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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, SPD, beim Start der Corona-Kampagne in der Bundespressekonferenz Berlin Deutschland

© IMAGO/Joerg Carstensen/photothek.de

„Ich schütze mich“: Bundesweite Werbeaktion soll Impfquote erhöhen

Die Bundesregierung startet eine neue Corona-Kampagne für rund 32,7 Millionen Euro. Der Gesundheitsminister warnt vor einer Herbstwelle und fordert eine Maskenpflicht in Innenräumen.

Die Bundesregierung startet eine neue Kampagne zum Schutz vor Corona in der Herbst- und Winterzeit. Die bundesweite Werbeaktion soll insbesondere die Impfquote in der durch Infektionen besonders stark gefährdeten Altersgruppe der Über-60-Jährigen erhöhen, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Vorstellung am Freitag in Berlin.

Er appellierte angesichts steigender Fallzahlen zugleich an die Bundesländer, eine Maskenpflicht in Innenräumen einzuführen.

Die Kampagne unter dem Titel „Ich schütze mich“ soll nach Angaben Lauterbachs und seines Ministeriums dazu motivieren, den eigenen Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren. Sie thematisiert darüber hinaus aber auch Vorsichtsmaßnahmen wie das Maskentragen.

84 Bürgerinnen und Bürger schildern in eigenen Worten ihre Erfahrungen mit Corona oder ihre Motive, sich dagegen zu schützen. Die 84 Personen stehen für 84 Millionen Menschen in Deutschland. Die Kampagne läuft in Medien, sozialen Netzwerken und auf Plakaten.

Je früher man die Bremse tritt, desto besser ist es.

Karl Lauterbach (SPD)

Nach Angaben Lauterbachs belaufen sich die Kosten für die Entwicklung und Umsetzung der bundesweiten Kampagne auf rund 32,7 Millionen Euro. Es sei „keine Angstkampagne“, betonte der Minister. Es gebe bei den Schilderungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu ihren Beweggründen auch „lustige Motive“. Bei ihnen handle es sich um „echte Menschen“ aus der Mitte der Gesellschaft, es seien keine Schauspieler.

Lauterbach rief die Bundesländer dazu auf, die Einführung einer Maskenpflicht in Innenräumen in Erwägung zu ziehen. „Es ist jetzt wirklich an der Zeit“, sagte er unter Verweis auf ansteigende Fall- und Todeszahlen sowie eine zunehmende Belastung der Krankenhäuser. Die nun beginnende Herbstwelle der Corona-Infektionen werde sich nicht von selbst begrenzen, fügte er bei dem Termin in Berlin an. „Je früher man die Bremse tritt, desto besser ist es.“

Laut Infektionsschutzgesetz können die Bundesländer eine Maskenpflicht in Innenräumen bei entsprechender Infektionslage einführen. Die Erfahrungen in der Pandemie zeigten, dass „mit geringen Einschränkungen jetzt“ gravierende Maßnahmen zu späteren Zeitpunkten vermieden werden könnte, sagte Lauterbach.

Die Dunkelziffer bei den Neuinfektionen sei erheblich

Lauterbach gehe außerdem von einer „erheblichen Dunkelziffer“ bei Corona-Infektionen aus. „Ich glaube, dass die Zahlen, die wir haben, zuverlässig sind, aber nicht vollständig“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Es gebe eine Untererfassung bei Menschen, die einen positiven Schnelltest nicht durch einen PCR-Test bestätigen ließen.

„Daher rechnen wir mit einer Dunkelziffer, dass die Gesamtzahl drei bis vier Mal so hoch ist, wie das, was wir jetzt auswerten. Und das bedeutet, dass wir derzeit möglicherweise nicht also 100 000 neue Fälle haben, sondern, wenn man alle Fälle zählen würde, bis zu 400 000 Fälle.“

Lauterbach kritisierte auch die „Verharmlosung“ bei der Diskussion um Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Ob jemand „mit“ oder „an“ Corona gestorben sei, werde von Laien falsch bewertet. „Denn wenn ich mit Corona sterbe, kann es trotzdem so sein, dass ich ohne die Corona-Infektion nicht gestorben wäre“, sagte Lauterbach. „Das kriegen viele nicht auseinander. Die denken dann, mit Corona gestorben bedeutet, der wäre sowieso gestorben.“

Zudem steige durch eine Corona-Infektion für ein Jahr auch die Wahrscheinlichkeit an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. „Derjenige, der jetzt Corona gehabt hat und sechs Monate später an einem Herzinfarkt stirbt, der kommt nie in die Corona-Statistik“, erklärte Lauterbach. „Die müssten aber eigentlich auch gezählt werden. Weil der Mensch wäre ohne die Infektion nicht gestorben.“ Diese Verharmlosung sei nicht angemessen.

Zugleich zeigte sich der Minister überzeugt, dass eine neuerliche epidemische Notlage von nationaler Tragweite nach jetzigem Stand nicht ausgerufen werden müsse. „Das wird nicht stattfinden“, sagte er. Das Infektionsgeschehen sei „beherrschbar“, eine Notfalllage „zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht begründbar“.

Es gebe an die dominierende Coronavariante angepasste Impfstoffe in ausreichender Menge, Medikamente gegen schwere Verläufe, die Regelungen des Impfschutzgesetzes sowie einen guten Überblick über das Pandemiegeschehen. (AFP,epd,dpa)

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