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Sport und Politik in Potsdam: Die Kraft, die Gutes will

Glaubt man den Größen der großen Potsdamer Sportvereine, die dieser Tage gern hinter den Kulissen versuchen, Journalisten und Redaktionsleitungen von der Notwendigkeit des Potsdamer Systems der ganz eigenen Sportförderung zu überzeugen, dann droht in Potsdam der Weltuntergang. Täter: einige Journalisten.

Glaubt man den Größen der großen Potsdamer Sportvereine, die dieser Tage gern hinter den Kulissen versuchen, Journalisten und Redaktionsleitungen von der Notwendigkeit des Potsdamer Systems der ganz eigenen Sportförderung zu überzeugen, dann droht in Potsdam der Weltuntergang. Täter: einige Journalisten. Opfer: die Sportvereine. Erstes Opfer: der SV Babelsberg 03.

Doch bei genauem Hinsehen ist nicht mehr zu erkennen als das Versinken einer kleinen, abgeschotteten Welt im eigenen Sumpf. Denn was sich hier in Potsdam abspielt, ist kein Medienmachwerk, wie die Hilferufer aus den untergehenden Feuchtgebieten weiszumachen versuchen – es ist eine Gesetzmäßigkeit. Wer so wirtschaftet, wie hier gewirtschaftet wird, wer Gelder intransparent von A nach (SV)B verschiebt, wer ohne öffentliche Kontrolle und ohne politische Beschlüsse mit Geldern kommunaler Unternehmen Sportvereine nach Gutsherrenart sponsert, der muss davon ausgehen, dass das hinterfragt wird, dass Unregelmäßigkeiten öffentlich werden; und dass man sich nicht abspeisen lässt mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass es doch allen diene, wenn man den Vereinen unkompliziert helfe. Gleiches gilt für die, die das Geld nehmen. Was passiert, wenn der Geldgeber eines Tages einfach – nach Gutsherrenart – das Gegenteil beschließt oder droht, Vereine nicht mehr zu unterstützen? Dann sind sie ausgeliefert.

In Potsdams Filzokratie ist mehr als 20 Jahre lang gefingert worden wie auf dem Graumarkt der DDR: Eine Hand wäscht die andere und die wieder die nächste Nur, dass bei dieser schmutzigen Kreislaufwirtschaft niemand sauber bleibt. Es sind die Vereine, die sich mit den Politikern in den Führungsgremien schmückten und sich von diesen öffentliche Gelder versprachen. Und es sind Politiker, die liefern und sich mit der Vereinsarbeit Wähler, Macht und Einfluss zu sichern glauben. Bei allem guten Willen, bei allem Herzblut: Wer nicht öffentlich und transparent mit dem Geld anderer umgeht (das Geld der Stadtwerke ist kommunales), der setzt sich dem Verdacht aus, er hätte etwas zu verbergen. Wer als Politiker privat im Sportverein mit Bauträgern, Architektenbüros und Unternehmern verhandelt, die gleichzeitig öffentliche Aufträge in Stadt oder Land bekommen, und wer diese als Sponsoren und/oder als Funktionäre für seinen Verein wirbt, der ist schon zu weit gegangen: Bei dem ist nicht mehr zu unterscheiden zwischen den Funktionen. Und der Politiker, der als Aufsichtsrat eines städtischen Unternehmens Sponsorengelder für den eigenen Verein durchwinkt und dem Stadtparlament die Summen vorenthält, der hat jede Grenze überschritten. Es sind solche Strukturen, die man in süd- und osteuropäischen Staaten als mafiös bezeichnet, die im Rheinland gern mit „Klüngel“ verharmlost werden.

Die Frage ist nicht, warum darüber berichtet wird. Die Frage ist doch: Warum konnten so viele Verantwortliche in dieser Stadt so lange im Glauben leben, das alles ginge immer weiter, das habe schon seine Ordnung? Wohlwollend kann man für alle Beteiligten den Mephisto- Satz so umstellen: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.“ Die gute Absicht ändert nichts am Ergebnis: So, wie es gelaufen ist bisher, kann es nicht weitergehen – das führt in den Ruin. Und es entfremdet Politik und Bürger und Fans und Vereine.

Dabei wäre zumindest ein Teil der Lösung ganz einfach: Wer hindert die Stadtwerke daran, klare Sponsoringregeln festzulegen, einen Sponsoringetat aufzulegen und darüber – ja das Wort ist neu in diesem Zusammenhang – Rechenschaft abzulegen? Die Sparkassen – auch ein Großsponsor in öffentlicher Hand – machen das so. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs ist Aufsichtsratschef der Stadtwerke. Wer hindert ihn daran, es ebenso zu machen. Und die Vereine? Wer öffentliche Gelder will und nimmt, der sollte zu Transparenz verpflichtet werden. Schließlich ist auch der SVB ein Verein der Gemein- und nicht der Eigennützigkeit.

So bleibt: Die, die nicht bereit sind, offen Geld zu geben für den Sport, und die, denen die Wege des Geldes, das sie erreicht, egal sind, das sind falsche Freunde des Sports. Nach den einen müssen die Politiker suchen – unter sich und in städtischen Firmen. Und nach allen müssen die Vereinsmitglieder fragen. Im Verein.

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