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Anschlag in Ägypten: Zielscheibe Christ

Ohne Zweifel, die Reibereien zwischen Muslimen und Christen in Ägypten haben in den letzten Jahren zugenommen. Was sich jedoch jetzt in Alexandria zugetragen hat, hat eine ganz neue Dimension.

Das neue Jahr war noch keine halbe Stunde alt, da wurden für die koptische Kirche bereits die schlimmsten Befürchtungen wahr. Sechs Tage vor Weihnachten, das die Kopten wie die meisten Christen des Ostens in der Nacht zum 7. Januar feiern, machte die Terrororganisation Al Qaida Ernst. Nach den Gläubigen im Irak stehen nun auch die Kirchen entlang des Nils im Visier ihrer Selbstmordattentäter, um die religiösen Volksgruppen in einen offenen Kampf gegeneinander zu treiben. Ohne Zweifel, die Reibereien zwischen Muslimen und Christen in Ägypten haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Minderheit der Christen fühlt sich von den Behörden diskriminiert, bei der Besetzung staatlicher Ämter übergangen. Auch bei der Genehmigung von Kirchenbauten gibt es immer wieder Krach – wie zuletzt in Kairo, als bei Straßenschlachten mit der Polizei zwei Demonstranten starben. Umgekehrt beklagen aufgeklärte Kopten aber auch Belagerungsmentalität, Dogmatismus und geistige Militanz, die sich in ihrer Kirche unter dem 39-jährigen Pontifikat von Papst Shenuda III. breitgemacht hat. Was sich jedoch jetzt in Alexandria zugetragen hat, hat eine ganz neue Dimension. Das Attentat trägt die Handschrift von Al Qaida, deren geistige Sympathisanten in der Hafenstadt am Mittelmeer Zulauf finden. Für Ägypten könnte sich 2011 darum als ein Jahr von hoher Brisanz entpuppen. Im September soll der Nachfolger des 82-jährigen Staatschefs Hosni Mubarak gewählt werden, der 30 Jahre lang alle Fäden in der Hand hielt. Ein klarer politischer Erbe ist nicht in Sicht. Dem neuen Parlament fehlt wegen dreister Wahlfälschungen jede Legitimität. Die Muslimbruderschaft, bisher stärkste Oppositionspartei, wurde komplett aus der Volksvertretung herausgedrängt. So werden die Islamisten künftig noch tiefer als bisher in den politischen Untergrund abtauchen. Und die Fanatiker unter ihnen könnten auf wirklich dumme Gedanken kommen.

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