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Videobeweis. Der Polizist Michael Slager schießt dem fliehenden Walter Scott in den Rücken.

© AFP

Update

FBI ermittelt gegen Schützen von Charleston: Michael Slager wurde schon zuvor übermäßige Gewalt vorgeworfen

Im Fall der tödlichen Schüsse von Polizist Michael Slager auf den unbewaffneten Afroamerikaner Walter Scott übernimmt jetzt das FBI die Ermittlungen. Slager, dem bereits in der Vergangenheit übermäßige Gewalt vorgeworfen worden war, wurde aus dem Polizeidienst entlassen, er steht unter Mordanklage.

Der weiße US-Polizist, der einen flüchtenden Afroamerikaner in den Rücken schoss und tötete, hat sich bereits zuvor wegen übermäßiger Gewalt gegen einen Schwarzen verantworten müssen. Das geht aus einer Beschwerde in der Personalakte von Michael Slager hervor.

2013 war Slager demnach in North Charleston mit einem Kollegen zu einem Einbruch gerufen worden. Die Betroffene führte die Polizisten zum Haus des mutmaßlichen Täters, wo ein wohl Unbeteiligter an der Tür erschien. Obwohl die Frau klarstellte, dass er nicht der gesuchte Einbrechter sei, sei es zu Handgreiflichkeiten gekommen, woraufhin Slager seinen Elektroschocker einsetzte. So berichteten es eine Augenzeugin und der Betroffene, der später die Beschwerde einreichte.

Slager habe ihm grundlos einen Schock verpasst und ihn geschlagen und gezerrt. Der zweite Polizist sagte dagegen, Slager habe den Taser einsetzen müssen, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen.

FBI nimmt Ermittlungen auf

Im Fall der tödlichen Schüsse auf den offenbar unbewaffneten Afroamerikaner Walter Scott hat auch die US-Bundespolizei FBI mit Ermittlungen begonnen. Wie in ähnlichen Fällen aus der Vergangenheit prüft die Behörde unter anderem, ob der 33-jährige Beamte eine Bürgerrechtsverletzung begangen hat, als er den flüchtenden Afroamerikaner von hinten erschoss. Dies teilte das Justizministerium am Mittwoch in Washington mit.

Der Beamte Michael Slager, der wegen Mordes angeklagt wurde, sei zudem aus der Polizeiabteilung entlassen worden, teilte der Bürgermeister von North Charleston im Staat South Carolina, Keith Summey, mit. Darüber hinaus kündigte Summey an, mehr als hundert Körperkameras für die Polizisten der Stadt zu kaufen, um zukünftig die Arbeit der Einsatzkräfte zu dokumentieren.

Der Mann, der die Aufnahmen machte, hätte sie beinahe gelöscht

Der Urheber des Videos, das die tödlichen Schüsse des US-Polizisten auf Walter Scott zeigt, hatte nach eigenen Angaben zuerst überlegt, die Aufnahmen zu löschen. Er habe sich jedoch entschieden, das Video publik zu machen, nachdem er den Polizeibericht über den Vorfall in North Charleston gelesen hatte, sagte der 23-jährige Mann dominikanischer Abstimmung einem amerikanischen Fernsehsender. Bevor er die Aufnahme startete, hätten der Polizist und der 50 Jahre alte Afroamerikaner eine körperliche Auseinandersetzung gehabt, sagte der junge Mann weiter. „Sie waren auf dem Boden. Ich erinnere mich, dass der Polizist die Kontrolle über die Situation hatte.“ Scott habe nur weglaufen wollen und sei keine Bedrohung gewesen.

Die amerikanische Öffentlichkeit reagierte bestürzt auf den Vorfall. „Wir sind besser als das – Vertrauen zurückgewinnen, Justizsystem reformieren, jedes Leben respektieren“, teilte Ex-Außenministerin Hillary Clinton über Twitter mit. Der afroamerikanische Bürgerrechtler Al Sharpton forderte eine Reform der Polizeiarbeit: „Wir brauchen eine nationale Gesetzgebung, um die Menschen in diesem Land vor solchen Vorfällen zu schützen.“ (mit dpa)

Paul Middelhoff

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