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PORTRÄT ANNE-MARIE SLAUGHTER PROFESSORIN UND MUTTER:: „Frauen zahlen einen Preis für ihre Karriere“

Als Anne-Marie Slaughter im vergangenen Jahr in der Zeitschrift „Atlantic“ einen Artikel über das Spannungsverhältnis von Mutterschaft und Karriere veröffentlichte, erreichte die Politikprofessorin damit Hunderttausende von Lesern und löste eine heftige Kontroverse aus. „Die Debatte war viel internationaler, als ich mir das je hätte vorstellen können“, erinnerte sich die 54-jährige Mutter zweier Teenager-Söhne am Montag bei ihrem Besuch in Berlin.

Von Hans Monath

Als Anne-Marie Slaughter im vergangenen Jahr in der Zeitschrift „Atlantic“ einen Artikel über das Spannungsverhältnis von Mutterschaft und Karriere veröffentlichte, erreichte die Politikprofessorin damit Hunderttausende von Lesern und löste eine heftige Kontroverse aus. „Die Debatte war viel internationaler, als ich mir das je hätte vorstellen können“, erinnerte sich die 54-jährige Mutter zweier Teenager-Söhne am Montag bei ihrem Besuch in Berlin. Beim Mittagessen tauschte sie mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück Erfahrungen aus, am Abend debattierte sie mit Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

„Warum Frauen noch immer nicht alles haben können“, hieß der Titel des Textes, nach dessen Erscheinen Feministinnen der Autorin vorwarfen, sie verherrliche die Mutterschaft und gebe den Anspruch auf Gleichberechtigung auf. Das freilich war nie ihre Intention. Vielmehr schilderte die Hochschullehrerin, wie sie als erste weibliche Chefin des Planungsstabs im US-Außenministerium daran scheiterte, ihren Beruf und ihre Aufgaben als Mutter zu vereinbaren. Obwohl ihr Mann sich in Princeton um die Kinder kümmerte, verzichtete sie nach zwei Jahren auf den fordernden Job und kehrte aus Washington an die Universität zurück.

Auch beim Gespräch mit dem SPD-Kandidaten bekräftigte die Amerikanerin ihre Forderung, die Arbeitswelt müsse sich ändern, damit nicht immer nur von Müttern erwartet werde, zugunsten der Kinder zurückzustecken. „Es gab da keinen biologischen Grund, es war meine sehr persönliche Entscheidung“, versicherte sie. In ihrem Fall aber habe es keine andere Lösung gegeben, obwohl ihre Chefin Hillary Clinton viel Rücksicht auf gestresste Eltern nahm. Die Grenzen habe sie nicht aufheben können: „Ich kann den Ägyptern ja nicht sagen, macht mal ’ne Pause mit eurer Revolution, ich komme erst am Montag wieder ins Büro.“

Für die SPD-Forderungen nach einer Frauenquote in der Wirtschaft und gleicher Bezahlung für die Geschlechter zeigte der Gast viel Sympathie. Wegen der unterschiedlichen politischen Kulturen könne er aber auf die USA nicht übertragen werden. Die Amerikanerin findet es im Übrigen „toll“, dass Deutschland eine Kanzlerin hat. Doch würde sie es nicht für einen Rückschritt halten, wenn Angela Merkel von einem Mann abgelöst würde. „Symbole sind wichtig“, sagte sie dazu, „auf lange Sicht aber ist der Inhalt wichtiger.“ Hans Monath

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