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Die Krankenkasse DAK meldet so viele Atemwegserkrankungen, wie seit 2020 nicht mehr

© Getty Images/iStockphoto

Corona, RS-Viren, Grippe: Höchster Krankenstand in Deutschland seit drei Jahren

Aktuell leiden so viele Erwachsene unter Atemwegserkrankungen, wie seit Pandemiebeginn nicht. Die Zahl verfügbarer Intensivbetten sinkt erstmals unter 2000. Insbesondere in Berlin sind die Kinderkliniken überlastet.

In Deutschland waren im November so viele Menschen wegen Atemwegsinfektionen krank gemeldet, wie seit drei Jahren nicht. Das ergab eine interne Auswertung der Krankenkasse DAK-Gesundheit, die dem Tagesspiegel vorliegt. Darunter fallen auch meldepflichtige Erkrankungen wie das Coronavirus und die Grippe.

Bei der DAK sind 5,5 Millionen Menschen versichert, die Daten ergeben einen guten Überblick über die Krankschreibungen von Erbwerbstätigen bis Ende November. Im Gegensatz zu November 2021 liegt die Zahle der Kranken wegen Corona- und Grippeviren in diesem Jahr jeweils doppelt so hoch. Die Zahl der Krankschreibungen wegen normaler Erkältungen ist derzeit um 50 Prozent höher als in den Vorjahren.

Zuvor hatte der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, vor einer Welle verschiedener Atemwegsinfektionen gewarnt: „Momentan fällt auf, dass sich immer mehr Menschen mit der Grippe anstecken. Deshalb denke ich, dass es im Winter keine reine Corona-Welle geben wird, sondern dass eine Reihe von Atemwegsinfektionen parallel um sich greift.“

Die Werte der Atemwegserkrankungen „liegen aktuell sogar über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen“, hieß es am Mittwoch vom RKI. Angenommen werden laut Bericht insgesamt circa 9,5 Millionen akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung. In verschiedenen Städten sind insbesondere Kinder vom gefährlichen RS-Virus betroffen.

Weniger als 2000 verfügbare Intensivbetten

Aktuell sind zudem die Intensivbetten knapp. Die Summe der verfügbaren Intensivplätze ist erstmals seit Beginn der täglichen Meldungen im Intensivbettenregister auf unter 2000 gefallen. Am Donnerstag gab es nur noch 1886 freie Betten. Im Vergleich: am 8. Dezember 2022 waren es 2250, ein Jahr davor fast 4000. 

Die Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) meldet seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 täglich die freien Kapazitäten im sogenannten DIVI-Register. Insgesamt stehe bundesweit 20.476 Intensivbetten für Erwachsene zur Verfügung, davon sind 90 Prozent belegt. 

Üblicherweise sollen zehn Prozent der belegbaren Betten frei bleiben, um etwa angemessen auf Großlagen reagieren zu können. Wie viele Betten einsatzbereit sind, hängt vom verfügbaren Personal und der Schwere der zu behandelnden Fälle ab.

Während sich diese Zahlen auf Betten für Erwachsene beziehen, fehlen auch einsatzbereite Kinder-Intensivbetten. So meldete in Berlin am Donnerstag nur noch eine von acht Berliner Kliniken mit Kinder-Intensivstation freie Behandlungsplätze: der Charité-Virchow-Campus. Dazu galten als „begrenzt“ einsatzbereit der Charité-Standort Mitte und die Helios-Klinik Buch.

Insbesondere in Berlin war über die Not auf den Kinderstation diskutiert worden. Aus der Hauptstadt wurden nach Tagesspiegel-Informationen einige Kinder nicht nur nach Brandenburg verlegt, sondern auch nach Mecklenburg-Vorpommern.

Nach Tagesspiegel-Informationen werden in fast allen der belegbaren Betten tatsächlich Kinder versorgt. Der Senatsgesundheitsverwaltung vom Donnerstag zufolge gibt es in Berlin an neun Krankenhausstandorten eine „allgemeinpädiatrische Versorgung“ mit insgesamt 427 Betten, davon sind zwölf 12 Prozent meist aus Personalmangel gesperrt. Dazu kommen 213 Betten auf Frühchenstationen, von denen 13 Prozent nicht betrieben werden können, einsatzfähig sind zudem 173 Kinderbetten in Kardiologie, Herzchirurgie und Orthopädie.

Deutsche Kinderkliniken haben außerdem im vergangenen Jahr Betten abgebaut. Die Zahl ging von 2020 bis 2021 um 288 auf 25.920 zurück. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes auf Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor. Von 2018 bis 2020 verringerte sich die Zahl der Betten zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen bereits um 455.

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