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Aus einem Kesselwagenam Gürebahnhof in Seddin ist eine giftige Flüssigkeit ausgetreten.

© dpa

20 verletzte Bahnmitarbeiter: Giftalarm am Rangierbahnhof Seddin

Durch ein Leck im Kesselwagen wurden 20 Eisenbahner verletzt.

Seddiner See - Beim Austritt einer giftigen Flüssigkeit aus einem Kesselwagen der Bahn auf dem Rangierbahnhof Seddin sind am Freitag 20 Bahnmitarbeiter verletzt worden. Sie seien wegen Atembeschwerden und Übelkeit zur Beobachtung in umliegende Krankenhäuser gebracht worden, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Nach PNN-Informationen konnten die meisten von ihnen am Abend bereits wieder entlassen werden.

Bei der Substanz handle es sich um Hydrazin, das unter anderem zur Produktion von Raketentreibstoff dient. Schon bei einer Temperatur von 20 Grad kann es mit der Luft ein giftiges Gemisch bilden, für das bei mehr als 38 Grad Explosionsgefahr besteht. Auf Haut, Augen und Atemwege wirkt Hydrazin ätzend.

Bahnmitarbeiter hatten bei einer Kontrolle das Leck um 13.15 Uhr an einem von 16 Kesselwagen entdeckt, die mit insgesamt 25 Tonnen Hydrazin beladen und dort abgestellt sind. Laut PNN-Informationen sollen die Wagen kurz zuvor eingefahren sein. Sofort wurde die Gefahrstoffeinheit der Feuerwehren des Landkreises Potsdam-Mittelmark alarmiert. Laut Kreisbrandmeister Herbert Baier waren 150 Einsatzkräfte vor Ort – sie mussten mit schwerer Atemschutztechnik arbeiten. Rund um die Unglücksstelle wurde laut Polizei ein Sperrkreis mit einem 300 Meter großen Radius gezogen. Die Rangierarbeiten auf dem Bahnhof ruhten seit dem Mittag. „Zum Glück ist die Flüssigkeit an einer Schweißnaht nur tröpfchenweise ausgetreten“, sagte Baier. Das Hydrazin wurde vorerst aufgefangen. Gegen 20 Uhr gelang es, das Leck abzudichten. Danach sollte die Flüssigkeit vom beschädigten Kessel in einen Ersatzkesselwagen gepumpt werden. Der Sperrkreis konnte verkleinert werden. Auch der Betrieb auf dem Rangierbahnhof sollte wieder aufgenommen werden. Explosionsgefahr habe aufgrund der geringen Austrittsmenge nicht bestanden, so Baier. Ständig seien entsprechende Messungen durchgeführt worden. Für die Anwohner in Neuseddin habe keine Gefahr bestanden.

Spezialkräfte der Polizei versuchten derweil Beweise zu sichern. Es bestehe der Verdacht auf fahrlässige Körperverletzung, hieß es seitens der Bundespolizei.

Bereits am 13. Februar 2004 hatte es auf dem Güterbahnhof einen schweren Gefahrgutunfall gegeben. Ein leerer Güterwaggon war auf einen Kesselwagen mit 55 Tonnen Schwefeldioxid geprallt war. Das stechende Gas der Gefahrenklasse II, das bekanntlich auch bei der Kohleverbrennung entsteht, kann in hoher Konzentration zu Augen- und Atemreizungen, Lungenödemen und flüssig zu Erfrierungen führen. Ein Drama wurde womöglich nur durch eine Uhr verhindert, die neben den Gleisen auf einem Betonpfeiler stand: Der Kesselwagen war bei dem Unfall zwar aus den Schienen gerutscht. Der vom Fahrwerk abgetrennte Kessel lehnte sich aber gegen den Pfeiler und bekam nur eine Beule. Verletzt wurde damals niemand. (ldg/dpa)

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