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Ein Corona-Testcenter steht in Wenningstedt auf Sylt.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Update

Nach Feier Inzidenz bei 1700: Polizei ermittelt auf Sylt wegen falscher Impfpässe

Die Corona-Fälle auf der Insel Sylt steigen rasant an – auch wegen einer Party mit falschen Impfnachweisen. Mehrere Restaurants haben vorläufig geschlossen.

Nach den Feierlichkeiten rund um den Jahreswechsel kehrt auf der Nordseeinsel Sylt traditionell Ruhe ein. In diesem Jahr allerdings noch etwas früher als sonst. Der Grund: Explodierende Fallzahlen nach einem Corona-Ausbruch. Dieser hat auch die Polizei veranlasst, Ermittlungen aufzunehmen.

Die Beamten gehen dem Verdacht nach, dass Gäste einer Weihnachtsfeier in einer Diskothek in Kampen sich mit gefälschten Impfpässen verbotenerweise Zutritt verschafften und so den Ausbruch mit verursachten, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Dienstag berichteten. „Die Ermittlungen zum Fall laufen“, sagte ein Polizeisprecher der Zeitungsgruppe dazu. Ein Ergebnis gab es den Angaben zufolge zunächst noch nicht.

Die Ermittlungen richten sich demnach gegen bis zu drei Besucher der Party. Auch der Kreis Nordfriesland geht demnach davon aus, dass viele der Infektionen auf Sylt auf die Weihnachtsfeier in der Disko zurückzuführen sind.

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Die Inzidenzen in Schleswig-Holstein steigen derzeit drastisch an, Hintergrund ist mutmaßlich die Ausbreitung der leicht übertragbaren Omikron-Variante des Coronavirus. Nach Angaben der Kieler Landesregierung lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis Nordfriesland, zu dem auch Sylt gehört, am Montag bei annähernd 700. Dem Kreis zufolge waren am Montag auf Sylt 477 Menschen an Corona erkrankt, weitere knapp 600 befanden sich in Quarantäne.

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Am 26. Dezember hatte es noch 27 registrierte aktive Coronavirus-Fälle unter den 18.000 Einwohnern der Insel Sylt. Bevölkerung gegeben. Die hochgerechnete, offiziell nicht ausgewiesene Inzidenz auf Sylt liegt nach Berechnungen einiger örtlicher Medien derzeit bei über 1700, wie der Geschäftsführer der Sylt Marketing, Moritz Luft, sagte. Der Kreis selbst berechnet keine Inzidenzen auf lokaler Ebene. Dies werde nicht für sinnvoll gehalten, sagte ein Kreissprecher. Die offizielle Zahl für den gesamten Kreis Nordfriesland lag am Montag bei 697,6.

Die Verläufe der aktuell Infizierten auf der Insel seien mild, sagt der Geschäftsführer der Sylt Marketing, Moritz Luft. So habe das Klinikum auf der Insel in der Omikron-Welle bislang noch keine Infizierte aufnehmen müssen. Daher seien die Menschen auf der Insel vorsichtig, Hysterie herrsche nicht.

Kein selbstauferlegter Lockdown

Mehrere Hotels und Gaststätten auf Sylt haben angesichts der rasant steigenden Zahlen auf der Insel vorläufig geschlossen. „Aufgrund der zahlreichen Corona-Ausbrüche haben bereits mehr als 20 Sylter Gastronomie- und Hotelbetriebe ihren Betrieb vorläufig eingestellt oder ziehen ihre Betriebsferien präventiv vor, um ihre Mitarbeiter und Gäste zu schützen“, sagte Luft.

Für den Tourismus auf Sylt bedeuteten die spontanen und vorgezogenen Schließungen eine Verkleinerung des touristischen Angebots in einer ohnehin relativ ruhigen Zeit. Eine Art selbstauferlegter Lockdown sei dies allerdings nicht, sagt Luft. Und tatsächlich gibt es immer noch eine gute Auswahl an Cafés und Restaurants, in denen sich die Urlauber, die um diese Jahreszeit auf der Insel sind, nach einem Strandspaziergang aufwärmen können. Wegen eines Ausbruchs offiziell geschlossen wurde zudem vom Kreis Nordfriesland keiner der Betriebe, wie ein Sprecher des Kreises sagte.

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Doch warum schließt ein Betrieb freiwillig? „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil wir gemerkt haben, dass die Omikron-Welle immer näher rückt, dass gefühlt täglich zwei Restaurants oder gastronomische Betriebe geschlossen haben“, sagt Jens Lund, Inhaber des gleichnamigen Café-Restaurants in Hörnum im Süden der Insel. Er habe die geplanten Betriebsferien nach Absprachen auch mit seinen Mitarbeitern daher um einige Tage vorgezogen und verlängert. „Das war für uns die sichere Variante, bevor sich jemand infiziert.“ Auch wenn man davon ausgehe, dass Omikron nicht zu schweren Verläufen führe, stehe die Sicherheit an erster Stelle. „Wir wollen es auch nicht in unsere Familien tragen.“

Mariella Kreis steht im Eingang zu dem geschlossenen Hotel Miramar an der Strandpromenade in Westerland.

© dpa/Christian Charisius

Am Ende der Friedrichstraße in Westerland liegt das traditionsreiche Luxushotel Miramar, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Vor der Rezeption erfasst eine Kamera automatisch die Temperatur der eintretenden Gäste. Eigentlich. Denn auch das Fünfsterne-Haus der Familie Kreis hat seit dem 9. Januar geschlossen. Aus Sorge vor der Omikron-Welle.

Eigentlich wollte das Miramar seine Betriebsferien wie immer im November machen und hat diese jetzt vorgezogen – „aus Vorsicht und zum Schutz unserer Mitarbeiter“, sagt Mariella Kreis. Die Situation sei seit den Feiertagen ja etwas heikel. „Wir hatten keinen Fall und wollen dem auch vorbeugen.“

Bei den Gästen sei die Entscheidung auch gut angekommen, weil diese ja auch vorsichtig seien. Die Gäste, die jetzt angereist wären, hätten einfach zum nächstmöglichen Zeitpunkt gebucht. „Wir haben die Feiertage gut überstanden, so dass man mit ruhigen Gewissen jetzt sagen kann, wir machen mal eine kleine Pause.“ (AFP, dpa)

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