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Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern

© Peter Kneffel/dpa

Lahmender Kandidaten-Stürmer Laschet: In der Union denkt so mancher an einen spektakulären Spielerwechsel

Vor allem in München wird man hochnervös: Dass eine Regierung ohne Union unter einem Kanzler Scholz möglich werden könnte, das löse „Fantasie“ im Wahlvolk aus.

Von Robert Birnbaum

Bei Markus Söders Sätzen ist es manchmal schwer zu sagen, ob Absicht dahintersteckt oder es mit ihm durchgeht. Jedenfalls haben im CSU-Präsidium etliche aufgehorcht, als der Parteichef am Donnerstag ein Stichwort fallen lässt, das seit dem Machtkampf um die K-Frage eigentlich tabu ist. Söder referierte über die miesen Umfragen, die schlechten Umfragewerte für CDU-Chef Armin Laschet und die guten für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz – und fasste das Elend zusammen in dem Satz: „Sechs Wochen vor der Wahl über einen möglichen Austausch von Kandidaten zu reden, zeigt, wie schwer die Lage ist.“

Das ist zweifellos richtig. Und richtig ist auch, dass der regelrechte Absturz der Union und ihres Kandidaten fünf Wochen vor der Wahl hier und da bei manchem in CDU und CSU den Gedanken auslöst, ob nicht ein spektakulärer Spielerwechsel knapp vorm Ziel immer noch weniger riskant wäre als die Aussicht, dass der amtierende Stürmer weiter lahmt.

Trotzdem ist es natürlich eine Sache, ob Abgeordnete und Wahlkreiskandidaten darüber tuscheln, die um ihre eigene Zukunft fürchten müssten – und eine andere, wenn das der CSU-Chef und potenzielle Auswechselspieler selber tut. Und das zwei Tage vor dem offiziellen Auftakt der Union zum Wahlkampf-Endspurt, den Laschet und Söder am Samstag mit Kanzlerin Angela Merkel im Berliner Tempodrom einläuten wollen.

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Nach der Sondersitzung, anberaumt wegen der Lage in Afghanistan, bleibt Söder bei seinem alarmierten Ton. Aber zur K-Frage murmelt er bloß ein „ist entschieden“. Und CSU-Generalsekretär Markus Blume betont bei der Ankündigung weiterer Termine – CSU-Parteitag, Wahlkampfabschluss auf dem Münchner Nockherberg – gleich mehrfach, dass „unser Kanzlerkandidat“ Armin Laschet unterstützt werde „in völliger Geschlossenheit und Entschlossenheit".

Trotzdem, die Lage ist schwierig. Eine aktuelle Allensbach-Umfrage ändert daran aus CSU-Sicht nichts Grundlegendes. Die Demoskopen vom Bodensee sind zwar mit ihren Werten weit weg von denen der meisten anderen Institute, die Union und SPD schon im Kopf-an-Kopf-Rennen sehen, mit klarem Kandidaten-Vorsprung für Scholz. In der Allensbach-Umfrage kommt die Union auf 27,5 Prozent und die SPD auf 19,5.

Markus Söder, CSU-Chef

© Peter Kneffel/dpa

Aber zum einen hat das Institut die Union historisch schon oft bis kurz vor dem Wahltag zu hoch eingeschätzt. Zum anderen zeigt auch der Allensbacher Trend, nur weniger steil, für CDU/CSU nach unten und für die SPD bergauf.

Dieser Trend macht sie in München hochnervös: Dass eine Regierung ohne Union unter einem Kanzler Scholz möglich werden könnte, das löse „Fantasie“ im Wahlvolk aus.

Die habe Folgen. Zum ersten Mal seit Langem, vermerkt Söder, wanderten offenbar Wähler von der Union rüber zur SPD. In Bayern gebe es obendrein die andere „Ausweichoption“ – die Freien Wähler, aktuell Koalitionspartner seiner Landesregierung.

„CSU-Ergebnisse hängen vom Bund ab“

Der CSU-Chef baut jedenfalls schon mal vor für den Fall, dass sich die Lage nicht bessert. Auch die eigene Partei steht nämlich in den Umfragen schlecht da, 36 Prozent wurden zuletzt gemessen, Tendenz sinkend. „CSU-Ergebnisse hängen vom Bund ab“, sagt Söder nun. „Wir haben maximal acht bis zehn Prozent mehr.“

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Dass er den eigenen Kandidaten nicht unterstütze, will er sich nicht nachsagen lassen: „Wir haben ausführlich Armin Laschet plakatiert.“ Er selbst will in den nächsten Wochen auf eine "Stadion-Tour" durch Bayern gehen, von Unterschleißheim bis Oberfranken.

Termine jenseits der weiß-blauen Landesgrenzen sind nicht dabei. Er höre aus CDU und CSU immer wieder die Aufforderung, „noch stärker die persönliche Karte zu ziehen“. Nur, wenn er’s tue, kämen bei anderen gleich wieder andere Gedanken auf.

„Es ist nicht einfach, die richtige Balance zu finden“, sagt Söder. Bestimmt nicht, wenn dazwischen eben solche Sätze fallen.

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