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Bildung ist ein Grundpfeiler menschlicher Entwicklung.

© imago images/Thomas Frey

Investition in die Zukunft: Warum Entwicklungshilfe vor Krisen schützt

Globale Probleme werden immer größer. Wenn wir nicht mehr in internationale Entwicklungszusammenarbeit investieren, werden wir für die Folgen bezahlen. Ein Gastbeitrag.

Wir leben in einer Zeit, die sich oft wie zerbrochene Hoffnung anfühlt. Zahlreiche Krisen erschüttern die Welt – Krieg, Klimawandel, Hungersnöte, Krankheiten, Armut. Selbst wohlhabende Länder wie Deutschland spüren diesen Druck.

Aus nächster Nähe haben wir erlebt, wie ansteckend Krisen sind. Covid-19 verbreitete sich in Windeseile rund um den Globus – genau wie die Folgen des Ukrainekriegs.

Ein Konflikt in einem Land stürzte die ganze Welt in eine Energie- und Nahrungsmittelkrise. Er trieb die Inflation und Zinsen hoch, verschärfte in mehr als 50 Entwicklungsländern die Verschuldungskrise und könnte damit auch die globalen Finanzmärkte destabilisieren.

Angesichts dessen mag es verlockend erscheinen, sich vom Globalen ins Nationale zurückzuziehen. Erst die eigenen Probleme lösen, ehe man sich mit denen anderer Länder befasst. Derartige Ansichten haben zuletzt dazu geführt, dass die Entwicklungszusammenarbeit zurückgegangen ist.

Viele Länder leisten zunehmend in Form von humanitärer Hilfe Unterstützung. Bis zu einem gewissen Grad können damit die akuten Auswirkungen von Krisen abgemildert werden. Doch ihre Ursachen werden dadurch nicht beseitigt.

Die Industriestaaten dürfen die Augen nicht verschließen

„Eure Probleme sind nicht unsere.“ Eine solche Einstellung verschlimmert Krisen zusätzlich. Wir müssen „unsere Probleme“ gemeinsam lösen. Das beginnt mit der Entscheidung für Investitionen in eine Entwicklung, von der weltweit alle Menschen profitieren. Nur so kann es langfristig gemeinsamen Frieden und Wohlstand geben.

Die Menschheit hat die Wahl: kooperieren oder untergehen.

António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen

Krisen entstehen oft aus Entwicklungsdefiziten – und verschlimmern dann die bestehenden Lücken. Armut zwingt jedes Jahr Millionen von Menschen zur Flucht. Nicht, weil sie ihre Heimat verlassen wollen, sondern weil sie schlicht keine andere Wahl haben.

Dieser Teufelskreis von Unsicherheit und Leid muss durchbrochen werden. Die Vereinbarung beim diesjährigen Weltklimagipfel in Ägypten, dass reiche Länder ärmeren mit Ausgleichszahlungen bei der Bewältigung von klimabedingten Katastrophen helfen, ist daher ein wichtiger Schritt.

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Die Industriestaaten müssen jedoch auch die seit langem bestehende Zusage einhalten und 100 Milliarden Dollar für Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern bereitstellen. Investitionen in eine klimaresistente Entwicklung stoppen Krisen, ehe für die Folgen gezahlt werden muss.

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Gelegentlich mag der Eindruck entstehen, Entwicklungsländer würden nur auf internationale Unterstützung warten. Das trifft jedoch nicht zu. Viele haben historische Fortschritte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Armutsbekämpfung gemacht und das weitgehend aus eigenen Mitteln.

Krisen stellen die Bevölkerung im Südsudan vor große Herausforderungen. Die Menschen sind auf internationale Hilfe angewiesen.

© Daniel Rosenthal/Deutsche Welthungerhilfe

Kenia und Uruguay stehen an der Spitze der grünen Energierevolution. 90 Prozent der Stromerzeugung stammen dort inzwischen aus erneuerbaren Energien.

Ein schnellerer Fortschritt, der mehr Menschen erreicht, ist unabdingbar. Als zusätzliche Investition, die die nationalen Mittel ergänzt, kann Entwicklungszusammenarbeit Innovation und die Einführung von Technologien beschleunigen und weitere Kapitalflüsse begünstigen.

Deutschland hat sich im Rahmen seiner langjährigen Partnerschaft mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen wiederholt für solche Ansätze eingesetzt. Immer mehr Entwicklungsländer können damit Milliarden Dollar für den Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung aufbringen.

In zwanzig afrikanischen Staaten wird derzeit begonnen, die Mini-Grid-Technologie einzuführen, kleine Netze, die unabhängig von der nationalen Stromversorgung laufen und vor allem bei der nachhaltigen Elektrifizierung ländlicher Gebiete einen wichtigen Beitrag leisten.

Ohne Hilfen wird sich die Lage drastisch verschlimmern

Eine weitere gängige Annahme ist, dass umfassende Entwicklungsarbeit während einer Krise zu riskant sei. Durch fehlende Unterstützung können sich Krisen jedoch oft jahrelang hinziehen. Der Krieg in der Ukraine hat beispielhaft gezeigt, wie schnell aus einer nationalen eine internationale Krise werden kann.

Die Vereinten Nationen stabilisieren in der Ukraine kontinuierlich Unternehmen und öffentliche Dienstleistungen. Das ändert zwar nichts daran, dass der Wiederaufbau eine gewaltige Aufgabe bleibt, er kann dadurch aber auf einer gewissen Grundlage geschehen und schneller vorankommen.

90
Prozent der Stromerzeugung stammen in Kenia und Uruguay inzwischen aus erneuerbaren Energien.

In Afghanistan arbeiten wir mit Gemeinden zusammen, um Lebensmittel anzubauen, die Wasserversorgung aufrechtzuerhalten und den Lebensunterhalt und die lokale Wirtschaft zu sichern. Das schafft nicht nur eine Lebensgrundlage für die Bevölkerung, sondern weckt auch Hoffnung, dass ein Wandel möglich ist – eine essentielle Voraussetzung für den Wiederaufbau.

Wir kennen viele der entwicklungspolitischen Lösungen für Krisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bahnte der Marshall-Plan den Weg zum Frieden in Europa, indem er den Wiederaufbau ganzer Volkswirtschaften ermöglichte. Heute müssen wir in viel mehr dieser Lösungen investieren, auch durch globale Zusammenarbeit, wie sie Deutschland betreibt.

António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, sagte kürzlich: „Die Menschheit hat die Wahl: kooperieren oder untergehen.“ Unsere Welt wird zwar von Krisen heimgesucht. Sie ist aber auch reicher als je zuvor. Wir haben die finanziellen Mittel, um in eine Entwicklung zu investieren, die alle erreicht, die Krisen begrenzt und die uns allen mehr Sicherheit bringt. Es gibt nur eine einzige wirkliche Hürde: Entscheiden wir uns für die Zusammenarbeit – oder nicht.

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