Jahrzehnte in der Bundespolitik: Wolfgang Schäuble – sein Wirken in Bildern
Seit 1972 saß Wolfgang Schäuble im Bundestag. Von der Wiedervereinigung bis zur Überwindung der Finanzkrise gehörte er zu den wichtigsten Lenkern der deutschen Politik. Stationen seines Wirkens in Bildern.
Der CDU-Politiker und frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Der 81-Jährige starb am Dienstag im Kreise seiner Familie.
Schäuble gehörte zu den profiliertesten Politikern Deutschlands. Von 1972 bis 2023 war er 51 Jahre lang ununterbrochen Bundestagsmitglied und bei seinem Tod der dienstälteste Abgeordnete.
In den Regierungen von Helmut Kohl und Angela Merkel gehörte er mehrmals dem Kabinett an, unter anderem als Chef des Kanzleramtes, als Finanz- sowie Innenminister. Die Unterzeichnung des Einigungsvertrags mit der DDR war ein Höhepunkt seiner Laufbahn.
Stationen des politischen Lebens von Wolfgang Schäuble in Bildern
Gerade einmal 30 Jahre war Wolfgang Schäuble alt, als er 1972 erstmals in den Bundestag gewählt wurde. Der gebürtige Freiburger nahm das Direktmandat seines Wahlkreises Offenburg an. Kanzler war damals Willy Brandt (SPD).
1984 übernahm Schäuble als Kanzleramtsminister unter Helmut Kohl erstmals ein Regierungsamt.
Schäuble kümmerte sich maßgeblich um die Beziehungen zur DDR – und bereitete den Besuch des Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, in der Bundesrepublik 1987 vor.
Als Bundesinnenminister verhandelte Schäuble dann 1990 die Staatsverträge zur deutschen Vereinigung. „Die Unterzeichnung hat mich unglaublich bewegt. Es war schön“, sagte Schäuble später über einen der bedeutendsten Momente seines politischen Lebens.
Die Phase nach der Wiedervereinigung hat Schäuble oft als die glücklichste seines politischen Schaffens bezeichnet. Doch sie wurde jäh beendet, als am 12. Oktober 1990 ein psychisch kranker Attentäter bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau nahe Offenburg auf ihn schoss. Die Ärzte retteten Schäubles Leben. Doch er blieb vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt und war auf den Rollstuhl angewiesen.
In den 1990er Jahren war Schäuble als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag eine wichtige Stütze für Kanzler Helmut Kohl. Er sicherte Kohls Regierungsmacht ab.
Nach der Wahlniederlage der Unionsparteien 1998 übernahm Schäuble das Amt des CDU-Vorsitzenden. Doch nach nicht einmal eineinhalb Jahren gab er im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Februar 2000 den Posten auf. Auch von der Spitze der Fraktion zog Schäuble sich zurück. Er hatte zuvor eingeräumt, 1994 eine Barspende in Höhe von 100.000 D-Mark vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber angenommen zu haben. Die Affäre kostete Kohl den Ehrenvorsitz der CDU. Es kam zum Bruch zwischen den einstigen Weggefährten.
Angela Merkel wurde CDU-Vorsitzende. Als Bundeskanzlerin berief sie Schäuble erneut zum Bundesinnenminister, 2009 wechselte er dann ins Finanzressort.
Als Finanzminister trat Schäuble vor allem auch auf europäischer Ebene in Erscheinung. In der Eurokrise arbeite er unter anderem eng mit seiner damaligen französischen Amtskollegin Christine Lagarde zusammen. Nicht immer waren die beiden einer Meinung. Doch trotz mancher Differenzen entwickelte sich eine echte Freundschaft zwischen ihnen.
„Ich bin tieftraurig, in Wolfgang Schäuble einen wahren treuen Freund zu verlieren“, sagte Lagarde, jetzt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), zum Tode Schäubles „Zeit Online“.
Schwierig waren in der Eurokrise die Gespräche Schäubles mit seinem griechischen Amtskollegen Yanis Varoufakis. Griechenland und die europäischen Institutionen suchten nach einer Lösung im Streit um die griechischen Schulden. Schäuble und Varoufakis wurden dabei keine Freunde und machten bei öffentlichen Auftritten ihre unterschiedlichen Positionen sehr klar. „Isch over“ wurde der berühmteste Ausspruch Schäubles zur Griechenland-Krise.
Mit 45-jähriger Parlamentserfahrung wurde Schäuble 2017 zum Bundestagspräsidenten gewählt, in das zweithöchste Amt in der Bundesrepublik. Darüber steht nur das des Bundespräsidenten. Auch dafür wurde Schäuble mehrmals gehandelt, es fehlte aber wohl die nötige Unterstützung durch Merkel.
Anders als die Kanzlerin stieg Schäuble 2021 nach dem Machtverlust der Union nicht aus der Politik aus, sondern kandidierte erneut für den Bundestag, dem er da schon fast ein halbes Jahrhundert angehörte. In seinem Wahlkreis Offenburg holte er wieder das Direktmandat.
Dem Vorbild anderer CDU-Politiker wie Peter Altmaier oder Annegret Kramp-Karrenbauer, die auf ihr gewonnenes Mandat zugunsten von Jüngeren verzichteten, folgte Schäuble nicht. Er wollte das Mandat wahrnehmen, und zwar über die volle Wahlperiode.
Schäuble blieb einfacher Abgeordneter und eröffnete als Alterspräsident mit den meisten Jahren im Bundestag die erste Sitzung. Er sah sich selbst als „Parlamentarier mit Leib und Seele“. (mit Agenturen)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- showPaywallPiano:
- false