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Olaf Scholz sitzt auf dem Platz, auf den Friedrich Merz schielt.

© imago/photothek/IMAGO/Florian Gaertner

Union so stark wie die ganze Ampel: Kanzlerwahlverein sind die anderen

Entweder Scholz ändert sich, oder er gibt der SPD mehr Freiheiten. Auch von ihr müssen jetzt gute Ideen kommen. Sonst reicht es nicht bis zur Wahl.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Zugegeben, Umfragen sind noch keine Wahlergebnisse. Aber einen Anhalt geben sie schon, wo die Regierenden und die Opponierenden stehen. Und da lässt sich nach der jüngsten Erhebung sagen: Die Regierten haben zunehmend die Nase voll von den Ampelparteien, deswegen sinken deren Werte. Es wird spannend.

Sogar Friedrich Merz, der CDU-Chef, allseits unter akutem Entgleisungsverdacht, steht in der Kanzlerpräferenz vor dem amtierenden, vor Olaf Scholz. Das will, besser: das sollte dem etwas sagen.

Zumal die Union, die aus CDU und CSU, allein so stark ist wie die gesamte Ampel, 32 Prozent. Übersetzt heißt das: Die SPD ist schwach wie die Grünen, beide stehen bei 14 Prozent, die FDP liegt bei vier – die Mehrheit ist futsch. Und die FDP wäre auch noch ganz aus dem Parlament. Wieder, wie bei Guido Westerwelle.

Schlechte Vorzeichen. Nun kann man mit Scholz, dem Oberstoiker, sagen, abgerechnet wird zum Schluss, bei der Wahl. Und ein bisschen Zeit bleibt ja. Aber dass die Stimmung sich bis dahin dreht, ist nicht gewiss.

Denn es muss einiges geschehen: Entweder Scholz ändert sich, oder er gibt der SPD mehr Freiheit, sich als Partei kenntlich zu machen. Nur immer Gefolgschaft, das scheint ihr jedenfalls nicht zu bekommen. Kanzlerwahlverein sind die anderen.

Ob es die Koalition noch bis zur Wahl schafft?

Die Schwierigkeit ist bei der Skepsis, ob es die Ampel noch bis zur Wahl schafft, allerdings auch einzupreisen. Scholz steht vor der Verwürfelung des Balls: Er soll als Kanzler führen und zugleich mehr Spielraum geben, nicht zuletzt seiner SPD.

Wie das geht? Schlag nach bei Angela Merkel, auch einer Stoikerin: 18 Jahre die CDU geführt, 16 Jahre als Kanzlerin regiert – und meistens nach Umfragen. Sie hat fast jede Idee, die in der Bevölkerung ankam, zu ihrer erklärt und gemacht.

Das wäre schon mal eine Maßnahme. Sie folgt dem Spruch: Schau dem Volk aufs Maul und handle danach.

Die Trennlinie ist: nicht populistisch, aber populär. Was heißt, dass die Parteien allesamt so gefordert sind wie ihr Vorarbeiter. Und auch die SPD muss eigene Ideen haben. Da darf man gespannt sein.

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