: Von Visionen, Utopien und Affen

Die Galerie Töplitz eröffnet am heutigen Samstag eine neue Ausstellung und stellt vier junge Künstler vor.

Von Helena Davenport

Ein hellgelber Streifen biegt sich, blaue Schwaden wandern, woanders ein knall-orangefarbener Balken, scharfkantige Dreiecke, Pink, tiefes Schwarz. Marlet Heckhoffs 24 Acryl-Arbeiten – in der Galerie Töplitz direkt neben dem Eingang platziert – ziehen den Besucher regelrecht in die neue Ausstellung. Alles bewegt sich, das Auge fragt sich, wohin zuerst. Die Leipziger Künstlerin macht sich Räume zu eigen, zerlegt diese zuerst, um die Bestandteile dann neu anzuordnen. Neben ihr stellen derzeit drei weitere junge Künstler in der Galerie Töplitz aus. Am heutigen Samstag wird die Schau, die bis zum 8. Juli zu sehen ist, mit einem Konzert um 16 Uhr in der Dorfkirche eröffnet.

Was sind das für Räume, die sich auftun? Der Betrachter ist eingeladen, sie zu erobern. Eigentlich tragen Heckhoffs Bilder nämlich Titel, die an die ursprünglichen Orte erinnern. Neben einer Serie hängt etwa „Kleingarten“. Aber für die 24 kleinformatigen Arbeiten, die ohne direkte Vorlagen entstanden sind, suche sie noch nach einem Titel, so Heckhoff. Die 34-Jährige ist Meisterschülerin in der Klasse für Installation und Raum an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Ihre Installationen entstehen in ihren Bildern.

Heinrich Mauersberger beschäftigt sich lieber mit der Zeit und dem Zeitempfinden. Auf seinen Ölbildern stellt er Orte dar, die aus dem alltäglichen Blickfeld verschwunden sind. Sie fallen nur dem auf, der sie zum ersten Mal sieht. Gerade war er in der Schweiz. Mit Staffelei und Farben bewaffnet hat der 30-jährige Leipziger die Orte, die ihm begegneten, direkt auf Leinwand übertragen. Vielschichtig sind seine Arbeiten in vielerlei Hinsicht. In den Schichten, die er aufgetragen hat, hat er die Zeit eingefangen und gleichzeitig eine eigene Ordnung erschaffen. „Ordnung ist das ganze Leben“, sagt Mauersberger schmunzelnd. Manche seiner Ölbilder wirken wie Langzeitbelichtungen. Hier und da hat er das Motiv um eigene Elemente bereichert, so wie um einen Ralleystreifen, der das Thema Schnelllebigkeit aufwirft. Mauersberger formt das Zeitempfinden in Bewegungsabläufe um, mit denen Umgebung wahrgenommen wird. Mal tastet er langsam ab, mal rast er an Gebäuden vorbei. Seine Bewegungen lassen sich im Duktus wiederfinden.

Charlotte Lengers farbenfrohe Papierarbeiten berühren in ihrer Komik. Ein Papagei posiert im Halbprofil, ein Fuchs guckt kess, als würde er befürchten, zu viel preiszugeben und ein Strauß sieht gleichzeitig verwegen und neugierig aus. Die Bilder sind gleich groß und in Reih und Glied gehängt. Eigentlich malt Lenger großformatig, die 27-Jährige studiert an der Universität der Künste Berlin. Mit den kleinen Arbeiten möchte sie die Porträtmalerei zitieren. Und tatsächlich lässt die Präsentation den Eindruck erwecken, man würde Charakteren aus einer Großfamilie gegenüberstehen. Der freche Cousin, die traurige Tante. Ihr liebstes Motiv seien Affen, sagt Lenger, weil sie menschliche Gesten übertreiben.

Mit der Utopie setzt sich Eri Hayashi auseinander. Die 28-jährige Japanerin studiert an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Sie macht das greifbar, was sonst nur in der Vorstellung existieren kann. Sie hat Fotos von der japanischen Insel Hashima gemacht, von der aus bis zu den Siebzigern unterseeischer Kohleabbau betrieben wurde. Heute ziehen die Ruinen, die an die zahlreichen Arbeiter und Zwangsarbeiter erinnern, Touristen an. Die Fotos hat Hayashi auf gläserne Steine gedruckt – die Umrisse der Ruinen verhindern das Durchschauen. Daneben liegen Steine, die sie aus Pappe geformt hat, ebenfalls mit den Fotos bedruckt. Was an der Oberfläche gleich zu sein scheint, ist im Kern grundverschieden. 

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