zum Hauptinhalt
Die Bundeskanzlerin a. D. Angela Merkel in ihrem Büro.

© picture alliance / photothek/Thomas Trutschel

Update Exklusiv

„Hair & Make-up-Artist“: Bund zahlt 57.000 Euro für Merkels Styling

Zunächst wurden Angaben dazu verweigert – doch jetzt erklärt die Regierung, wie viel das Aussehen der früheren Regierungschefin dem Staat wert sein soll.

Für Kosmetik und Frisur der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat der Bund seit deren Ausscheiden aus dem Amt fast 57.000 Euro ausgegeben. Das erklärte das Bundeskanzleramt auf Anfrage des Tagesspiegels am Freitag und korrigierte damit eine frühere Auskunft, wonach insgesamt rund 55.000 Euro aufgewendet worden seien. Die falsche Zahlenangabe beruhe auf einem Tippfehler, hieß es.

Wie berichtet, beschäftigt Merkel eine Frau, die in Berlin als selbstständige „Hair-&-Make-up-Artist“ sowie als Modedesignerin arbeitet. Die Kosten für den Service belaufen sich für das vergangene Jahr demnach auf 39.780 Euro. Im Jahr 2023 hat die Regierung bisher 17.200 Euro aufwenden müssen. Damit werden für das gute Aussehen der früheren Regierungschefin rund 3000 Euro im Monat fällig. Reise- und Hotelkosten der Stylistin sind in den Beträgen enthalten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Keine Auskunft wegen Betriebsgeheimnis von Merkel-Stylistin

Angaben zur Höhe der Kosten hatte das Bundeskanzleramt zunächst unter Hinweis auf das Persönlichkeitsrecht sowie Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse „einer Auftragnehmerin des Kanzleramts“ verweigert, „die als Assistentin der Bundeskanzlerin a. D. für Make-up und Frisur tätig ist“. Unklar bleibt, seit wann die Frau, die nach eigenen Angaben auf ihrer Website schon „Bundeskanzler Schröder“ zu ihren Kunden zählte, für das Kanzleramt im Einsatz ist. Dieses gibt dazu keine Auskunft.

Die Kostenübernahme knüpft an die Wahrnehmung fortwirkender Amtspflichten an – unabhängig davon, ob sie öffentlich oder nicht-öffentlich sind.  

Ein Regierungssprecher zu Merkels Styling-Kosten

Der Steuerzahlerbund hatte die steigenden Kosten für Äußerlichkeiten von Spitzenpolitikern deutlich kritisiert. Es sei „den Steuerzahlern kaum zu vermitteln, dass sie auch für Visagisten und Hairstylisten von Politikern aufkommen sollen“, sagte Präsident Reiner Holznagel. Die Kosten dafür müssten „auf das Notwendigste reduziert und im Zweifel privat bezahlt werden“.

21.808
Euro gab das Kanzleramt in diesem Jahr für Visagisten und Friseure aus – Merkel geht extra.

Zu einer solchen Reduktion könnte beitragen, die Frisur-Finanzierung auf öffentliche Auftritte Merkels zu begrenzen. Dies ist jedoch offenbar nicht beabsichtigt. „Die Kostenübernahme knüpft an die Wahrnehmung fortwirkender Amtspflichten an – unabhängig davon, ob sie öffentlich oder nicht-öffentlich sind“, betont das Kanzleramt.

Da Merkels Büro über die Wahrnehmung nicht-öffentlicher Termine grundsätzlich keine Auskunft erteilt – und auch das Kanzleramt davon nichts erfährt –, kann nicht nachvollzogen werden, wann und wie oft die Altkanzlerin Stylingtermine beansprucht. Angesichts der hohen Kosten für die amtlich beauftragte Berliner Haar-Künstlerin dürften herkömmliche Salonbesuche aber eher selten sein.

Mit dem finanziellen Engagement für ihre Kosmetik steht Merkel in direkter Konkurrenz zum amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Laut Regierung sind für Frisur und Make-up bei Vertretern des Kanzleramts in diesem Jahr 21.808 Euro aufgelaufen, im vergangenen Jahr waren es 39.910 Euro. Das Kanzleramt kommt damit in der Ampel-Zeit auf rund 62.000 Euro.

Bislang war noch kein Altkanzler dem Bund so teuer wie Angela Merkel. Für ihr politisches Nachleben im Rahmen „fortwirkender Amtspflichten“ verfügt sie über ein Büro mit neun Planstellen samt Dienstwagen vom Bundeskriminalamt. Allein das Personal kostet mehrere Hunderttausend Euro jährlich, Reisekosten gehen extra.

Letzteres kann an die Budgetgrenze gehen, insbesondere, wenn die begleitende Stylistin in hochpreisigen Hotels mitlogiert. Aus interner Korrespondenz des Kanzleramts, die nach dem Informationsfreiheitsgesetz herausgegeben wurde, geht hervor, dass manches dabei „eigentlich zu teuer“ sei.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es bezüglich der genannten Geldbeträge für Make-up und Frisur der Bundeskanzlerin a.D., „hinzu kommen Reise- und Hotelkosten, wenn die Stylistin Merkel zu Terminen begleitet“.

Das Bundeskanzleramt hat seine ursprünglichen Angaben gegenüber dem Tagesspiegel dazu korrigiert. Reisekosten seien demnach in den Beträgen enthalten.

Ferner hieß es, die Kosten für den Service beliefen sich für das vergangene Jahr auf 37.780 Euro. Auch diese auf einer früheren Auskunft beruhende Angabe hat das Kanzleramt korrigiert (s.o.). Im Artikel wurden die Zahlen entsprechend geändert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false