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Politik: Die Hoffnungsträgerin

Sabine Sütterlin-Waack will für die Nord-CDU in den Bundestag.

Schleswig - Wären doch nur alle aus solch einem Holz geschnitzt wie Sabine Sütterlin-Waack. Das denkt sich mancher in der schleswig-holsteinischen CDU. Sagen tut es so direkt aber keiner. Die Partei, die in dieser Woche gerade ihren Landesvorsitzenden Jost de Jager durch einen Komplettrückzug aus der Politik verloren hat, wünscht sich sehnlicher denn je standfeste Leitbilder, die auch bei Gegenwind Orientierung, Verantwortung und Geradlinigkeit offenbaren.

Die 54-jährige Anwältin Sütterlin- Waack ist solch eine Basispolitikerin, die im Spätsommer noch plötzlich im Wege stand und nun zur Hoffnungsträgerin mutiert. Im Juni bereits meldete sie ihre Kandidatur für den Bundestagswahlkreis I Flensburg-Schleswig an, in dem der bisherige Flensburger CDU-„Platzhalter“ Wolfgang Börnsen aus Altersgründen abtreten will. Dann wurde ihr plötzlich der 47-jährige de Jager als Gegenkandidat vor die Nase gesetzt, um den Landeschef nach der verlorenen Landtagswahl mit einem Bundestagsmandat zu bedienen. Auf dem Nominierungsparteitag Anfang Oktober bekam de Jager 312, die vergleichsweise unbekannte Kommunalpolitikerin, die im Schleswiger Kreistag sitzt und ehrenamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Lürschau ist, 307 Stimmen. Das war kein reines Überzeugungsvotum für de Jager, sondern ein der Parteiräson folgendes, denn er hatte für den Fall einer Niederlage mit Rücktritt gedroht, den er nun drei Monate später völlig überraschend in die Tat umsetzte.

Die Juristin Sütterlin-Waack, insbesondere zu Hause im Familien- und Mietrecht, wird nun im kommenden Monat bei einem weiteren Nominierungsparteitag in Deutschlands nördlichstem Wahlkreis noch einmal ihren Hut in den Ring werfen. Vergleiche mit dem Zustand der Nord- Union nach der Barschel-Affäre 1987 hält sie für überzogen, denn damals sei die Partei tatsächlich am Boden gewesen. Sie erinnert sich auch deshalb genau, weil ihr Vater Henning Schwarz (CDU) als damals amtierender Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident übergangsweise das Land regierte, bis es 1988 zur Neuwahl und einem Sieg von Björn Engholms SPD kam.

Dennoch lässt auch sie der Zustand der Partei nicht kalt. Geradezu als ein Gegenbild de Jagers imponiert der Lokalpolitikerin Parteichefin Angela Merkel, die „einfach ihren Weg geht“. Mutige Frauen sind im nördlichsten CDU-Landesverband mit der Lupe zu suchen. Sütterlin-Waack dürfte dazu zählen, macht aber keine Geschichte darum. Vielmehr weiß sie, dass sie sich besser in der Partei vernetzen muss.

Für Merkel ist Schleswig-Holsteins Landesverband inzwischen zu einer „Dauerbaustelle“ geworden. Auf der Suche nach einem neuen Landeschef kristallisiert sich nach zahlreichen Absagen potenzieller Anwärter ein Duell zwischen den beiden stellvertretenden Landesvorsitzenden Ingbert Liebing (49) und Reimer Böge (61) heraus. Böge wäre als Europaparlamentarier nur eine Übergangslösung im Hinblick auf eine neue starke Führungsfigur, die auch für die nächste Landtagswahl aufgebaut werden muss. Der Bundestagsabgeordnete Liebing, zugleich Vorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung in der Nord-CDU, könnte solch ein Herausforderer für den Ministerpräsidentenposten sein. Beim jüngsten Landesparteitag im November erhielt er allerdings nicht einmal 70 Prozent Zustimmung bei seiner Wiederwahl als Stellvertreter. Sütterlin-Waack findet Argumente für beide strategischen Personalvorschläge, mahnt die Partei aber auch, bei dem nun nötigen Neuanfang die Inhalte nicht zu vergessen. Am 24. Januar wird die nächste Landesvorstandssitzung zu einem weiteren Krisenbewältigungsgipfel. Dieter Hanisch

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