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Ein Job mit wenig Freiheiten ist der Lehrerberuf in Deutschland. Das wollen die Liberalen ändern.

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Ideen gegen den Lehrermangel: Gleiches Geld an allen Schulformen und Lehrpläne entrümpeln

Die FDP-Bundestagsfraktion hat ein Papier mit Vorschlägen gegen den Lehrkräftemangel beschlossen. Sie sollen Bildung besser und den Beruf attraktiver machen.

Die Misere ist groß, und sie wird in den nächsten Jahren vermutlich noch größer: An Deutschlands Schulen fehlen Zehntausende Lehrkräfte. Die FDP-Bundestagsfraktion hat nun ein Positionspapier mit einem „Konzept für einen modernen Lehrberuf“ beschlossen, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Darin schlagen die Liberalen vor, die Lehrpläne zu entrümpeln, veraltete Inhalte und Methoden zu streichen und sie künftig nur noch zur Hälfte von den Landesschulbehörden vorgeben zu lassen. Über die andere Hälfte könnten die Schulen dann selbst entscheiden.

Prämien für besonders engagierte Lehrkräfte

Besonders engagierte Lehrkräfte sollten dem Papier zufolge Prämien bekommen, und die Besoldung sollte für alle Schulformen identisch sein. Ein massives Ärgernis für nicht-verbeamtete Lehrer ist, dass ihnen in manchen Bundesländern für die Zeit der Sommerferien gekündigt wird. „Wir fordern die Länder zu einem Ende dieser Praxis auf“, heißt es in dem Papier. Dies sei eine Frage des Respekts.

In diesem Zusammenhang fordert die Fraktion auch, künftig die tatsächliche Arbeitszeit von Lehrkräften zu erheben und deren Tätigkeit nicht pauschal anhand der unterrichteten Stunden zu bewerten. Alle zusätzlichen Aufgaben müssten real abgebildet werden.

Mit „Schulomas und -opas“ Lesen üben

Außerdem solle es jeweils pro zehn Lehrkräften eine Verwaltungskraft zur Entlastung geben und allgemein der Einsatz multiprofessioneller Teams mit Fachleuten von IT bis Sonderpädagogik gefördert werden. Die FDP kann sich aber auch den Einsatz von „Schul-Omas und -Opas“ vorstellen, die mit Grundschulkindern Lesen, Schreiben oder Rechnen üben könnten.

Schulen müssten „moderne Lern- und Inspirationsorte“ und baulich attraktiv sein, heißt es weiter, und sie bräuchten mehr Autonomie übers Budget.

Außerdem geht es in dem Papier um das Thema Qualifizierung. Gefordert werden mehr Studienplätze gerade an beliebten Unis, mehr Praxis schon im Studium und eine bundesweite Umstellung vom Staatsexamen auf das Bachelor-Master-System. Überdies regt die Fraktion eine bessere Betreuung der Studierenden an sowie mehr Weiterbildung für alle, die schon im Beruf sind. Für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden flächendeckend spezialisierte Masterstudiengänge gefordert, in denen sie zu vollwertigen Lehrkräften ausgebildet werden.

Denkbar wäre für die FDP, künftig auf das Referendariat zu verzichten: „Durch ein duales Lehramtsstudium, in dem sich Uni- und Schulphasen möglichst kurzfristig abwechseln, könnte das Referendariat entfallen“, heißt es in dem Papier. Den Aufbau pädagogischer Hochschulen, an denen nur Lehrkräfte ausgebildet werden, hält die Fraktion für erwägenswert.

„Lehrer ist ein fantastischer Beruf, was wäre wichtiger als jungen Menschen die Welt zu eröffnen und sie zu ihrem eigenen Lebensweg zu inspirieren? Es ist ein Armutszeugnis für die Bildungspolitik, dass es dennoch immer weniger Lehrkräfte gibt“, sagt dazu Ria Schröder, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Bundestag. Es brauche einen Aufbruch für den Lehrerberuf, „mehr Anerkennung und mehr Freiheit“.

Die Vorschläge kommen vor dem Hintergrund jüngster Studienergebnisse, die dem deutschen Schulsystem einmal mehr bescheinigen, in der Krise zu stecken. Der IQB-Bildungstrend, eine nationale Vergleichsstudie, hatte im Oktober ergeben, dass jeder dritte Neuntklässler die Mindeststandards im Lese- und Hörverständnis im Fach Deutsch verfehlt, mehr als jeder Fünfte im Bereich Rechtschreibung.

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